Das ist keine Frage von "Ich vertraue den Autoren der Serie voll und ganz" - DAS kann, wie schon erwähnt auch definitiv in die Hose gehen. Das ist anders. Moment, holt euch mal Tee, das kann länger werden.
Jede Serie hat eine Serienbibel - da steht drin was man in der Serie machen darf, machen kann und machen sollte. Diese Bibel ist sozusagen der Kern des Ganzen und definiert die Grenzen des Machbaren. Bei "Quantum Leap" kann Wissenschaftler Sam Beckett nur im Rahmen seiner eigenen Lebenszeit hin- und herspringen. (Was sie ab und an auch schon mal leicht gedehnt haben, aber okay.) Sam Beckett kann also als Figur nicht auf einmal im Mittelalter oder in einer weit entfernten Zukunft erscheinen um Das Richtig Zu Rücken Was Einmal Schiefgelaufen Ist - wie es so schön in der Saga zu Beginn jeder Folge heißt. Dass wiederum heißt: Ich verlasse mich als Zuschauer darauf, dass Serien - wenn Regeln eingeführt werden - diese auch befolgen. Dass es zumindest eine Art Kern gibt. Schön, wenn man David Lynch heißt darf man auch mal gegen diese Regeln verstoßen aber selbst bei "Twin Peaks" gibts selbst aufgestellte Regeln - Coopers Art und Weise mit dem Diktiergerät umzugehen z.B.
Die neue Who-Serie nun fußt zu einem Teil auf der alten, übernimmt deren Regeln - wenigstens schwingen diese beim Gucken unbewußt mit wenn man die alte Serie kennt - und hat auch einige neue implantiert. So, dass die TARDIS jetzt offenbar wieder etwas genauer gesteuert werden kann als vorher. Dass Zeitreisen möglich sind, die Zeit aber ein schwammig-wibbeliges-wuschiges Gebilde ist, dass einige Dehnungen ermöglicht. (Früher gabs da diese Gesetz, auf dass ich nicht komme, dass aber in der alten Serie erklärte, warum man nicht alles ändern kann...) Daleks sind immer noch große Pfefferpötte mit tödlichen Waffen. Der Master ist immer noch böse. Das sind Regeln, die die Serie aufgestellt hat und an die sie sich halten müsste um die Zuschauer nicht zu verunsichern - allenfalls kann man gegen diese Regeln verstoßen wenn es einen guten oder plausiblen Grund im Drehbuch gibt - so wie "Oh, wir haben ein Spiegeluniversum in dem alles vertauscht ist" - na ja, plausibel, hüstel - oder "Das war nicht die echte Rose, die der Doctor da geküßt hat" oder "Es gibt DOCH noch Time-Lords, aber die sind menschlich geworden und deswegen konnte der Doctor den Master nicht spüren".
Es gibt also ein immanentes Regelsystem. Und in diesem Regelsystem wurde uns gesagt: "Die Grenzen zwischen den Paralelluniversen sind absolut dicht, die Geschichte um Rose ist mit dem Finale der zweiten Staffel abgeschlossen, du Zuschauer konntest dich emotional von ihr verabschieden aber wir werden sie nicht wiedersehen." Jetzt stellt sich aber heraus, dass RTD meinte, er müsse Rose wieder zurückholen. Es KANN natürlich in einer plausiblen Art und Weise passieren und es KANN gelingen - aber wenn, dann möchte ich als Zuschauer einen überzeugenden und jetzt sehr, sehr plausiblen Grund haben warum und wie das passieren kann - schließlich wurde mit Donnerstimme festgestellt, dass es KEINE Mittel und Wege gibt wie man von einem ins andere Universum gelangen kann. Selbst wenn man aber einen sehr plausiblen und überzeugenden Grund gefunden hat, dann führt man damit das Staffelfinale der zweiten ad absurdum und entwertet es - dann hat die Tatsache, dass Rose sich tränenreich vom Doctor verabschiedet einfach keinen Wert oder nicht mehr den, den ich hatte als ich die zweite Staffel zum ersten Mal gesehen habe. Wenn Rose zurückkehrt dann kann ich mich emotional total von der Serie freimachen weil ich weiß: Selbst wenn die sterben, die kommen eh alle wieder. Warum dann sich involvieren lassen oder sich von einzelnen Charakteren fesseln lassen oder durch ihren Tod geschockt sein wenn man weiß, dass es eine Hintertür gibt?
Sicherlich wird man die Serie immer noch anschauen, klar, aber im Grunde ist es mir als Fan dann ganz egal wer da eventuell wann draufgeht weil die Möglichkeit einer Rückkehr des alternativen Charakters jederzeit gegeben ist. Das Ende von "Life on Mars" - über das ich und Hmpf ja verschiedener Ansicht waren was aber nur beweist wieviel wir da in die Serie emotional investiert haben - hätte mich nicht so ergriffen wenn ich gewußt hätte, dass es da noch einen anderen Sam in einer anderen Welt gibt der halt nicht das tut, was er tut.
Ich kann mich auch total irren. Zugegeben. Es könnte auch sein, dass die Autoren sehr, sehr clever sind und keine Logiklöcher offenlassen, dass nur Rose und nur sie durch diese Mauern kommt weil es da einen MacGuffin gibt oder ein Gadget und die anderen können das nicht - oder weil sie durch die Zeit reiste und diese Partikel hat oder was weiß ich - aber ehrlich geschrieben: Ich halte die Autoren von Doctor Who zwar - mit Abstrichen - für gut bis sehr gut - Moffat ist DER Autor IMHO für Who. Doch ich halte sie nicht für SO gut als dass sie mir als Zuschauer plausibel und definitiv erklären können warum Rose jetzt wieder da ist und vor allem warum sie nach den drei Folgen wieder geht. (DAS ist der eigentliche Knackpunkt, nicht? Schließlich wissen wir doch wie sehr sie am Doctor gehangen hat...)
Und deswegen habe ich Angst - Angst, dass die Autoren die Serie mit der vierten Staffel komplett an die Wand fahren. Ich hätte das bei Bab5 nun auch nicht nach der vierten Staffel geglaubt, aber voila - es IST passiert... Wie bei einigen anderen Serien auch - "Angel" oder "Ally McBeal" oder sogar "Red Dwarf". Und ich möchte nicht miterleben wie der Doctor wieder verschwindet nur weil unfähige Autoren und ein dämlicher Produzent die Sache versiebten - DAS hatten wir schon. Nannte sich "Colin Baker Ära"...
Ad Astra





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