Überfressen - das ist mein Stichwort.

Die Welt der digitalen Spiele hab' ich in folgender Reihenfolge erlebt:
  • Game Boy, PlayStation, PC Nr. 1
    PlayStation 2, Game Boy Advance SP, PC Nr. 2
Ich hab' zu viele Spiele gespielt, um die heutige Spielelandschaft aufregend zu finden. Oder spannend. Als ich 1994 angefangen habe zu spielen, war das mit 'nem Game Boy inkl. Tetris. Da war jedes Spielprinzip neu und geil. Ein Freund hat mir das Rollenspiel "The Legend of Zelda: Link's Awakening" ausgeliehen, das ich fast am Stück durchgespielt habe. Das hat mich gefesselt und erst wieder losgelassen als ich's durch hatte. Je länger ich Spiele spiele, desto seltener passiert so was. Dabei finde ich's total schön, im Bann der Spielwelt zu stehen und eine tolle Geschichte zu erleben.

Der Game Boy hat mich also in die Welt der digitalen Spiele geführt. Als ich 1996 auf Sonys PlayStation (PSX) umgestiegen bin, hat er seinen Reiz vorübergehend verloren. Auf der Konsole hab' ich bis '99 alles verschlungen, was ich in die Finger bekommen habe. Ich glaube die Schlüsselerlebnisse auf'm Game Boy - z. B. mit "Zelda" und "Super Mario Bros." - waren dafür verantwortlich. Die haben Lust auf mehr gemacht. Ich hab' jede Mark gespart und pro Jahr zwei, vielleicht drei Spiele gekauft. Entweder Spiele, die mir jemand aus meinem Freundeskreis emphohlen hat, oder Spiele, auf die ich durch Tests in Fachzeitschriften aufmerksam wurde. Damals gab's auch in vielen Kaufhäusern die Möglichkeit, Konsolenspiele live anzuspielen. Da waren Stände aufgebaut, an denen den lieben langen Tag Konsolen mit aktuellen Spielen liefen. Das war gut für einen Blick über den Tellerrand. Auf der PSX hat sich meine Vorliebe für 'ne Hand voll Genres zum ersten Mal ausgebildet. Ich hab' gemerkt, dass ich auf Strategie, Autorennen, Action und Abenteuer abfahre. Sprich "Command & Conquer", "Gran Turismo", "Resident Evil" und "Baphomets Fluch", um's grob zu umreißen.

Anno 99 hab' ich mir meinen ersten PC gekauft. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aus heutiger Sicht zwei Drittel aller für mich interessanten Spiele gespielt. Was ich auf'm PC gedaddelt habe, war meistens grafisch aufwändiger, teilweise mit 'ner anspruchsvolleren Geschichte gewürzt. Aber unterm Strich hatte ich vor der Ära PC mehr Spaß an mehr Spielen. Da wurde ich langsam dekadent vom ganzen Konsumieren.

PlayStation 2 (PS2), Game Boy Advance SP und der zweite PC folgten innerhalb weniger Jahre. Da gab's immer mal wieder einzelne Schmuckstücke zu bestaunen. Aber...

Originally posted by Mein Hirn
Mir geht gerade was durch den Kopf. Ich schreib's als Quote, denn hebt's sich vom Rest des Textes ab. Riecht nach Off-Topic.

Je länger ich Spiele spiele, desto kürzer ist die Lebensdauer meiner Unterhaltungsgeräte. Ich schreibe ja selbst, dass ich im Laufe der Zeit immer weniger Spaß an Spielen habe. Und trotzdem kaufe ich weiter. Und mehr. Warum? Ist mir Unterhaltung so wichtig, dass ich für das nächste Quäntchen Spaß immer schneller mehr Geld ausgebe? Ist mir die Suche nach Kurzweil mein Erspartes wert? Lebe ich, um Spaß zu haben?

Eigentlich total absurd. Ich hab' vor kurzem einen neuen PC gekauft. Jetzt, da ich meine Vergangenheit inmitten von Computer- und Videospielen reflektiere, fällt mir auf, dass dieser neue PC wahrscheinlich noch weniger Spaß und Unterhaltung mit sich bringt. Ich finde die Masse der Spiele von Jahr zu Jahr weniger cool. Ich seh' keinen Grund, warum sich das ändern könnte. Also bringt's noch mehr Frust, wenn ich noch mehr Geld ausgebe für Spiele und Zubehör. Denn auf die Art erfahre ich noch intensiver, wie wenige Spiele mich reizen.

Nicht, dass ich mir am Ende selbst einrede, dass es die wenigen Spiele wert sind.
... wo war ich? Ja, genau, beim zweiten PC und der PS2. Ich hab' just ins Regal guguckt und festgestellt, dass ich die meiner Meinung nach geilen Spiele aus der jüngeren Vergangenheit an einer Hand abzählen kann. Das beschränkt sich auf Survival-Horror ("Silent Hill"-Reihe auf der PS2) und Strategie (das aktuelle "Command & Conquer" auf'm PC). Survival-Horror ist glaube ich 'ne Phase, die wieder vorbeigehen wird. Bleibt Strategie. Ich könnte schwören: hätte ich im Jahre '98 oder '99 die geilsten Spiele der letzten beiden Jahre aufgezählt, hätte ich mehr als fünf Finger gebraucht.

Mir bleibt immerhin die Erinnerung an tolle Momente, spannende Geschichten und an atemberaubende Spiele. Und die Hoffnung, dass es all das wieder geben wird. Und wenn ich's selbst mache.