Bis letzten August hatte ich noch nie ein Handy besessen. Ich sah einfach nicht ein, wozu ich das unbedingt brauchen sollte. Schließlich hatte ich (wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht) auch schon vor der Verbreitung des Handys problemlos auf Erden gewandelt - ohne unter seiner Nicht-Existenz gelitten zu haben.
Doch wie so oft erwies sich, daß der Berg eben zu einem kommt, wenn man nicht selbst hingeht: ich bekam ein gebrauchtes Handy geschenkt.
Skeptisch beäugte ich das fremdartige Ding, wie es da in meiner Hand lag und von dessen Display mich ein Frosch keck angrinste. Es erinnerte mich unwillkürlich an ein Tamagotchi.
Da mir die furchtbar verstört wirkenden Werbespots für Klingeltöne aller Art bekannt waren, in denen (zu hahnebüchenen Preisen) offenbar - von Analrülpsen über die gesamte Musik- und Geräuschwelt bis hin zu Zaunkönigzwitschern - für alles geworben wurde, was unser Planet akkustisch hergibt, fasste ich umgehend folgenden Beschluß:
Wenn mich das Schicksal schon dazu genötigt hatte, ebenfalls ein Handy zu besitzen, so sollte meines wenigstens schweigen.
Mahnend hob ich den Zeigefinger vor das grinsende Gesicht des Displayfrosches und forderte ihn auf, mich für alle Zeit von nervtötendem Gebimmel, Gesinge, Gezwitscher, Kopulationsgequieke und sonstigem akkustischen Unrat zu verschonen.
Und so schweigt mein Handy bis zum heutigen Tage.
Hin und wieder, wenn in ihm das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit erwacht, stuppst es mich leicht vibrierend an und zeigt mir eine SMS oder legt mir die Stimme eines Freundes ins Ohr.
Dann tätschele ich es stets ein wenig, denn es ist brav und hat mich nicht mit akkustischem Sondermüll beworfen.![]()
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