Inhalt
David und Jack sind zwei amerikanische Studenten auf Rucksacktour durch Europa. In einer einsamen englischen Moorlandschaft werden sie von einem wilden Tier angegriffen, das Jack tötet und David schwer verletzt. Während seiner Genesung in einem Londoner Krankenhaus plagen David blutige Alpträume, doch der Höhepunkt ist der Besuch seines toten Freundes Jack, der ihm eröffnet, dass die beiden von einem Werwolf angefallen wurden. David zweifelt an seinem Verstand, doch die Indizien, dass er nun selbst zu einem Monster wird verdichten sich und bis zum nächsten Vollmond ist es nicht mehr lange hin.
Meinung
Willkommen bei einem der besten Filme des Genres. Es ist Jahre her, dass ich American Werewolf das erste Mal gesehen habe und als ich bei Amazon.de entdeckte, dass es eine Special Edition auf DVD geben wird, habe ich natürlich sofort zugeschlagen.
Ich kenne nicht wenige, die den Film auf die spektakuläre Verwandlungsszene reduzieren wollen, doch das hat er meiner Ansicht nach nicht verdient. Erzähltechnisch bedient sich Landis bei den ganz großen und baut ihre Methoden geschickt in seine Geschichte ein, beispielsweise die bunuel'sche Traum-im-Traum-Sequenz. American Werewolf hat aber auch sonst kaum etwas gemeinsam mit den alten Klassikern dieses Subgenres. Abgesehen vom Offensichtlichen, dem technischen Fortschritt, hat Landis auch seinen manchmal schrägen Humor einfließen lassen, der der tragischen Werwolfs-Figur neue Aspekte abgewinnt. Geradezu brillant ist die Szene im Pornokino am Londoner Piccadilly Circus. Hier trifft David auf die Opfer seiner ersten Wolfsnacht. Sie werden ihm von seinem guten und sehr toten Freund Jack vorgestellt, der bei jedem Besuch etwas verwester aussieht. Die Untoten sind zwar sauer auf David, halten sich aber nicht zurück, wenn es um konstruktive Vorschläge für einen effektiven Freitod geht. Das ist aber auch verständlich, können sie doch nur Ruhe finden, wenn der letzte Nachkomme des Werwolfes - also David - vernichtet wurde.
Nicht minder sehenswert das Aufwachen im Zoo, wo sich David splitternackt unter Wölfen wiederfindet und nun durch halb London muss, möglichst ohne als Flitzer verhaftet zu werden.
Okay, natürlich ist da auch noch die grandiose Metamorphose vom Mann zum - auch äußerlich erkennbaren - Tier. In allen Einzelheiten und bei bester Beleuchtung zeigt uns Rick Baker sein Meisterstück. Hände werden länger, das Gesicht zieht sich zu einer Werwolfsschnauze, Haare sprießen und alles untermalt vom Klang krachender Knochen. Naughton fährt zur Höchstform auf, zeigt uns den Schmerz der Verwandlung und so durchlebt auch der (männliche) Zuschauer die ganze Qual der Pubertät in knapp 120 Sekunden.
Das alles geschieht zu den schmusigen Klängen von "Blue Moon", wie auch der ganze Film von Oldie-Musik durchzogen ist. Tatsächlich hat der Soundtrack seinen eigenen Flair, will vordergründig nicht so recht zu den Bildern passen, was im Gesamtkontext jedoch um so passender wirkt. Das hat sicher auch damit zu tun, das der Original-Score von Elmar Bernstein stammt.
Ich könnte noch seitenlang über diesen Film schreiben, angefangen von den unglaublich guten Dialogen über die auch in den Nebenrollen hervorragende Besetzung, bis hin zum Stunt von John Landis, der in einer Szene eigenkörperlich durch ein Schaufenster fliegt. Doch 1.) würde das sicher nur langweilen und 2.) solltet ihr euch stattdessen lieber den Film angucken, der selbsverständlich von mir die Höchstwertung bekommt.
Cast and Crew
David Naughton (David Kessler) konnte den Erfolg des Films nicht wirklich ausnutzen. Es folgten zwar noch einige Rollen, doch von einem Durchbruch kann man wirklich nicht sprechen.
Griffin Dunne (Jack Goodman) erlitt ein ähnliches Schicksal, zumindest was seine Karriere vor der Kamera angeht. Allerdings hatte er 1987 noch eine Hauptrolle in der abgedrehten Doris Dörrie-Komödie Ich und Er. Hinter der Kamera war Dunne als Produzent (u.a. Die Zeit nach Mitternacht und dem Kakerlaken-Movie Joe's Appartement) und Regisseur (u.a. Zauberhafte Schwestern mit Sandra Bullock und Nicole Kidman) tätig.
Jenny Agutter (Alex Price) kann auf eine beeindruckende Filmographie verweisen, unvergessen bleibt sie allerdings wohl für ihre Rolle als Jessica in dem Klassiker Flucht ins 23. Jahrhundert an der Seite von Michael York und Peter Ustinov.
Regisseur John Landis ist ein Meister des satirisch-zynischen Kinos. Sein Debüt gab er 1971 mit dem irrwitzigen Schlock - Das Bananemonster, sechs Jahre später folgte The Kentucky Fried Movie. Der große Durchbruch gelang ihm jedoch mit dem zum absoluten Kultfilm avancierten The Blues Brothers aus dem Jahre 1980. Nur ein Jahr später kam American Werewolf womit er solchen Eindruck auf die Pop-Ikone Michael Jackson machte, dass der ihn für sein Musikvideo Thriller als Regisseur haben wollte und auch bekam.
Dem Spezialisten für Makeup-Effete, Rick Baker (mit dem Landis schon bei Schlock zusammenarbeitete) passte es 1981 ganz gut, dass American Werewolf in der frisch eingerichteten Oscar-Kategorie für Makeup-Design nominiert wurde. Die Verwandlungsszene in dem Film war absolut konkurrenzlos und brachte Baker seinen ersten Academy Award, fünf weitere sollten noch folgen.
Fakten
American Werewolf
(An American Werewolf in London)
USA 1981, ca. 93 Minuten, FSK 16
Buch und Regie: John Landis
Makeup-Effekte: Rick Baker
Darsteller (Rolle)
David Naughton (David Kessler)
Jenny Agutter (Alex Price)
Griffin Dunne (Jack Goodman)
Don McKillop (Inspektor Villiers)
Paul Kember (Sergeant McManus)
John Woodvine (Dr. Hirsch)
DVD (Special Edition zum 20. "Geburtstag")
Universal
über 50 Minuten Bonusmaterial:
- animierte Menüs
- diverse Making Of's
- Outtakes
- Interviews mit John Landis und Rick Baker
- Storyboard-Vergleich, Fotogalerie
- Audio-Kommentar der Darsteller
- alles auch deutsch untertitelt
- Bild: 16:9, anamorphes Breitwand
- Ton: Dolby digital (Dt. stereo, engl. 5.1)
- Unteritel dt./engl.
Last edited by FloVi at 17.10.2002, 18:47
Als Lesezeichen weiterleiten