Visuell berauschend...

18 Jahre später schafft es der Kult aus den 80ern auf die große Leinwand, doch was früher für eine ganze Generation noch ein Lebensgefühl darstellte, findet mit diesem Film keine Wiederbelebung. "Miami Vice" 2006 orientiert sich vollkommen neu, global, nichts ist mehr so quitsch bunt und auch die Flanellhemden haben ausgedient. Miami scheint nur noch des Nachts zu existieren, alles wirkt so bedrohlich, zwischen dem puren Luxus, den Nachtclubs, den Villen und den verdammt teuren Autos.

Auffällig, der visuelle Stil, typisch Michael Mann, wieder spielt er mit den Farben der Nacht, wie schon bei "Heat" oder auch "Collateral" inszeniert er die Bilder sehr kühl, sehr bedrohlich, hier ist nichts freundlich und wieder lässt er den Zuschauer mit der Leinwand verschmelzen. Die Kamera ist immer mittendrin, auf Augenhöhe, alles wackelt und kracht und gibt dem Zuschauer das echte Gefühl, so als wäre man mittendrin. Das mag einige stören, aber echter kann man Bilder einfach nicht rüberbringen.

Die Stars, Foxx und Farrell, bilden wahrlich kein Dream-Team, wie man es aus "Bad Boys" oder eben aus der "Lethal Weapon" Reihe kannte oder eben aus der Serie selbst. Dazu fehlt etwas Wichtiges zwischen den beiden, der Humor. Beide spielen das ganze sehr unterkühlt, mit sehr wenigen Emotionen, das schadet aber eben dem Zusammenspiel. Dennoch funktionieren sie als knallharte Cops und man nimmt ihnen die wenigen Emotionen und ihr Handeln doch ab. Störend mag Farrells "Matte" durch den Wind flattern, ja, aber man gewöhnt sich irgendwie daran.

Die Story selbst nimmt sich manchmal etwas viel Zeit, ja, da wäre manchmal ein wenig mehr Tempo spürbar die bessere Wahl gewesen. Leider fehlt das ab und an. Dennoch kann die ganze Geschichte mit vielen Locations wiederum auftrumpfen, so jagt man quer durch Miami, kriegt die Karibik zu sehen, und darf mal eben auf Kuba halt machen. Das macht Lust, das macht Laune. Nur manchmal kommt Unbehagen bei den Charakteren auf, die doch irgendwie zu "einfach" reagieren, zu vorhersehbar. So fällt es doch recht schwer, beim besten Willen, die Liebesgeschichte zwischen Isabella und Crockett einfach so als Zuschauer zu glauben, hinzunehmen, leider passt da rein gar nichts. Auch ist leider der Mittelsmann José Yero recht unoriginell in seinem agieren. Und so zieht sich das leider durch den gesamten Film, das zwar störend und manchmal auch nervend ist, dennoch kann man das mit anderen Punkten wiederum gut ausgleichen.

Die Musik, Michael Mann typisch... Der Ton der Handlung tritt vollends in den Hintergrund, wird zur Bedeutungslosigkeit degradiert, die Filmsequenzen kommen und gehen und die Songs rauschen durch die Nacht. Wieder spielt Mann mit den Liedern, lässt sie sich vereinigen mit den Bildern, grandios. Kein anderer Regisseur schafft das so gekonnt. Und auch darin findet "Miami Vice" seine Stärke, wenn die Speedboote durch die Nacht rauschen, die Songs erklingen... Ein echtes Vergnügen. Nur etwas fehlt, eine Ehrerbiertung, der "Miami Vice" - Theme wurde leider vollends gestrichen, sehr schade. Dennoch, hier drücken sich HipHop, Rock & Dance die Klinke in die Hand und alles ist so passend, so perfekt, abgestimmt. Es macht Spaß, das Lauschen der Musik.


"Miami Vice" 2006...

positiv:
...lässt einen mittendrin im Geschehen stehen, die Kamera vollführt ein unglaubliches Schauspiel, alles kracht, alles rumst und man steht mittendrin, einfach grandios. Die gesamte Inszenierung ist ein Augenschmaus der besonderen Art. Die Musik schmiegt sich an die Bilder und wird nicht selten zur "Hauptfigur" des Films, einfach exzellent.

negativ:
...ist nicht der ganz große Wurf, wie man sich dies vielleicht gewünscht hätte, dazu fehlt einfach das Tempo und leider sind zu viele Längen in der ganzen Geschichte. Auch die Hauptdarsteller können nicht vollends überzeugen, weil sie einen nicht berühren, dazu ist das alles zu kühl, zu steril inszeniert.


Fazit:
132 Minuten ultracooler Hype, für mehr reicht es aber nicht!

Wertung in Prozent:
72%


K.K.