Inhalt
Chloe ist eine amerikanische Mittzwanzigerin aus gutem Hause. Als ihre Schwester ihren Doktor macht, reist Chloe nach Ägypten, um gemeinsam mit ihr zu feiern. Als Tochter eines Diplomaten hat sie viel Zeit auf Reisen verbracht, und obwohl sie sich mehr für Malerei interessiert, steht sie der ägyptischen Kulturgeschichte nicht unbeteiligt gegenüber. Die Aufregung ihrer Schwester bezieht sich jedoch nicht nur auf die Erlangung des akademischen Grades. Bei Ausgrabungen wurden dutzende von Papyrus-Rollen mit Zeichnungen gefunden, die zwar zeitlich passen, vom Stil her jedoch vollkommen unägyptisch sind. Statt der üblichen zweidimensionalen Profile zeigen die Bilder perspektivische Szenerien in absolutem Realismus. Chloe lässt sich die Bilder zeigen und ist als Künstlerin völlig hingerissen von dem Detailreichtum.

Als die junge Malerin allein durch die Ausgrabungsstätten zieht, ignoriert sie eine Absperrung und betritt einen für die Öffentlichkeit verbotenen Bereich. Trotz der Angst erwischt zu werden, dringt sie tiefer ein und gelangt in eine Art Geheimkammer, beinahe so, als würde sie von irgendetwas geführt.

Als sie plötzlich von einem Energiestrudel erfasst wird, bekommt Chloe panische Angst, die sich auch dann nicht legt, als sie sich überströmt mit fremdem Blut im alten Ägypten wiederfindet. Offenbar ist sie hier eine Priesterin mit nicht gerade gutem Ruf, der durch ihre Krankheit nicht besser werden soll. Unfähig zu sprechen und an ihrem Verstand zweifelnd realisiert Chloe nur langsam, dass sie offenbar tatsächlich so etwas wie eine Zeitreise gemacht hat.

Die Ereignisse überschlagen sich, als Chloe schließlich vom weiblichen Pharao, ewig möge sie leben! in die Verbannung geschickt wird, wo plötzlich ein Sklave auftaucht und Forderungen im Namen des einen Gottes stellt, bei Nichterfüllung würden schreckliche Plagen über das Ägyptenland kommen.

Meinung
Als ich die Zusammenfassung las, dachte ich erst an eine weitere Variante der Yankee am Hofe König Arthurs-Geschichte, doch beim Lesen wird man schnell eines Besseren belehrt. Natürlich geht es letztendlich auch hier um die charakterliche Wandlung der Heldin, die Rahmenhandlung ist allerdings um einiges komplexer. Man merkt sofort, dass hier jemand mit viel Liebe zur Historie geschrieben hat. Offenbar hat Suzanne Frank ihre eigenen Theorien was die Befreiung des Volkes Israel angeht und verkauft uns diese geschickt verpackt als phantastisch-historischen Roman.

Insgesamt wirkt die Story erheblich erwachsener, nicht nur durch die detailliert geschilderten Liebesspiele, die in ihrer Häufigkeit fast schon ablenkend wirken. Überhaupt hätte das Buch um einiges kürzer sein können, ohne auf die fesselnden Beschreibungen der altägyptischen Kultur zu verzichten. Vielmehr störte mich anfangs die Passivität Chloes in der neuen Umgebung. Vom toughen Ami-Girl zur hilflosen Marionette innerhalb weniger Seiten, doch über viele Seiten hinweg. Als sich Chloe jedoch fängt und auch ihre Sprache wieder da ist, wandelt sich das Buch vom gehobenen Mittelmaß zur Erstklassigkeit. Ab da ist es kaum noch möglich mit dem Lesen aufzuhören, viel zu wichtig ist die Frage, wie es denn weitergeht. Und man wird nicht enttäuscht, auch wenn das Ende auf den letzten Seiten etwas komprimiert wirkt.

Fazit
Gelungene Mischung aus Fiktion und Historie. Lesenswert!

Fakten
Suzanne Frank: Die Prophetin von Luxor

Blanvalet-Verlag
ISBN: 3-442-35511-7
573 Seiten