Ich bin Türkin und lebe seit meiner Geburt hier in Deutschland. Ich wurde nie mit Ausländerfeindlichkeit oder Intoleranz konfrontiert. Was auch daran liegen könnte, dass ich weder türkisch aussehen, noch einen Akzent habe und fehlerfrei deutsch spreche. Den erstaunten Satz "Sie sprechen aber gut deutsche" habe ich aber mehr als einemmal in meinem Leben gehört.

Dennoch habe ich in den letzten Jahren das Gefühl mich dafür rechtfertigen zu müßen, Moslem zu sein. Und das geht mir schon seit einiger Zeit gewaltig auf die Nerven. Viele Deutsche machen sich kaum die Mühe etwas über den Islam zu erfahren. Die Erfahrungen kommen erst, wenn man enger mit Muslimen befreundet ist.

Ich bin nicht sonderlich religiös und von den Karikaturen hatte ich erst gehört, als bereits im Internet über die Empörung darüber berichtet wurde. Ich fühle mich durch die Karikaturen auch nicht angegriffen, aber ich würde doch von der europäischen Presse so viel Respekt erwarten, dass Bildnis des Propheten nicht abzudrucken. Für mich ist dies keine Frage der Meinungsfreit oder der Zensur.

Im Islam ist es nicht erlaubt dem Propheten ein Gesicht zu geben. Warum? niemand weiß wie er ausssah, daher wäre jedes Bildnis ein Götzenbild. Ich weiß noch wie sehr ich als Kind erstaunt war, als ich eine Folge von "Es war einmal der Mensch" gesehen habe. In dieser Folge ging es um den Propheten und den Islam. Und wißt ihr was? Das Gesicht des Propheten wurde nie gezeigt. Man sah ihn immer noch von hinten, oder das Gesicht wurde verdeckt.

Die Reaktionen sind völlig überzogen, ungerechtfertig und verachtenswert. Aber ich teile Hmpf's Meinung was die Gründe angeht. Es geht nicht so sehr um die Karikaturen sondern um die gesteuerte Aufhetzung der Massen. Dies wäre nicht so einfach möglich, wenn es in großen Teilen der Muslimischen Welt nicht schon seit Jahren schwelen würde. Und das nicht zu unrecht ...