Kein "Sex and the City": Verzweifelte Hausfrauen gehen ihren eigenen Weg

Nach dem Single-Leben in New York zeigt ProSieben nun das scheinbar perfekte Leben in einer scheinbar perfekten amerikanischen Vorstadt. "Desperate Housewives" wird oft mit "Sex and the City" verglichen. Warum dies ein Fehler ist und der Serie nicht gerecht wird...

Als im Herbst des vergangenen Jahres die Serie "Desperate Housewives" in Amerika TV-Premiere feierte, dauerte es nur wenige Wochen bis die ersten People- und Entertainment-Magazine fragten: "Sind das die Nachfolgerinnen von Carrie und Co.?" Parrallelen zwischen der zum Kult gewordenen Serie "Sex and the City" und der jetzt in Deutschland startenden neuen Serie "Desperate Housewives" gibt es auf den ersten Blick auch ziemlich viele: So dreht sich hier wie dort alles um einen Kreis von Freundinnen, deren liebste Themen augenscheinlich Liebe und Sex sind.

Doch während dies allein bei den vier New Yorker Freundinnen von "Sex and the City" mühelos sechs Staffeln füllte, wagt sich "Desperate Housewives" einen Schritt weiter und wirft selbstkritisch einen unverhohlen ehrlichen Blick auf den sonst so heiligen "american way of life", erzählt dabei von menschlichen Abgründen in perfekter Umgebung wie es zuletzt im Kino der Spielfilm "American Beauty" erfolgreich tat.

Sie sind jung, sie sind schön und sie haben ein schmutziges Geheimnis: Susan, Bree, Lynette und Gabrielle wollen also den Platz von Carrie, Miranda, Samantha und Charlotte erobern. Dies war im Vorfeld des Starts häufig zu lesen und prägt ein falsches Bild: Die auch "Dramedy" genannte Serie, eine Mischung aus ernstgemeinter Fortsetzungsgeschichte und einem Hauch Comedy, handelt von vier scheinbar normalen Hausfrauen und nicht von frechen Singles, die mitten in New York City einen Lifestyle pflegten, der bei der deutschen Durchschnittzuschauerin den Traum vom "Big Apple" weckte.

Gleich in der ersten Folge werden die vier Nachbarinnen Überrascht vom plötzlichen Selbstmord ihrer mehr oder weniger guten Freundin Mary Alice Young. Damit nehmen die Episoden über den auf den ersten Blick so normalen Alltag in der Wisteria Lane ihren Lauf und erzählen von den derzeit an fast jeder Bushaltestelle beworbenen "schmutzigen Geheimnissen" der vier Hauptdarstellerinnen. Der Clou der Serie und ihrer Macher Marc Cherry und Charles Pratt jun.: Die tote Mary Alice Young kommentiert fortan aus dem Jenseits das Leben ihrer Freundinnen und Nachbarn.

Mit der Zeit erkennen die vier "verzweifelten Hausfrauen" dann auch, dass ihr so perfektes Leben eben nicht so perfekt ist. Die Mischung aus mysteriösen Geheimnissen unterm Swimming Pool, fiesen Intrigen unter Nachbarinnen und menschlichen Tragödien im Vorgarten, zeichnet dabei eine bissige und sehr unterhaltsame Satire des konservativen amerikanischen Vorstadtlebens. Spätestens hier unterscheidet man sich vom oft zitierten "Sex and the City". Das Vorstadtleben als neuen Lifestyle zu definieren, dürfte schwer werden.

Die Autoren und Produzenten von "Desperate Housewives", Marc Cherry und Charles Pratt Jr., schufen schon Serien wie die kultigen „Golden Girls“ oder die 90er US-Teenieserie „Melrose Place“ und auch die verzweifelten Hausfrauen sind in den USA seit dem Start ein Quoten-Hit. 23 Millionen Zuschauer verfolgten am 03. Oktober des letzten Jahres die Premiere. In England, wo die Serie am 05. Januar diesen Jahres startete, schaffte sie mit 4,6 Millionen Zuschauern ebenfalls Rekordwerte.

Zwei Golden Globes nur gut drei Monate nach der Premiere im amerikanischen Fernsehen sprechen eine sehr eindeutige Sprache. „Desperate Housewives“ wurde als „Beste TV-Serie – Musical oder Comedy“ und Teri Hatcher als „Beste Hauptdarstellerin“ 2005 ausgezeichnet und das mit Recht. "Desperate Housewives" ist originell, witzig und endlich einmal wieder eine US-Serie, in der es nicht um Kriminlogen, Pathologen oder Spurensicherer geht. Nur eins ist sie eben nicht: Ein neues "Sex and the City".

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