Vorläufige Kurzkritik:
Der neueste Film von Regisseur Michael Bay (The Rock, Pearl Harbor, Bad Boys 1+2) wurde eher gemischt aufgenommen. Während sich die ansonsten bei seinen Filmen so unnachgiebigen Kritiker erstaunlich wohlwollend gezeigt haben, ist ihm das Publikum bei seiner Mischung aus (ernstem) SF-Film und Bay-typischer Actionkost fern geblieben. Da stellt sich die Frage: Ist dem Durchschnitts-Ami (oder Bay-Fan) der Besuch auf der „Insel“ schon zu anspruchsvoll, oder ist die Mischung tatsächlich nicht gelungen?

Auch wenn ich grundsätzlich kein allzu großer Fan von Roger Ebert bin, hat er in seinem Review zu "The Island" die alles entscheidende Frage gestellt: The Island teilt sich quasi in 2 Hälften, einer beängstigenden SF-Zukunftsvision und dem eher oberflächlichen Action-Teil. Beide Teile funktionieren für sich genommen... doch funktionieren sie auch GEMEINSAM? Ich muss gestehen, dass ich durchaus skeptisch war, und in der Tat dürfte die Mischung nicht nach jedermanns Geschmack sein - viel eher ist zu vermuten, dass je nach persönlichen Vorlieben dem einen der "anspruchsvollere" SF-Teil und dem anderen der Action-Teil besser gefallen wird. Dennoch fand ich die Mischung durchaus interessant. Ich habe es schon oft gesagt, und ich sage es immer wieder gern: So sehr mir auch wirklich vollkommen sinnfreie Action-Blockbuster gefallen können, die besten Filme sind immer noch jene, die bei all ihrem Unterhaltungswert auch mit einer Prise Anspruch gewürzt sind. Auch "The Island" kann dies von sich behaupten, wirft der Film doch einige interessante Fragen auf - jedoch, und das ist der Punkt an dem sich die Geister scheiden werden, ohne sich sonderlich lang mit ihnen zu beschäftigen. Man wirft diese Fragen in den Raum, und überlässt es dann dem Zuschauer, sich (nach dem Ende des Films) näher mit ihnen auseinanderzusetzen, so er denn will. Denn trotz aller ansatzweise vorhandener ernsterer Thematik muss es natürlich auch noch genug Zeit für massig Action geben - und auch mit den Charakteren muss man sich ein wenig beschäftigen, damit sich der Zuschauer mit ihnen identifizieren kann.

Interessanterweise war es bei mir jedoch nicht die Mischung, die mich gestört hat (auch wenn die Thematik in einer wirklich ernsthafteren Betrachtung wohl besser aufgehoben gewesen wäre), sondern die Action. Und das gerade bei Michael Bay, der sich in den letzten Jahren den Ruf als einer der besten Actionregisseure Hollywoods einheimes konnte (durchaus umstritten zwar, aber nichtsdestotrotz). Doch während er bei seinen bisherigen Filmen immer sehr auf gut inszenierte Action, tolle Bilder und möglichst viele Zeitlupeneinstellungen gesetzt hat, verlegt er sich diesmal zunehmend auf schnelle, hektische Schnitte und nahes Heranzoomen aufs Geschehen - zugegeben, bei Bay ist auch das keine vollkommene Neuigkeit, auch diese Art Action war schon immer teil seines Stils - jedoch in Maßen, immer mit den ruhigeren Aspekten ausgeglichen. Diesmal jedoch war die Action fast durchgängig so hektisch inszeniert, dass ich ihr mit der Zeit einfach nicht mehr folgen konnte. Und wenn man der Action nicht mehr folgen kann, schaltet man irgendwann ab, fühlt sich nicht involviert, kann nicht mitfühlen... und beginnt sich irgendwann mal (wenn die Szene etwas länger geht) zu langweilen. Exemplarisch sei hier die "Rückkehr der Jedi-Ritter Speederbike Gedächtnis-Szene" herangezogen: Diese hat wirklich mal etwas neues geboten (im Gegensatz zur Highwayverfolgungsjagd, in der sich Bay doch den Vorwurf gefallen lassen muss, sich selbst zu kopieren) und hätte das Potential gehabt, den Zuschauer zu packen und zu begeistern. Stattdessen hat Bay meines Erachtens all dieses Potential zum Fenster rausgeworfen, durch den viel zu hektischen Stil - Schade drum!

Fassen wir also zusammen: Während mir die eigentliche Idee hinter der Story wirklich gut gefallen konnte (auch wenn ich es sehr schade fand, dass man diese Wendung im Trailer schon vorwegnehmen musste - wie eigentlich den gesamten Film; ja selbst das ENDE findet sich schon im Trailer - da fragt man sich schon, wo die Verantwortlichen ihren Kopf haben), und ich dieses Fünkchen Anspruch durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen habe, war es interessanterweise gerade die Action, die mich enttäuscht hat. Ein derart mageres Einspielergebnis, wie "The Island" es momentan in den USA zu verzeichnen hat, hat sich der Film aber dann sicher auch wieder nicht verdient. Daher kann eigentlich abschließend nur festgehalten werden: Die spinnen die Amis. Denn auch wenn "The Island" sicher alles andere als perfekt war, besser als Fantastic Four und Konsorten war er allemal...
6/10

Anmerkung zu Sepia's Kritik:
Ich bin mir jetzt zu unsicher, um felsenfest darauf zu beharren, jedoch wenn ich mich richtig erinnere stammt die Information mit dem Datum aus der erfundenen Welt der "Insel" - wenn dem so ist, ist nicht auszuschließen dass die ihren "Bewohnern" einfach ein falsches Datum unterjubeln...