Und eine weitere Ergänzung:
Hector Umbra von Uli Oesterle:
Mal ein wirklich origineller *deutscher* Comic. Hector Umbra ist ein mild-depressiv angehauchter Münchner, dessen Freund, der DJ Osaka, eines Tages verschwindet. Ungefähr zur gleichen Zeit träumt Hector von seltsamen Kobolden und kurz darauf bekommt er Rat aus dem Jenseits... Ungewohnte Mischung aus, hmm, Szene-Realismus(?) und Phantastischem, leider erst der erste Teil eines Mehrteilers, so daß ich die Story insgesamt noch nicht beurteilen kann.
Der Schlaf der Vernunft von Bilal und Christin:
Schön im frühen Bilal-Stil gezeichneter Polit-Krimi(?) um eine Gruppe von internationalen alternder Veteranen des Spanischen Bürgerkriegs, die sich noch einmal zusammenfinden, um die - ebenso alten - wieder aktiv gewordenen Gegner aus einer lang zurückliegenden Schlacht außer Gefecht zu setzen bzw. zu beseitigen. Dank Pierre Christin wesentlich kohärenter als die meisten Bilal-Soloproduktionen (wobei ich die durchaus auch manchmal mag, aber sie sind halt nicht jedermanns Sache).
Der Schlaf des Monsters und Der 32. Dezember von Bilal:
Zwei Teile der aktuellen Serie/Trilogie(?) von Bilal, dementsprechend zeichnerisch später Bilal (sehr schön übrigens - inklusive einer grünlichen Chiana-Wiedergängerin *g*); Story konfus, mit ein paar interessanten Ideen, im Moment aber, unabgeschlossen wie sie ist, schwer bewertbar. Mischung aus SF und Auseinandersetzung mit dem Jugoslawien-Krieg.
Sillage, Teil 1-8, von Morvan und Buchet:
Eine aktuell noch laufende SF-Serie in einem Zeichenstil, der gelegentliche Manga-Anleihen nimmt. Dank tendenziell kleiner, sehr vollgepackter Bilder und ziemlich winziger Schriftgröße in den Sprechblasen gelingt es den Autoren, eine für französische Verhältnisse ungewöhnlich große Menge an Story in jedem Band unterzubringen. Sillage dreht sich um die Abenteuer einer jungen Frau namens Nävis, die der einzige(?) Mensch in einem riesigen Raumschiffkonvoi ist. Die Serie hat viele sympathische und/oder interessante Charaktere und wimmelt nur so von faszinierenden Aliens - man sieht, abgesehen von den Hauptfiguren, selten eine Spezies zweimal. Ein schöner Comic für Freunde der Space Opera.
Nävis, Teil 1 & 2, von Munuera, Morvan und Buchet:
Spin-off über Nävis' Kindheit. Eher im Funny-Stil, hat mich nicht so überzeugt wie Sillage.
Die Chroniken von Sillage, Teil 1:
Noch ein Spin-off. Verschiedene kurze Geschichten von verschiedenen Zeichnern umgesetzt. Teilweise ganz witzig (z.B.: Nävis als Computerspiel), teilweise aber auch etwas platt.
Donjon: Zenit, Band 1-4 und Donjon: Parade, Band 1, von Sfar und Trondheim:
Ganz großes Tennis. Eine wunderbare Fantasy-Parodie mit zum Kugeln komischen Figuren und Dialogen. Auf größenwahnsinnige 300 Bände angelegt, von denen noch nicht allzu viele erschienen sind, aber die einzelnen Bände können auch einzeln genossen werden, da der rote Faden relativ schwach ausgeprägt ist. Donjon handelt vom Leben der Bewohner/Angestellten eines Donjons, also eines Dungeons (Donjon ist entweder die reguläre französische Schreibweise oder eine Parodie auf das Wort Dungeon, so genau weiß ich das nicht). Wie das in Dungeons meist so ist, handelt es sich also - bis auf die Ente Herbert - um Monster, die aber eigentlich alle recht nett sind, und wenn sie nicht gerade Blutbäder veranstalten, lieber in der Cafeteria sitzen und vom Drachen Marvin gebackene Kekse essen, als im Donjon zu lauern. Habe schon lange nicht mehr so herzhaft und ausdauernd beim Lesen eines Comics gelacht. Eine Comicserie für Freunde von Pratchett und Adams.
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