Bevor ich mit meinem vorläufigen Review fortfahre, eine Warnung: Es ist 01:45, und ich habe die letzte halbe Stunde damit zugebracht, meine Gedanken zum Film niederzuschreiben. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde strotzt der Text nur so vor Tippfehlern und insbesondere derart ungeschickter und schlechter Formulierung, dass ich mich fast schäme, dieses Machwerk hier öffentlich zu präsentieren - aber, wie gerade erwähnt, es ist 01:45, ich muss morgen (eher heute) um 6:30 aufstehen, dh. mir bleiben nicht mal mehr 5 Stunden Schlaf, weshalb ich mir jetzt einfach nicht die Zeit nehmen kann, das ganze nochmal Korrektur zu lesen und an der Formulierung zu feilen. Ich habe jedoch vor, mir morgen (erneut: wohl eher heute, also am 12.08.) am abend dieses Geschreibsel nochmal vorzunehmen und es leicht zu verändern, um die gröbsten Fehler und Formulierungsschächen zu beseitigen. Bis dahin werdet ihr mit dieser Mitternachts-Fassung leben müssen *g*
Sin City ist wirklich einzigartig, ein Film, wie ich ihn (Und ich glaube uach sonst jemand) noch nie gesehen habe. Jeder, der Hollywood dafür kritisiert, ständig die selben Filme zu produzieren und diese Filmschmiede deshalb mittlerweile satt hat und sich nach Asien etc. orientiert, muss sich diesen Film ansehen, einfach um davon überzeugt zu werden, dass Originalität und Innovation in Hollywood eben doch noch nicht ganz ausgestorben sind. Im Gegenteil, Sin City strotzt vor beidem richtiggehend, so dass es einem fast vorkommt, als wolle er für die ganzen anderen Filme der letzten Jahre (auch wenn es da immer wieder mal die eine oder andere angenehme Ausnahme gab) entschädigen und das versäumte nachholen.
Trotz meiner offensichtlichen Begeisterung muss ich gestehen, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mit Sin City warm geworden bin. Wie schon erwähnt, der Film ist einfach so anders als alles, was ich bisher gesehen habe, sowohl visuell als auch generell, dass es einfach eine Zeit gedauert hat, mich darauf einzustellen. Der visuelle Stil hat zwar ab der 1. Szene zu begeistern gewusst, war aber trotzdem etwas gewöhnungsbedürftig. Zu Beginn waren es jedoch insbesondere die fast ständigen Off-Kommentare der Figuren, mit denen die "Gedankenblasen" quasi in den Film gerettet wurden. Zwar ist man eine Kommentierung durch den "Helden" der Geschichte im Film Noir-Genre durchaus gewohnt - aber nicht in dem Ausmaß. Ich denke, wenn man diese Kommentare und die "normalen" Dialoge zusammenzählt und die Laufzeit miteinander vergleicht, würden die Off-Kommentare gewinnen, und anfangs ist dieses "überkommentieren" einfach doch etwas störend, da gar so ungewohnt. Mit der Zeit jedoch gewöhnt man sich dran, und gegen Ende des Films will man die Kommentare eigentlich schon gar nicht mehr missen.
Was die gezeigte Brutalität betrifft... also entweder ist Sin City in den Kinos geschnitten, oder in den diversen Reviews wurde maßlos übertrieben. Ich würde keinesfalls behaupten, dass Sin City brutaler und/oder schockierender wäre als Kill Bill. Nicht, dass es in Sin City niht genug Blut und/oder Gewalt gab, denn davon gibt es in der Tat massenweise - der gesamte Film ist im Prinzip eine einzige Gewaltorgie. Nur wird die Gewalt durch den visuellen Stil oftmals entschärft, und vor allem Dingen: Sin City ist einfach so offensichtlich Fiktion, die Brutalität so überzeichnet, dass man sie einfah zu keiner Zeit ernst nehmen kann. Und so kann es schon mal vorkommen, dass das Kino bei an und für sich brutalen Szenen nervös zu lachen beginnt - zurückhaltend zwar, da man a) sich selbst nicht eingesethen will, dass man Brutalität tatächlich lustig findet und b) weil man eigentlich selber nicht so genau weiß, worüber man lacht - aber man lacht, zumindest hin und wieder. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich von der Gewalt abgestoßen oder ähnliches, und auch meine Freundin, die Gewalt normalerweise in Filmen nicht ausstehen kann, fand keine Szene in irgend einer weiße anstössig. Zu offensichtlich ist einfach, dass alles nicht echt ist, nur eine Phantasie, eine Geschichte...
Eben dies jedoch führt uns schon zu dem einen großen Kritikpunkt, den man, bei allem Lob und Hype, bezüglich "Sin City" immer wieder lesen konnte, und den auch ich leider nur bestätigen kann: Der Film ist irgendwie distanziert. So großartig, innovativ und wegweisend der visuelle Stil auch sein mag (und das ist er!), er verdeutlicht den oben bereits angesprochenen Aspekt der Fiktion. Dazu kommt noch die übertriebene Darstellung in einigen Szenen (so wird Marv mehrmals angefahren, ohne sonderlich Schaden zu nehmen - nur eines von unzähligen Beispielen) bzw. generell die überzeichnete Portraitierung der Gewalt - eben da dies alles so offensichtlich künstlich ist, kann man mit den Figuren weniger mitfiebern als bei anderen Filmen. Nicht, dass mich deren Schicksal kalt gelassen und/oder mir egal gewesen wäre, das bestimmt nicht. Aber man sitzt nicht, mit den ARmen an der Lehne festgekrallt, im Kinosessel (wie z.B., um ein aktuelles Beispiel heranzuziehen, in der "Keller"-Szene aus Krieg der Welten) und zittert ob des weiteren Schicksals der Figuren. Sicher sind sie einem sympathisch, aber ganz egal was den Figuren passiert, selbst die sensibelsten unter uns werden sich nicht dabei ertappen, für auch nur einen der Charaktere ein Tränchen zu vergießen. Diese distanziertheit ist wohl der preis, den Miller und Rodriquez für ihren innovativen Stil bezahlen mussten, und im Endeffekt hat sich dies wohl auch ausgezahlt - erwähnen muss man's jedoch trotzdem.
Trotz dieser Kritik überwiegen bei weitem die positiven Aspekte. Neben dem nun schon mehrmals angesprochenen ganz eigenwilligen und beeindruckenden visuellen Stil sind das insbesondere die Geschichten selbst. Wie diese 3 eigentlich soweit recht unabhängig voneinander wirkenden Storys ineinander übergreifen und nebeneinander/hintereinander erzählt werden, dass erinnert an beste "Pulp Fiction"-Zeiten. Besonders gut gefallen haben mir die Geschichten rund um Hartigan (insbesondere der knallharte Beginn) und Dwight. Marv war zwar auch ganz nett, hat mich aber, trotz Elijah Woods absolut angsteinflössender Performance, nicht ganz so vom Hocker gerissen. Großartig aber eben, wie schon erwähnt, wie diese Geschichten dann ineinander übergehen bzw. zusammenpassen, so unabhängig voneinader sie grundsätzlich auch sein mögen.
Fazit: Sin City ist ein beeindruckendes, innovatives Filmerlebnis, welches man als Filmfan einfach gesehen haben muss. Nach "Donnie Darko" der 2. große Kultstreifen des neuen Jahrtausends, bei dem vor allem die Story sowie der visuelle Stil zu begeistern vermögen. Für das Prädikat "Meisterwerk" ist es mir persönlich zwar noch etwas zu früh - aber ein großartiger Film ist "Sin City" auf jeden Fall...
10/10
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