So, komme grad vom Kino (Digital Cinema) und will hier gleich mal meine Meinung kund tun.
Bester Potter aller Zeiten? Sorry, nein... den Titel darf immer noch, völlig zu Recht, "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" für sich beanspruchen.
Aber zuerst zum Positiven: Mike Newell hat seine Sache deutlich besser gemacht, als ich befürchtet hatte. Weit davon entfernt, ähnlich wie Columbus als reiner Erfüllungsgehilfe von Rowling zu dienen, orientiert er sich sehr stark an der vom Vorgänger Cuaron etablierten Optik und macht Potter sogar nochmal eine Ecke düsterer. Auch der Pubertäts-Part hat längst nicht so gestört wie befürchtet, ganz im Gegenteil, er hat den Film für mich in gewisser Weise aufgewertet, da er dem ganzen phantastischen Film irgendwie etwas reales verliehen hat. Außerdem zeigt er die Figuren auch mal von einer anderen Seite und gibt vor allen Dingen den jungen, immer besser werdenden Schauspielern (wobei Emma Watson meines Erachtens immer noch allen anderen die Show stiehlt) endlich mal etwas ordentliches zu tun. Es ist schön zu sehen, wie sie alle (insbesondere Radcliffe, bei dem man wirklich von Film zu Film eine Steigerung feststellen kann) langsam aber sicher in ihre Rollen hineinwachsen.
Auch der Rest der Besetzung ist natürlich wieder einmal über jeden Zweifel erhaben. Vor allem Michael Gambon (dem es ja in Teil 3 noch nicht ganz gelungen ist, den großen Schatten seines Vorgängers hinter sich zu lassen) und Brendan Gleeson stechen darunter hervor. Interessant auch, wie sich die Figuren und ihre Dynamik langsam aber sicher verändern. War Filch in den ersten beiden Teilen noch Grund zum Fürchten, wird er nun langsam aber sicher zu einer Witzfigur - was vielleicht einige stören wird, jedoch perfekt zum Erwachsenwerden der Figuren passt, die ihn nun mal auch langsam aber sicher mit anderen Augen sehen und den Schrecken vor ihm verlieren.
Die angesprochene düstere Optik ist wirklich großartig, und macht den Film angenehm atmosphärisch. John Williams' Score hat mir zwar beim 3. Teil besser gefallen, doch das Potter-Theme in Moll passt wirklich perfekt zur düsteren Grundstimmung des Films. Es gibt einige wirklich packende und spannende Szenen, wobei hier für mich insbesondere der Kampf gegen den Drachen und der geniale Showdown hervorstechen, der meines Erachtens wirklich absolut perfekt inszeniert wurde. Die Handlung ist zwar nicht ganz so komplex wie beim Vorgänger und demnach auch nicht mit ähnlich vielen Wendungen gespickt, ist jedoch auch weit von den gar etwas einfach gestrickten Handlungen der ersten beiden Teile entfernt. Nur das mit Mad Eye Moody war ab einem gewissen Zeitpunkt sehr vorhersehbar, hier hätte man ev. doch ein wenig subtiler vorgehen sollen. Den Eindruck, ohne Kenntnis des Buches könnte man der Handlung nicht folgen, kann ich demnach nicht wirklich nachvollziehen.
Soweit zum Positiven, nun zu den Gründen, warum "Harry Potter und der Feuerkelch" trotzdem hinter meinen Erwartungen etwas zurückgeblieben ist, und sich auf meiner internen Skala dem 3. Teil (doch recht deutlich) geschlagen geben muss. So angenehm es auch ist, dass Mike Newell bei seiner Inszenierung einen sehr düsteren Ansatz verfolgt, auch bei ihm hat mir etwas die persönlihe Note gefehlt. Gut, ok, er ist kein reiner, völlig visionsloser Regisseur wie Columbus, jedoch hat er sich im Ton des Films, der Inszenierung bzw. auch dem Szenenaufbau unheimlich an Cuaron orientiet (was ja grundsätzlich nichts schlechtes ist), jedoch ohne etwas eigenes zu liefern und irgend etwas zum Potter-Universum beizusteuern. Er kopiert zwar Cuaron, und das ist immer noch besser als hätte er sich an Columbus orientiert, trotzdem steht deshalb seine Inszenierung gegenüber jener von Cuaron doch etwas zurück - das Original ist dann eben doch besser als die Kopie.
