Noch ein paar Gedanken zum Thema, nach dem Lesen der Kommentare, die meist von sehr aufgebrachten Männern stammen:

Ich finde es interessant, wie die meisten dieser Männer dem Feminismus unterstellen, er sei nur daran interessiert, Frauen mit dem Pochen auf die 'Opferrolle' in eine den Männern gegenüber privilegierte Position zu bringen. Die kommentierenden Männer verweisen dabei vorwiegend auf:

- Frauenquoten, die angeblich zur Privilegierung unbegabterer Frauen gegenüber begabteren Männern und damit zur Verbreitung von Unfähigkeit in Führungspositionen führten. (Habe selbst schon an der Uni gesehen, daß das definitiv *nicht* der Fall ist. Im Gegenteil: auch eine sehr qualifizierte Frau hat es oft schwer, sich gegen den Männerklüngel durchzusetzen. Betreffende Dozentin ist dann übrigens eben einfach ins Ausland gegangen...)

- Die Benachteiligung des Mannes im Scheidungsrecht. (Da kenn ich mich nicht genug aus, um beurteilen zu können, ob das der Fall ist, bin aber gerne bereit, den sich beklagenden zu Männern zu glauben, daß es da Paragraphen gibt, die tatsächlich die Frau/Mutter bevorteilen - eben aufgrund des deutschen Glaubens an die Überlegenheit der Mutterliebe gegenüber allen anderen Beziehungen des Kindes zu anderen Bezugspersonen. Das würde schon irgendwie ins Gesamtbild passen.)

- Die einseitige Wehrpflicht.

- Berufliche Nachteile für Männer, wenn diese mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen wollen.

Das Witzige dabei ist, daß nicht nur die Frauenquote, sondern auch die drei genannten *tatsächlichen* oder zumindest *etwas* unzweifelhafteren Benachteiligungen von Männern zumindest implizit den Frauen angelastet werden. Ja wie - haben *wir* jetzt etwa auch die Wehrpflicht erfunden? Und finden wir es etwa toll, daß unsere Partner, wenn sie sich, um uns zu entlasten und selbst mehr vom Aufwachsen der Kinder mitzubekommen, in der Familie engagieren wollen, auch gleich ihre Karriere an den Nagel hängen können?

Die kommentierenden Männern scheinen den Feminismus per se als einen Angriff auf ihr Geschlecht zu verstehen. Die Idee, daß es Frauen nicht um einseitige Vorteile, sondern vielmehr um ein *wirklich* gleichberechtigtes Zusammenleben gehen könnte, kommt ihnen anscheinend gar nicht in den Sinn. Bestehende Ungerechtigkeiten des Systems wie die oben genannten werden dementsprechend als 'Erfolge' der Frauenbewegung oder zumindest als von der Frauenbewegung stillschweigend gebilligt angesehen, und somit als 'Beweis' für deren 'gefährliche' Absichten. Tatsächlich gilt es jedoch natürlich, die gesamte Gesellschaft in allen Bereichen so zu verändern, daß Frauen und Männern gleiche Rechte und Pflichten haben. Daß nicht viele Frauen sich für eine allgemeine, geschlechtsunabhängige Wehrpflicht aussprechen, liegt vermutlich eher daran, daß sie die Wehrpflicht allgemein ablehnen, als daß sie denken, daß dafür ausschließlich Männer geeignet seien. Trotzdem muß aber natürlich bei Beibehaltung der Wehrpflicht diese in einer ideal-gleichberechtigten Gesellschaft auch für Frauen gelten. Und die Familienarbeit und ebenso Rechte und Pflichten im Scheidungsfall müssen selbstverständlich gleichmäßig auf Mann und Frau verteilt werden und beiden Partnern müssen die gleichen Möglichkeiten gegeben sein, Beruf und Familie zu vereinbaren. Das alles ist eigentlich so selbstverständlich, daß man es nicht immer und immer wieder sagen müssen sollte. Aber anscheinend muß man es doch immer und immer wieder sagen, denn bei den kommentierenden Männern ist es offensichtlich noch nicht angekommen...