Hier mal meine Meinung zu den ersten beiden Episoden:

"Glaube und Wissenschaft"
Nach einigen Monaten Pause ist "LOST" also endlich auf die heimischen Bildschirme zurückgekehrt. Viele Lost-Anhänger konnten die Auflösung der zahlreichen Cliffhanger ja schon nicht mehr erwarten, ich muss jedoch gestehen, dass ich der 2. Staffel nicht ganz so gespannt entgegengesehen habe. Das Ende der 1. Staffel war genial, keine Frage, trotzdem hatte ich jetzt irgendwie nicht den Drang verspürt, unbedingt sofort erfahren zu müssen, wie es weitergeht. Seit der ersten Ankündigung der Ausstrahlung der 2. Staffel und einigen Werbetrailern ist mein Interesse aber schon wieder deutlich gestiegen, und so war ich dann doch recht froh, dass es endlich weitergeht. Und was war das nur für ein genialer Einstieg: So wie wir am Ende der 1. Staffel die Luke hinuntergeblickt haben, erfahren wir nun gleich zu Beginn was sich darin verbirgt und blicken zuletzt die Luke hinauf, genau auf die Gesichter von Locke, Kate und Jack. Besser hätte man diesen großartigen Cliffhanger gar nicht auflösen können.

Trotz dieses gelungenen Einstiegs war ich von der 1. Folge der 2. Staffel aber ein wenig enttäuscht - und das liegt vor allem an der Auflösung rund um den Bewohner der Luke. Wenn man Desmond bereits in einer von Jacks Rückblicken in der 1. Staffel gesehen hätte (oder die entsprechende Rückblende wenigstens in eine der letzten Folgen der 1. Staffel eingebaut hätte, wo ja auch Michelle Rodriguez plötzlich aufgetaucht ist), hätte mich diese Wendung wirklich begeistern können. So war es einfach viel zu vorhersehbar und sehr überhastet, so als wollte man Desmond jetzt noch in letzter Sekunde vorstellen. Auch gibt mir diese Vorgehensweise nicht gerade den Glauben daran zurück, dass die Macher wirklich einen Plan verfolgen, sondern bestätigt eher jene Gerüchte, die behaupten, man würde sich von Folge zu Folge, von Wendung zu Wendung hangeln, ohne irgend eine Idee, wohin sich das ganze entwickeln soll - und das ist bereits bei "Akte X" in die Hose gegangen und hat zu einer großen Enttäuschung geführt.

Überhaupt waren die Rückblenden wieder einmal wenig interessant, und haben die spannende Haupthandlung nur unnötig aufgehalten - ein Eindruck, der wohl auch daran liegt, dass ich den Doc immer noch zu den langweiligsten und überflüssigsten Figuren auf der Insel zähle. Zudem war ich etwas irritiert, da die Handlung auf dem Floß nicht im geringsten fortgeführt wurde - andererseits hätten sich wohl ohnehin niemals alle Handlungsstränge von "Exodus" in einer einzigen Folge aufgreifen und zu einem vernünftigen Ende führen lassen, also geht das schon in Ordnung. Und zumindest haben wir ja Walt wieder gesehen - in der verstörendsten, mysteriösesten und atmosphärisch dichtesten Szene der gesamten Folge..

Fazit: Zwar hat auch "Glaube und Wissenschaft" wieder Unterhaltung auf gewohnt hohem LOST-Niveau geboten, doch die etwas ungeschickt eingefädelte Auflösung rund um den Bewohner des Bunkers verhindert, dass es dem Auftakt der 2. Staffel ähnlich zu überzeugen gelingt wie dem Finale von Season 1...
Wertung: 7/10



"Treibholz"
In der letzten Folge hatte ich mich noch darüber gewundert, dass wir über das weitere Schicksal der Floß-Besatzung nichts erfahren haben - jetzt weiß ich, warum. Aber jetzt mal ehrlich, woher hätte ich denn wissen sollen, dass sich die Lost-Macher für einen derart innovativen und genialen Erzählstil entscheiden? Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass man es nicht einfach dabei belassen hat, Michael und Sawyer dabei zu beobachten, wie sie sich wieder zurück auf die Insel retten, sondern man auch immer wieder unmittelbar zum Geschehen auf der Insel gewechselt ist, um dem Zuschauer den zeitlichen Rahmen klarzumachen. Außerdem wurden bei den "Rückblenden" rund um Locke und Kate gleich mal einige in der letzten Folge aufgekommene Fragen beantwortet - die natürlich, wie man das von einer guten Mystery-Serie ja gewohnt ist, gleich 3 neue Fragen aufwerfen . Sehr interessant, dass der Code, denn Desmond eingeben muss, just Hurley's Zahlen entspricht - was das nur wieder zu bedeuten hat? Und auch die Idee, dass er zumindest glaubt diesen alle 108 Minuten eingeben zu müssen, da sonst die Welt untergeht, fand ich sehr faszinierend.

Für eine der witzigsten Szenen war Kate zuständig, die, bevor sie sich an ihre Flucht macht, lieber noch schnell ein paar Schokoriegel aus Desmonds Vorrat mitgehen lässt *g*. Doch so interessant der Teil rund um die offene Luke auch war, das Herzstück von "Treibholz" war natürlich Michaels und Sawyers langsame Odyssee zurück zur Insel. Wie sie sich gegenseitig - zumindest verbal - attackieren und anschreien, wirkte sehr authentisch und angesichts dieser Extremsituation auch verständlich. Trotz all ihrer Differenzen merkte man allerdings auch, dass sie sich durch diese Erfahrung auch irgendwie näher gekommen sind. Besonders berührend war Michaels Verzweiflung wegen der Entführung seines Sohnes - und sein Versprechen am Ende der Folge, ihn sich wieder zurückzuholen. Am spannendsten wiederum waren jene Szenen rund um den Hai und das sich langsam aber sicher auflösende Floß. Lediglich die Rückblenden waren wieder einmal nicht so interessant und haben die sehr spannende Haupthandlung eigentlich nur unangenehm hinausgezögert...

Fazit: Eine sehr spannende Episode mit einer großartigen Handlung und einer unheimlich dichten Atmosphäre, die einen gespannt auf die Fortsetzung warten lässt...
Wertung: 9/10