Du bist mir um wenige Minuten zuvorgekommenZitat von Elko
Hier mein vorläufiges Review:
Endlich wieder ein Film der meine (hohen) Erwartungen voll und ganz erfüllen konnte - wenn er auch teilweise ein gänzlich anderer Film war, als ich ihn erwartet hatte. Zu Beginn war ich noch nicht sonderlich begeistert - auch wenn es bereits einige interessante Anspielungen auf die Gegenwart gab, bzw. einiges aus unserer heutigen Zeit bewusst übertrieben wurde, um dem quasi einen Spiegel vorzuhalten. So leben die Menschen in 2027 - zumindest in England - in ständiger Angst vor dem Terrorismus, und Untergrundbewegungen sind davon überzeugt, dsas viele der Bomben von der Regierung gelegt werden, um die Bevölkerung einzuschwören. Auf dem Markt werden ganz legal Selbstmordpillen verkauft, die einem das Abtreten deutlich erleichtern sollen - etwas, dass die Regierung angesichts der düsteren Zukunfsaussichten zumindest zu dulden (wenn nicht gar fördern) scheint. Deutlich stärker im Mittelpunkt des Films steht jedoch die Behandlung (eher Verfolgung) illegaler Einwanderer und die rigorose Einwanderungspolitik der Regierung - auch hier wird zwar im Vergleich zur heutigen Praxis übertrieben, trotzdem hält Cuaron hier der Gesellschaft bzw. vor allem natürlich einigen Regierungen einen Spiegel vor, der ein sehr düsteres Bild zeigt. Die Welt in Children of Men ist angesichts der Tatsache dsas die Menschheit auszusterben droht natürlich von Angst, Verzweiflung, Terrorismus, Gewalt und Hoffnungslosigkeit geprägt - und Cuaron trägt dem auch Rechnung. Der Film ist absolut kompromisslos und zeigt eine ungemein harte und düstere Zukunft.
Die erste halbe Stunde leitet vieles ein, ohne jedoch selbst besonders überzeugen zu können. Der Einstieg ist dann trotz einiger interessanter Ideen und Andeutungen halt doch eher gemächlich - wenn auch bereits nur auf das absolut notwendigste reduziert. Richtig packend wird der Film aber erst nach dem Überfall aufs Auto (jeder der den Film gesehen hat wird wissen was ich meine). Ab da hält einen der Film im eisigen, düsteren Würgegriff und lässt bis zur letzten Szene nicht mehr los. Verzweifelt versucht Clive Owen's Figur, die schwangere Kee zu retten, und gerät von einer verzwickten und verzweifelten Situation in die nächste - jedoch nicht vom Regen in die Traufe, sondern genau umgekehrt von der Traufe in den Regen. Owen gerät immer mehr und mehr ins Schlamassel, kommt immer mehr in Bedrängnis und muss immer schrecklichere Ereignisse miterleben. Die "Krönung" des ganzen ist das schließlich das Flüchtlingscamp und der anschließende ausbrechende Bürgerkrieg. In einer ca. 10-minütigen Sequenz versucht er, Kee aus dem Lager zu befreien, und wie schon Mann in Miami Vice setzt hier auch Cuaron auf eine den Protagonisten verfolgende Handkamera, die frappant an die "eingebetteten Journalisten" im Irak erinnert. Der Clou des ganzen: Die gesamte Sequenz scheint ohne jeglichen Schnitt gedreht worden zu sein - auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie die das bewerkstelligt haben könnten. Ich meine, schon dePalma's Einstiegssequenz bei "Spiel auf Zeit" muss ein organisatorischer Alptraum gewesen sein, und bei Children of Men wird noch dazu geschossen was das Zeug hält. Leute sterben, dinge Explodieren - absolut undenkbar, dass dies ohne jeglichen Schnitt geschafft wurde - aber wenn dort einer ist, wurde er gut verborgen.
Der Film endet genau so, wie er enden musste: Mit einem Funken Hoffnung inmitten einer Welt voller Gewalt, Chaos, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Fazit: Eine großartige, düstere SF-Utopie mit zahlreichen Szenen, die unter die Haut gehen – und einer jener Filme, die mit jeder Minute besser werden.
9,5/10 (mit Option auf die Höchstwertung)
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