Oh, das wird jetzt etwas komplizierter, aber schön: Schaut man sich mal an was Online-Händler wie Amazon, Itunes oder Rhapsody für eine Verkaufsstatistik haben fällt einem auf, dass es vorne einen großen Bereich mit den "Hits" gibt - den Blockbustern, Hitalben - danach aber einen langen, langen, langen Schwanz von Dingen, die halt "Nicht-Hits" sind, aber mittlerweile erstaunlicherweise den Großteil des Umsatzes bei diesen Diensten ausmachen. Unter http://thelongtail.com kann man sich mal sowas ansehen - das Blog von Chris Anderson erklärt das auch etwas genauer wenn man mal die alten Artikel durchstöbert. Kann man nicht für Gewinne anwenden sondern der "lange Schwanz" ist wirklich fast überall sichtbar.Zitat von Hmpf
Der Großteil der Verbraucher bzw. Konsumenten wird sich halt an dem festmachen, was vorne im "Kopf" ist - das sind zum einen natürlich Top100-Listen, TV-Movie-Empfehlungen oder das, was die BILD lobt - brrr, gruseliger Gedanke dass sich jemand nach denen richtet... Das heißt wenn Pro7 z.B. Werbung für Surface macht - mit Anzeigen, Spots und Clips - dann erreichen die vermutlich einen Großteil derjenigen, die anders als wir halt nicht direkt nach Nischen suchen. Den "Kopf" halt - das ist etwas was Anderson im Blog als Hit nach der Nummer 1 bezeichnet meine ich: Gemachte Hits also.
Aber: Wir hier im Forum können mit Empfehlungen, mit Threads, mit Diskussionen über Themen dem zufälligen Surfer, der über Google vielleicht "Surface" gesucht hat und dann die Threads verfolgt als Filter dienen beziehungsweise empfehlen wir ja untereinander auch stets Serien weil wir glauben, dass es die Forumposter interessieren könnte. Und nebenbei erwähnen wir vielleicht noch andere ähnliche Serien, die halt nicht von Pro7 beworben werden - "Threshold", "Invasion" - und in derem Umfeld gibts vielleicht auch noch eine Serie, die wir gut finden - und so navigieren wir den potentiellen Zuseher halt vom großen Kopf weg in die Nischen und können eventuell selbst einen Hit erzeugen wenn wir genügend drüber reden. Wäre Kategorie 3 bei Anderson meine ich.
Anderson selbst glaubt ja, dass es immer noch Hits geben wird, diese aber nicht mehr die Bedeutung haben werden die sie früher haben. Weil es halt den Watercooler-Effekt nicht mehr gibt - alle haben "I love Lucy" oder "Aktenzeichen XY ungelöst" am Abend gesehen z.B. und können darüber reden. Das ist heute mit all den möglichen Wegen an seinen Content zu kommen ja nicht mehr so. (Anderson stellt sich auf den ersten Seiten des Buches übrigens als Fan von SF vor, was schon Pluspunkte bei mir gebracht hat.)
Kurz gesagt: Je mehr Angebote man zur Verfügung hat - Lagerkosten, Vertriebskosten sind bei digitalen Angeboten ja fast null, daher eine sehr breite Auswahl möglich - desto mehr neigt man dazu in den Nischen zu gucken oder Dinge zu finden, von denen man früher a) nicht wußte dass es sie gab oder b) nicht wußte, dass sie einen interessieren würden.
Und um den Bogen zu bekommen: Natürlich werden sich einige, die nach neuem Stoff suchen auch durch Kataloge wälzen oder die Top100-Regale bei Karstadt durchstöbern, das wird noch der Großteil sein weil der Großteil - weswegen ich auch nicht so ganz an das Aussterben des traditionellen Fernsehens glaube es sei denn die Grundverschlüsselung kommt wirklich massiv - halt lieber vorgefertigte Schemata hat als sich selbst mühsam alleine das Nischenprogramm rauszupicken. Dafür hat man dann aber teilweise seine Freunde, seine Bekannten, seine Kollegen die halt sagen: "Die Serie ist klasse, die musst du unbedingt sehen, wäre was für dich. Ach, und wenn dir das gefällt, dann vielleicht auch noch das, das, das und das und überhaupt gibts da ein ganzes Genre von, gucks dir halt mal an."
Ad Astra
Als Lesezeichen weiterleiten