Der Hauptgrund ist jedoch der Handlungsaufbau bzw. generell das Pacing. Angesichts der bibelhaften Ausmaße der Vorlage musste Newell sicher unheimlich viel kürzen - was grundsätzlich kein Problem ist, nur wenn dadurch Handlungslöcher und/oder Ungereimtheiten entstehen, wirds ärgerlich. So fragte ich mich gleich mal zu Beginn, warum Harry eigentlich bei Ron ist, wie's ihm bei den Dursleys ergangen ist, ob er überhaupt dort war, und was zum Teufel eigentlich Hermine bei Ron macht? Selbst wenn man sich aus Zeitgründen entschließt, den (klassischen) Einstieg bei den Dursleys zu streichen, für zwei bis drei klärende Sätze wäre ja wohl Zeit gewesen.
Generell fällt während der Handlung vor allem das schlechte Pacing auf: Newell muss leider größtenteils (mit Ausnahmen wie dem bereits angesprochenen Showdown) wild durch die Handlung hetzen und unzählige teils doch recht harte Sprünge vornehmen, um bei einer halbwegs vertretbaren Laufzeit zu bleiben. Leider entsteht dadurch ein etwas überhasteter und auch irgendwie konfuser Eindruck. Gutes Beispiel hierfür ist die Quidditch-Weltmeisterschaft. Wenigstens für 1-2 Minuten hätte man dem Spiel doch folgen können, oder? Stattdessen gehts los, und in der nächsten Szene ist es auch schon wieder vorbei. Das ist einfach unheimlich sprunghaft und stört den Fluss des Films ungemein.
Ein zusätzliches Problem ist der Spannungsaufbau. Bei Teil 3 war dieser wirklich perfekt, man ist langsam in die Handlung eingestiegen, hat jedoch den Dreh- und ANgelpunkt des Films rund um Sirius Black früh (und anfangs noch recht subtil, damit Interesse beim Zuschauer geweckt wird) eingeführt und dann kontinuierlich ausgebaut und sich zunehmend darauf konzentriert - bis es dann schließlich am Ende in einem angenehm langen Showdown geendet hat. Beim Feuerkelch hat mir aufgrund des sprunghaften Verlaufs der Handlung ein eben solcher Spannungsaufbau irgendwie gefehlt. Wir beginnen den Film mit Voldemort, danach kommt lange nix und es geht wieder ums Trimagische Turnier, bei dem leider ebenfalls jedweder Spannungsaufbau fehlt. Das geht dann leider immer so weiter, kontinuerlich hangelt man sich von Episode zu Episode. Und so überzeugend und auch spannend einige dieser Episoden auch gelungen sein mögen, das ZUSAMMENSPIEL, der FLUSS von einer Episode zur nächsten, das funktioniert einfach nicht so recht.
Und eben deshalb schwanke ich im Endeffekt, trotz der vielen positiven Aspekte wie der angenehm düsteren Optik, dem überraschend bösen Ende, den tollen schauspielerischen Leistung, einigen wirklcih spannenden Szenen und (endlich!) der Rückkehr von Lord Voldemort noch zwischen 8 und 9 Punkten.
Bei mir eine ähnliche Vorfreude auf den nächsten Teil auszulösen wie der "Gefangene von Askaban" ist dem "Feuerkelch" jedenfalls, trotz des interessanten und vielversprechenden Endes, nicht gelungen...
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