Inhalt
Das Professorenehepaar Hilyer und Althea Fath müssen auf einer ihrer vielen Reisen auf fremde Planeten mit ansehen, wie ein kleiner Junge brutal verprügelt wird. Sie retten den Kleinen und bringen ihn in ein Krankenhaus. Da er keine Eltern mehr hat, beschließen die beiden den Jungen zu adoptieren und mit nach Hause zu nehmen. Jaro selbst kann sich weder an Vater noch an Mutter erinnern, doch immer wieder wird er von Alpträumen heimgesucht, in denen seine Mutter auf grausame Art ermordet wird. Jaro wächst in einer recht behüteten Umgebung auf und kommt auch einigermaßen mit den gesellschaftlichen Strukturen zurecht, die durch elitäres Klassendenken an ein Kasten-System erinnern.
Die Träume nehmen unterdessen kein Ende, sogar tagsüber wird er immer wieder von Erinnerungsfetzen geplagt. Ob es diese Erinnerungen sind, die ihn mit einer unwiderstehlichen Kraft in den Weltraum locken, weiß er nicht. doch dass er auf einem Raumschiff durch das All reisen will, steht für Jaro absolut fest. Als junger Mann schließlich macht er sich auf die Suche nach seiner vermutlichen Heimat, den Planeten Fader, der eine Sonne namens Nachtlicht umkreist. Und dann begegnet er den Mördern seiner Mutter, der Alptraum nimmt Gestalt an und Jaro erfährt endlich, warum er und seine Mutter sterben sollten. Und der Täter ist keineswegs zufrieden damit, seine Arbeit nur unvollständig erledigt zu haben.
Meinung
Ein klassisches, wenn nicht sogar altbackenes Thema. Man ist beinahe gewillt Arthur C. Clarke recht zu geben, behauptete dieser doch, es gäbe nichts Neues mehr in der Science Fiction. Doch er hat sich getäuscht, denn die Geschichte allein ist es nicht, es kommt auch darauf an, wie sie erzählt wird. Und im Erzählen ist Jack Vance ein absoluter Meister. Mit scheinbarer Leichtigkeit zeigt er uns neue Wege des Betrachtens einfacher Dinge und entwickelt eine ungeheure Phantasie beim Kreieren von Welten und ihren Bewohnern. Ein großer Teil der Faszination dieses Buches geht denn auch von der Beschreibung dieser Zivilisationen aus, die ebenso zahlreich wie unterschiedlich sind.
Der Leser begleitet die Familie Fath auf ihre vielen Expeditionen zu Welten, wie sie exotischer nicht sein können. Ob untergegangene Reiche oder lebende und atmende Gesellschaften, stets werden viele Aspekte der Kultur offengelegt und das in einem sprachlichen Stil, der manchem anderen Autor die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte.
Leseprobe
Das Ehepaar hat eben beobachtet, wie eine Gruppe Jugendlicher auf den kleinen Jaro einprügelt.
Die Faths ließen den Flitzer auf die Straße sinken, sprangen auf den Boden und stießen die Jugendlichen von ihrem schlaffen Opfer weg. Sie erkannten nun einen dunkelhaarigen Bengel von fünf oder sechs Jaren, der in Lumpen gekleidet und abgezehrt war, als hätte er gehungert.
Die Bauernjungen standen verärgert daneben. Der Älteste erklärte, dass die Kreatur ein Wilder wäre, nicht besser als ein Tier, das, wenn man es zuließe, aufwuchs, um ein Räuber oder Ernteplünderer zu werden. Es wäre nur vernünftig, ein solches Ungeziefer zu vertilgen, wenn man die Gelegenheit dazu findet, somit...wenn die Reisenden so gut sein wollten, beiseite zu treten, würden sie mit ihrer Arbeit fortfahren.
Die Faths schimpften mit den Bauernburschen, denen die Kinnladen herabsanken. Dann hoben sie das geschlagene Kind mit größter Vorsicht in ihr Fahrzeug, während die Bauernburschen sie mit verwirrter Missbilligung beobachteten. Später erzählten sie ihren Eltern voller Begeisterung vom wunderlichen Verhalten der fremden Leute, die in lustiger Kleidung daherkamen und, nach ihrer Sprechweise zu urteilen, möglicherweise von Außenwelt kamen.
Fazit
Nachtlicht bekommt von mit ein uneingeschränktes Empfehlenswert und das nicht nur für Freunde der Science Fiction. Wer Spaß an zauberhaften Geschichte und einem ungewöhnlichen, doch flüssig zu lesenden, Sprachstil hat, sollte sich das keineswegs entgehen lassen.
Steckbrief
Nachtlicht
(Night Lamp)
von Jack Vance
Deutsch von Andreas Irle und Michael Rahn
Heyne Taschenbuch
ISBN 3-453-16193-9
Preis: EUR 9,95
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