Schöne Rezi, Amu.
Mich hat der Film auch absolut positiv überascht. Ich bin mit geringen Erwartungen ins Kino gegangen und kam völlig geplättet wieder heraus. Zu diesen geringen Erwartungen hat allerdings nicht gezählt, einen tumben "Actionkracher" (hust) der Marke "Independence Day" zu sehen zu bekommen. Im Gegenteil. Von Aliens, die sich durch ein hochgeladenens Computervirus (!!!) besiegen lassen, hatte ich genug. Mal ganz abgesehen von dem sonstigen unerträglichen amerikanischen Nationalstolz-Gedöns von Musterpräsidenten, die persönlich den Aliens in den Hintern treten über das unendlich tolle amerikanische Militär bis zu alten sich für das geliebte Vaterland aufopfernden Kriegshelden ...
"War of the Worlds" ist da ein völlig anderes Kaliber!
Die Aliens kommen und sind eine absolut furchterregende Bedrohung, über die man so gut wie nichts erfährt und der die Menschheit nichts entgegenzusetzen hat. Es gibt keine cleveren Ideen, es gibt keine Helden, keine weisen Stabschefs, die dem Chaos mit Courage und Übersicht entgegentreten - es gibt nur nackte Panik. Und die kommt im Film unvermittelt direkt rüber, dadurch dass einem eben nicht die Zerstörung ständig in der großen Totale auf effekthascherische Art an die Birne geklebt wird, sondern dass man stets alles nur aus der individuellen Sicht des Hauptcharakters miterlebt, der mit seiner kaputten Familie um sein Leben flieht, während um ihn herum die Welt zusammenbricht.
Spielbergtypisch gibt es einige Bilder, die sich förmlich in die Netzhaut einbrennen und die man nach dem Film nicht mehr vergisst (nochmal die Spoilerwarnung).
Da wäre das seltsame Gewitter, bei dem die Protagonisten schnell begreifen, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann - sich aber einfach nicht erklären können, was die Ursache dafür ist. Die Ungewissheit, die Mischung aus Angst und Neugier, die schließlich in Panik umschlagen, als das Gewitter zum Aufstieg des ersten Tripods hin seinen Lauf nimmt, überträgt sich direkt auf den Zuschauer, der anfänglich genauso wenig weiß, was los ist. Und die Soundeffekte der Blitze ziehen einem glatt die Schuhe aus. Dickes Soundsystem im Kino vorausgesetzt.
Ein Bild, das sich festbrennt: Tom Cruise flieht mit einer Menschenmasse vor dem Tripod, neben ihm wird ein Mensch durch die "Death Rays" pulverisiert und die Staub-Überreste fallen auf Cruise, der weiterflieht und das erst später bemerkt, als er vor dem Spiegel steht...
Ein weiteres beinhaltet das einzige "glorreiche" Auftreten der US-Army. Die Familie flieht an einer Böschung entlang und durch die durcheinanderlaufenden Menschenmassen fahren Panzer vor und feuern, es donnern Jets im Tiefflug darüber und eine Helikopterstaffel taucht auf und feuert Raketen - die Einschläge sehen wir nicht, das Ziel liegt hinter der Böschung. Genau wie der Sohnemann, der schließlich die Böschung hinaufrennt und (leider nur zeitweilig) verloren geht, will der Zuschauer, der gewohnt ist, dass ihm immer alles in der Totale gezeigt wird, mitbekommen, wie der Kampf verläuft aber wir sehen nur Lichtblitze hinter der Böschung und vernehmen ohrenbetäubende Explosionen, die lauter und lauter werden. Schließlich kommt als einziges ein brennender Jeep zurückgefahren, der der Ungewissheit ein Ende bereitet...
Ebenfalls eindrucksvoll: Mitten auf der Flucht gehen an einem Bahnübergang auf einmal die Schranken herunter und ein von vorn bis hinten brennender Zug kommt vorbeigedonnert.
Allein für solche Bilder lohnt sich der Film schon.
Und hatte ich schon erwähnt, wie wohltuend es ist, wenn die tollen CGI-Effekte einmal nicht im Zentrum stehen, sondern nur im Hintergrund ablaufen? Es gibt Szenen, da bekommt man von dem Geschehen umher nur etwas mit, indem man in den Seitenspiegel des Autos schaut!
Die CGI sind übrigens durchgehend beklemmend realistisch. Eine klare Steigerung gegenüber Filmen wir Star Wars: Episode 3, die auch aus der Effektschmiede von ILM stammen. Und die Soundeffekte erst! Das Sounddesign der Tripods ist einfach nur geil und verdient, dass man es im Kino zu Gehör bekommt..
Den Familienplot finde ich etwas nervig, aber er wird nicht übermäßig lang abgehandelt und schrammt grad so an der Schmerzgrenze
vorbei. Das Happy End für die Familie muss natürlich nach einem so finsteren Film sein, passt aber meiner Meinung nach überhaupt nicht. Von dem Familienkram, der nur am Rande eine Rolle spielt, einmal abgesehen, hat mich der Film aber insgesamt so sehr beeindruckt, dass ich ihn ein kleines Meisterwerk nennen möchte. Es war für mich der bisher beste Film des Jahres. Es sei jedem empfohlen, ins Kino zu gehen (dort wirkt er wirklich am Besten!) und sich selbst ein Bild zu machen.








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