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Thema: Der Herr der Ringe - die neue Übersetzung beurteilt

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  1. #1
    Wiederholungstäter Avatar von Max
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    Standard AW: Der Herr der Ringe - die neue Übersetzung beurteilt

    Nach dem ich diesen Thread eine Weile verfolge, muss ich meinen Senf auch noch dazu geben.
    Jedenfalls habe ich die alte Übersetzung von HdR nur mal kurz reingeschnuppert und muss sagen, dass ich im Grunde Krege deutlich vorziehe. Die einfachere Schreibweise ist für ein Lesen deutlich vorteilhafter.
    Zwar gibt es manche detailverliebte Leser, für die ich auch etwas Verständnis habe, jedoch hänge ich mich nicht an das Wort "Chef" auf. Weder fande ich dieses Wort noch Imbissbude in irgendeiner Weise schlimm, noch vom Thema ablenkend. Ich denke die vielen, vielen Sätze außenherum verhindern das.

    Zu den Filmen kann ich nur sagen, dass sie begeisternd sind. Man muss sich natürlich auch vergegenwärtigen, dass es ein anderes Medium ist. Ein Film ist nicht für ein paar Leute gemacht, die einfach nur jedes Wort verfilmt sehen wollen, sondern für eine breite Masse an Kinogängern. Die Vorlagen zur Visualisierung waren auch teilweise von sehr bekannten HdR-Konzepten, welche es bereits mehrere Jahrzehnte vorher gab. Und gerade deswegen finde ich es so gelungen.

  2. #2
    Moderator Avatar von Last_Gunslinger
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    Standard AW: Der Herr der Ringe - die neue Übersetzung beurteilt

    Zitat Zitat von Max
    Ein Film ist nicht für ein paar Leute gemacht, die einfach nur jedes Wort verfilmt sehen wollen, sondern für eine breite Masse an Kinogängern.
    Das sehe ich ja auch ein. Und das den "normalen" Kinogänger die Filme begeistern verstehe ich sofort. Wie schon gesagt wundert mich auch nur die breite Akzeptanz bei denen, die schon seit Jahren das Buch kennen.
    Aber vielleicht bin ich da auch zu anspruchsvoll. Bin gewohnt mit meiner Meinung zu den Filmen alleine dazustehen.

  3. #3
    Forum-Aktivist Avatar von Reiner
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    Standard AW: Der Herr der Ringe - die neue Übersetzung beurteilt

    Zitat Zitat von Max
    Nach dem ich diesen Thread eine Weile verfolge, muss ich meinen Senf auch noch dazu geben.
    Jedenfalls habe ich die alte Übersetzung von HdR nur mal kurz reingeschnuppert und muss sagen, dass ich im Grunde Krege deutlich vorziehe. Die einfachere Schreibweise ist für ein Lesen deutlich vorteilhafter.
    Zwar gibt es manche detailverliebte Leser, für die ich auch etwas Verständnis habe, jedoch hänge ich mich nicht an das Wort "Chef" auf. Weder fande ich dieses Wort noch Imbissbude in irgendeiner Weise schlimm, noch vom Thema ablenkend. Ich denke die vielen, vielen Sätze außenherum verhindern das.

    Zu den Filmen kann ich nur sagen, dass sie begeisternd sind. Man muss sich natürlich auch vergegenwärtigen, dass es ein anderes Medium ist. Ein Film ist nicht für ein paar Leute gemacht, die einfach nur jedes Wort verfilmt sehen wollen, sondern für eine breite Masse an Kinogängern. Die Vorlagen zur Visualisierung waren auch teilweise von sehr bekannten HdR-Konzepten, welche es bereits mehrere Jahrzehnte vorher gab. Und gerade deswegen finde ich es so gelungen.

    Ja, so sehe ich es auch.


    Obwohl, und das finde ich dann schon für mich auch bemerkenswert - und damit unterscheide ich mich von Einigen die auch mit der alten Übersetzung groß geworden sind - da ich von der ersten Übersetzung ausging und auch zunächst den colorierten Schauspiel-Zeichentrickfilm kannte, sollte es eigentlich verwundern, dass man das Neue mehr mag.

    Somit wäre ich eigentlich ein Kandidat der das "Heiligtum des Originals" (wobei eine Übersetzung eben nie das Original ist, sondern nur ein (erste) Interpretation) hätte verteidigen müssen.

