Fazinierend: von den weiter oben im Thread genannten Filmen lief - zumindest hier in Frankfurt - kein einziger, soweit ich das sehen kann.
Hier mal meine Eindrücke von den Filmen, die ich bisher gesehen habe; heute abend kommt noch einer dazu.
Shadowless Sword:
Ziemlich konventioneller Martial-Arts-Streifen, den ich mir vermutlich gar nicht angesehen hätte, wenn mich nicht eine Freundin mitgeschleppt hätte. Nett anzusehen, aber gelegentlich arg albern und oft kitschig (die schlechte Art Kitsch, nicht die gute - ich habe nämlich durchaus nichts gegen Kitsch, nur gibt es eben Kitsch, der irgendwie *funktioniert*, und solchen, der das nicht tut. Der hier tat's nicht.) Ganz nett war das Roadmovie-Feeling, das der Film über weite Strecken hatte.
Würde ich nicht weiterempfehlen.
Starfish Hotel:
Ein Möchtegern-David Lynch-Film. Schöne Bilder, aber wesentlich weniger Substanz, als der Film uns glauben machen will.
Würde ich nicht weiterempfehlen.
Renaissance
Sehr schick. Französischer Realschauspieler-Schwarzweiß-Animationsfilm (oder wie auch immer man das nennen will *g*), der in einem futuristischen Paris spielt. Sehr stimmungsvoll und visuell sehr ansprechend. Plot und Figuren leider relativ von der Stange.
Bedingte Empfehlung.
Duelist:
Für mich bisher *die* Entdeckung des Festivals, und der seltsamste Martial-Arts-Film, den ich je gesehen habe. Bonus: fast völlig unblutig! Okay, ich weiß, für manche Leute ist das eher ein Minuspunkt... aber ich mag halt kein Blut spritzen sehen, daher hat mich das sehr gefreut.
Diesen Film zu beschreiben ist wirklich schwierig. Es handelt sich um eine absolut bizarre Mischung aus historischem Krimi, romantischer Tragödie, Kampfkunst, und... Slapstick. Inszeniert mit technischen Spielereien und Stilmitteln aus dem Werkzeugkasten eines Musikvideoregisseurs, und unterlegt mit einem aberwitzigen Soundtrack aus Rock, Country/Hillbilly(?), Tango, (westlicher) Klassik, Zirkus-/Varieté-Musik, Fußballstadionsgeräuschen... Ergebnis: eine stilistische und emotionale Achterbahnfahrt - nahtlos wechselnd von poetischen Zeitlupenschwertkämpfen im Halbschatten zu absurden Hochgeschwindigkeitsprügeleien mit Mickeymaus-Stimmen, und vom Lächerlichen zum Tragischen sowie wieder zurück. Nichts in diesem Film paßt zusammen - schon gar nicht seine völlig gegensätzlichen Protagonisten - und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb ergibt sich ein nahtloses, und seltsamerweise wunderschönes Ganzes. Das ist ganz großes Kino. Ich hoffe, wir bekommen nochmal eine Chance, diesen Film hier in Deutschland in den Kinos zu sehen.
Große Empfehlung.
A Scanner Darkly:
Ebenfalls sehr gut, wenn auch nicht ganz so unerwartet wie Duelist. Ein in ähnlicher Technik wie Renaissance animierter Film nach einem Roman von Philip K. Dick. Der Film hat für mich vor allem zwei ganz große Stärken. Zum einen ist da die Animationsmethode, die der Welt des Films etwas eigenartig Flaches, Irreales, gleichzeitig auch Unruhiges und Unzuverlässiges verleiht, was perfekt zum quasi permanent zugedröhnten und paranoiden Zustand der Protagonisten paßt, und außerdem sowohl futuristische Technologien wie den 'scramble suit' als auch Halluzinationen wie das tausendäugige Alien, das einem der Protagonisten eine endlose Liste seiner Sünden vorliest, genauso real (oder irreal) erscheinen läßt wie den Rest der Welt. Der Film wird durch diese die Wirklichkeit verfremdende Technik gewissermaßen selbst zum Trip - wie übrigens auch der bereits erwähnte französische Film Renaissance, der die gleiche Technik in Schwarz-Weiß anwendet. Und zweitens: Irrwitzige Charaktere und deren ebenso irrwitzige Dialoge. Teilweise sind diese hochgradig komisch, auch wenn immer ein gewisser bitterer Unterton bleibt, denn immerhin geht es um einen Haufen Süchtiger.
Würde ich weiterempfehlen.
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