Das öffentliche Interesse an Schmidt-Nachfolgerin Anke Engelke hat schon wieder nachgelassen. Aber einen eigenen Thread verdient sie schon noch.
Ich bin bekennender Harald-Schmidt-Fan. Von daher gebe ich zu, dass es mir schwer fiel, Anke Engelke unvoreingenommen anzuschauen. Aber ich habe mir Mühe gegeben, sie *nicht* ständig mit Schmidt zu vergleichen. Jeder hat schließlich für sich eine eigene Chance verdient.
Dann habe ich die erste Sendung gesehen. Und sofort mit Schmidt verglichen. Ich konnte nichts dafür, aber Anke hat es darauf angelegt - sie hat wirklich *versucht*, Schmidt's Show zu machen. Und in dem Versuch war sie nur peinlich.
Die Arme kann noch nichtmal etwas dafür - Late Night ist einfach nicht ihre Welt, das merkt man sofort.
Mit tagesaktueller Politik weiß sie persönlich nichts anfangen. Hintergründige Ironie ist nicht ihr Ding. Ihre von Brainpool-Schreibenr vorgelegten Gag-Zeilen bringt sie so unnatürlich rüber, dass ich wirklich Mitleid bekomme. Vorallem wenn die Witzchen und Zoten so schlecht sind, dass sogar das vorgeheizte Publikum eine mit schiefer Geste aufgelegte Extra-Aufforderung zum lachen braucht. Nun lacht doch mal...
Ich habe mir Mühe gegeben mit ihr, mir drei Sendungen angetan, um zu sehen, ob sie sich vielleicht fängt, unabhängig von dümmlichen Sat1-Vorgaben ihre eigene Linie findet, aber nach drei Sendungen ging nichts mehr. Der Standup-Teil an Langeweile kaum zu überbieten, die Moderatorin nervös, unsouverän, unnatürlich, überfordert, sichtbar in eine Rolle gepresst, die ihr nicht liegt.
Anke Engelke ist eine leidlich gute "Comedy"-Figur. Wenn sie in andere Personen schlüpfen kann und ausgearbeitete Sketche spielt, dann ist sie in ihrer Welt. So etwas will ich aber nicht in einer Late Night Show sehen.
Late Night ist mehr, als eine hohe GpM (Gags pro Minute) Rate. Da vermisse ich schon ein bisschen Harald Schmidt, der es mit seinem "Anti-TV" nicht nötig hatte, jede Sendesekunde mit irgendwelchen Witzen auszufüllen, weil sonst der Gelegenheitszuschauer weiterzappen könnte. Stattdessen spielt Schmidt mit Andrack eine halbe Stunde lang im Sandkasten die Französische Revolution nach. Er hat selbst lange gebraucht, um seinen Weg zu finden und sich soetwas leisten zu können. Engelke wird diese Zeit nicht haben, wenn ihre Quote so bleibt...
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