die scheinbar gute nachricht bringt leider auch schlechte nachrichten mit:
Lieber Klingeltöne als gar keine Musik!
(Exklusiv-Kommentar)
24.08.2005 21:01:39 Uhr
von Tobias Winkler
Es hat sich ausgebimmelt! MTV und VIVA wollen zukünftig auf Werbung für Handy-Klingeltöne verzichten. Eine ganze Jamba-Generation steht Kopf. Als stolzer Monatsabo-Besitzer braucht man sie doch schließlich, um sein Handy täglich aktuell mit dem neuesten Stoff zu bestücken. Denn besser ein paar schmissige Melodien via Handy-Piep-Sound als gar keine Musik mehr im Fernsehen.
Auf den ersten Blick erscheint der neue Entschluss von Sendergruppen-Chefin Catherine Mühlemann als großzügiges Entgegenkommen für vergraulte Musikliebhaber. Zurück zum alten Image? Ich muss zugeben, da kommen wirklich schöne Erinnerungen an alte MTV-Zeiten mit handgemachter Musik ins Gedächtnis. Man hat's wirklich mal gerne geschaut. Doch der Schritt bestätigt einmal mehr die Pläne des Viacom-Konzerns nach der VIVA-Übernahme. Ableger VIVA-Plus wurde bereits zum Telefonquiz-Sender à la Neun Live umrationalisiert und muss unter Umständen schon bald ganz die Segel streichen. So entscheidet am kommenden Freitag die Medienkommission der Landesanstalt für Medien (LfM) in Nordrhein-Westfalen über einen Antrag der Kölner Produktionsfirma AZ Media über die Zulassung eines neuen Ballungsraumsenders auf dem Sendeplatz.
Mit dem Bimmel-Verbot will Mühlemann nun den Imageschaden der (Musik-)Sender retten und neben den Zuschauern auch klassische Werbekunden zurückgewinnen. Doch stammen derzeit bis zu über 40 Prozent der Werbeeinnahmen aus der Klingeltonreklame. Und die kommt ja nicht einfach nur von Jambo & Co. Dahinter steckt die Musikindustrie, die in Zeiten von Raubkopierern und CD-Verkaufskrise mit dem Gebimmel inzwischen beträchtliche Einnahmen verbucht. Mit anderen Worten ist es lediglich eine logische Konsequenz für einen selbsternannten Musiksender sein Programm mit Klingeltönen zu bestücken und in den Werbepausen auch noch ein paar Musikvideos zu zeigen. Und das ist wahrscheinlich noch besser als künftig nur noch Call-in-Shows mit labernden Moderatoren wie Ex-BigBrother und Mallorca-Schlagersänger Jürgen zu erleben.
Der Viacom-Konzern ist auf jeden Fall dabei die Musik ganz aus seinem Programm zu verbannen. Telefonquiz-Sendungen erscheinen – zumindest in den Augen der Verantwortlichen – als lukrative Alternative. Zumal VIVA als "branded reseller" eines neuen gemeinsam mit Mobilfunkanbieter E-Plus vermarkteten Handytarifs sein Geschäftsfeld schon voll darauf abstellt....
Kontakt / Quelle
Tobias Winkler
medienhandbuch.de
t.winkler@medienhandbuch.de





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