Ich hatte ja vor zwei Semestern ein Seminar das tatsächlich "Österreichische Apokalpysen - Die Lust am Untergang in der österreichischen Literatur" hieß, in dem es genau um das Thema Weltuntergänge ging. Dabei legten wir einiges Augenmerk auf die Wiener Juden Karl Kraus, Elias Canetti u.ä. und untersuchten deshalb den jüdisch-biblischen "Apokalypse"-Begriff. Dabei geht es vor allem darum, dass der Weltuntergang als eine Art Katharsis wirkt und danach das Reich Gottes, oder zumindest eine bessere Welt beginnt.
Ich finde das ist auch ein Detail, das bei den Katastrophenfilmen zum Tragen kommt. Der Weltuntergang wäscht quasi die krankhafte, komplizierte und unmenschliche Gesellschaft hinweg, während gleichzeitig die sozialen Bindungen der Überlebenden wieder enger werden, Menschen über sich hinaus wachsen usw. Natürlich ist das nicht bei allen Serien/Filmen so, aber zumindest bei einigen. Die Galactica ist auf der Suche nach einer Art neuem Paradies (die Erde) und Gott spielt ja keine unwesentliche Rolle in der Serie. Matrix hat die Erlöserfigur Neo, die ein neue und bessere Welt schafft. In "Waterworld" finden sie schließlich ihre paradiesische Insel. Auch viele Animes laufen nach diesem Schema. In "Krieg der Welten" gibt es ja (soweit ich mich erinnere, hab den neuen Film nicht gesehen) sogar ein "Wunder", dass die Alien besiegt. Zusammen mit anderen, ähnlichen "Deus Ex Machina"-Varianten kann man das durchaus in die Rubrik "göttliche Intervention" einordnen.
Natürlich ist diese "Erlösungs"-Variante eine alte Vorstellung, Kraus und Canetti haben ja vor und nach dem 1. Weltkrieg geschrieben und spätestens mit dem Holocaust änderte sich auch diese Literaturgattung hin zur Apokalpyse ohne Offenbarung Gottes, also die reine Hölle ohne "Happy End".
Unter so etwas fallen wohl "Dystopien" wie Fahrenheit 451, aber das sind Bücher/Filme/Serien die man kaum mit Vergnügen verfolgen kann. Es ist eine Umgebung in der man keine befriedigenden Geschichten schreiben kann, ein letztes Quenten Hoffnung muss immer bleiben. In Serienform hat das beispielsweise auch nur bei "Outer Limits" und ähnlichen Konzepten funktioniert, wo man Einzelepisoden tatsächlich mit einer Apokalypse enden lassen konnte, da das Setting ja einmalig war.
Um es noch mal etwas prägnanter zu sagen: Apokalpysen in Filmen und Serien vereinfachen unsere komplizierte Welt, beschränken sie auf "Wesentliches", deshalb kann man in postapokalyptischen Szenarien auch stimmige Geschichten über Beziehungen und dramatische Begebenheiten erzählen, aber letztendlich kommt immer etwas Gutes aus dem Schrecklichen, sonst könnten wir dieses Setting gar nicht ertragen.
Als Lesezeichen weiterleiten