Eine Warnung vorweg, ich schreibe hier in einer art stream of consciousness, deshalb sind Spoiler möglich bis wahrscheinlich. In dem Fall ja eher auch egal, die Geschichte sollte ja doch jeder kennen.

Dass es kein üblicher Kinoabend werden würde, war mir von vorn herein klar. Saal 5 war nicht unbedingt der größte und viele Karten waren auch nicht verkauft worden. Lediglich in den letzten fünf Reihen hatten sich Besucher eingefunden, die sich allesamt wohl genau so wie ich im Unklaren waren, was sie erwarten würde.

Zu Beginn, bei Hitlers Wahl seiner persönlichen Sekretärin, entkommt einem schon so mancher Schmunzler. Wir sehen einen freundlichen, ruhigen Menschen, der seiner neuen Sekretärin die Nervosität zu nehmen versucht. Ein tierlieber Mensch mit einer augenscheinlich liebenswürdigen Gattin.

Was mir an dem Film sympathisch erschien, war, dass versucht wurde, aus Hitler eine dreidimensionale Figur zu machen. Wer war er wirklich? Warum handelte er so, wie er es eben getan hatte? Obwohl zuweilen Bruno Ganz' Darstellung der Person ins Lächerliche abzurutschen droht, gelingt die glaubwürdige Präsentation des Charakters. Ein Mensch der im Glauben an seine eigenen Prinzipien in den Wahnsinn abdriftet und sich schlussendlich der Konsequenzen durch Selbstmord entzieht.

Besonders schön in Szene gesetzt wurde die Ratlosigkeit der Generäle Hitlers. Obwohl diese Menschen schon längst erkannt hatten, dass der Führer keine ernstzunehmenden Befehle mehr gab ("Die 12. Armee wird zur 9. Armee stoßen und den Russen vernichtend schlagen."), versuchten sie dennoch, die Befehle weiter auszuführen. Inzwischen macht sich im Führerbunker Untergangsstimmung breit. Offiziere leeren sich mit Alkohol zu während Hitlers alsbaldige Gemahlin eine Feier veranstaltet, die jäh durch russisches Artilleriefeuer beendet wird. Die Menschen zwingen sich, an den Endsieg zu glauben, an die angeblichen Reserven, von denen Hitler immer spricht. Aber die Reserven fallen dem Feind nicht in den Rücken. Es gibt keine Reserven mehr.

Bei all den Kriegsszenen jedoch schaltete das Gefühl aus. Logisch betrachtet weiß ich, dass sich diese Szenen in sehr ähnlichem Setting abgespielt haben, trotzdem zwingt mich mein Gefühl, den Film plötzlich als Film zu sehen, als Spezialeffekt. Die Wirklichkeit braucht keine Spezialeffekte, der Link zwischen Film und Realität gelingt mir trotzdem nicht. Zu grausam ist das, was ich sehe. Menschen werden mit Sägen Extremitäten amputiert. Kinder als Soldaten sterben im Kugelhagel der Russen. Schlimmer jedoch war, was sich im Führerbunker abspielte, wo Magda Goebbels ihre sechs Kinder durch Zyankali-Kapseln ermordete.

Nach dem Film, die Stimmung bedrückend. Noch nie habe ich einen Kinosaal gesehen, der sich so leise leerte. Totenstille. Der Film schien sein Ziel nicht verfehlt zu haben. Meines Erachtens ein Streifen, der durchaus zur Vorführung in Schulen taugen würde - auch wenn die Gewaltdarstellung mitunter grausam ins Detail geht. In diesem Falle jedoch, wo die Wirklichkeit den Spezialeffekt einholt, durchaus angebracht.