Nein, natürlich nicht. Doch welche Beweise gäbe es denn?
1. Du hast es selbst gesehen.
Wenn überhaupt hast du vielleicht etwas gesehen, das aus dem Kontext gerissen ist. Eine Tat alleine ist neutral. Erst ihre Motivation macht sie "böse" oder "schlimm". Diebstahl ist böse, trotzdem finden Robin Hood irgendwie alle gut. Die Tötung eines anderen ist böse. Wenn der mir aber gedroht hat, mich oder meine Familie umzubringen und sein bisheriges Verhalten zeigt, dass er das wohl auch umsetzt, ist es irgendwie wieder doch gerechtfertigt.
2. Jemand anderes hat es gesehen.
Dann werde ich dem wohl glauben müssen. Ein beliebtes Argumen in Urteilbegründigen ist, dass ein Zeuge "keinen Grund hätte" zu lügen. Eine Zeugenaussage ist ein Beweis, wenn auch der unzuverlässigste.
3. Die Umstände weisen darauf hin.
Er hatte die Gelegenheit, das Motiv und er war zur Tatzeit der einzige Anwesende, von dem man weiß. "Der große Unbekannte" ist heute beliebtes Ziel staatsanwaltlichen Spotts.
Was denn heute als Beweis für die Schandtaten deines Nachbarn gilt, ist doch auch nichts weiter als gesellschaftlicher Konsens. Je stärker du anderen Glauben machen kannst, dass dein Nachbar etwas Schlimmes getan hat, um so höher ist auch nach heutiger Rechtsprechung die Wahrscheinlichkeit, dass er auch verurteilt wird.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die These "Wo Rauch ist, da ist auch Feuer" auch unter Atheisten weit verbreitet ist.
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