    Aber Anfang der 80iger war ich als junger Schüler dann auch etwas "geschockt" von der holprigen Lesbarkeit eines Fantasy-Klassikers. Kommt vielleicht daher, dass ich damals das flüssige Lesen der Perry Rhodan Romane gewöhnt war und nur, (wiederwillig) mir den 68er Generation Kult (so war es damals) vom "Herr der Ringe" angetan hatte - weil es irgendwie "in" war.

    Ich wurde wegen der schlechten Lesbarkeit nur genervt und fand es immer seltsam, dass man so ein "Bohei" aus dieser Art des Satzbaus machte - ja ein regelrechter Kult war das ... bis heute (wie man merkt).

    Somit haben mich die Kino-Filme unglaublich begeistert und endlich dazu animiert "Herr der Ringe" wieder neu zu entdecken.

    Was dem Regisseur Peter Jackson damit gelungen ist, ... ist ein neuer Klassiker und wird in die Kino-Geschichte eingehen wie einstmals "Krieg der Sterne".

    Nicht vergessen: Ein Film ist ein visuelles Medium und lange galt HdR als unverfilmbar. Nur einem HdR Fan wie Peter Jackson, der aber auch weiss wie ein Film funktionieren muss, konnte das gelingen wie es gelang = ein Meisterwerk!

    Nochmal: Schaut Euch die Filme an und man merkt, dass die Sprache der Darsteller moderner ist. Nur so konnte man eine Geschichte neu erzählen damit sie jeder verstehen kann. Es ist aber auch notwendig unvoreingenommen an die Filme heranzugehen. Nichts ist schlimmer als eine 1:1 Verfilmung die dann nicht wirklich visuell überzeugt. Ein Buchautor ist kein Drehbuchschreiber und ein Film ist kein Buch. Trotzdem kann man aus einem Buch ein Film machen, wenn man es anzupassen versteht.

    -------------

    Was wäre, wenn Tolkien heute leben würde und sein HdR heute schreibt ... die Sprache wäre eine Andere auch von ihm!

    Aber auch heute würde er Mittel und Wege finden, das darzustellen was er wollte - nichts anderes taten in Wahrheit Peter Jackson und Wolfgang Krege!


    PS: Man stelle sich nur mal vor, wie ich vor Jahrzehnten vom HdR wenig begeistert war - und heute bin ich Dank dieser beiden Personen ein neuer Fan von HdR - das ist es sicher allein schon wert, dass diese beiden Menschen ein altes "Schlachtross" in die Moderne mitgenommen haben und so einem viel größeren Kreis von Menschen anschaulich und verfügbar gemacht haben.

    Und genauso wie wir heute unsere Schwierigkeit damit haben, Bücher aus dem Mittelalter zu lesen, weil wir so einfach auch nicht mehr sprechen und neue Bezeichnungen für vieles verwenden, so wird in vielen Jahren kaum mehr jemand noch die alte Übersetzung lesen können.
    Geändert von Reiner (17.12.2006 um 19:10 Uhr)
    "Glaubst Du noch, oder denkst Du schon?" Giordano Bruno / "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein. /"Ich kann zwar die Bewegungen von Himmelskörpern berechnen, aber nicht die menschlichen Verrücktheiten." Sir Isaac Newton. / Das Mitlesen in diesem Beitrag ist verboten, wenn Ihr zu jung dafür seid. https://anchor.fm/reiner-krauss/

  4. #4

    Standard AW: Der Herr der Ringe - die neue Übersetzung beurteilt

    Zitat Zitat von Reiner
    [COLOR="Red"]
    Aber Anfang der 80iger war ich als junger Schüler dann auch etwas "geschockt" von der holprigen Lesbarkeit eines Fantasy-Klassikers.
    Also, 'holprig' finde ich die alte Übersetzung nun wirklich nicht. *Wenn* sie schwer lesbar ist - was sie, denke ich, aber nicht allgemein ist, sondern lediglich, wenn man relativ stark auf einen bestimmten Stil fixiert ist - dann liegt das eher daran, daß sie in einer etwas altmodischeren, gelegentlich auch etwas umständlicheren Sprache abgefaßt ist. Das macht sie aber nicht holprig. Auch lange, umständliche Sätze können sich sehr flüssig lesen lassen. Es ist lediglich eine Frage der Gewohnheit.

    Kommt vielleicht daher, dass ich damals das flüssige Lesen der Perry Rhodan Romane gewöhnt war
    Mit Verlaub: Das ist aber auch eine *völlig* andere Sache. Bei allem Respekt für Perry Rhodan - und daß ich Respekt davor habe, wird, denke ich, schon daraus deutlich, daß ich mich gerade für ein eigenes Perry-Forum hier in der Community ausgesprochen habe - ist doch Perry Rhodan vom Sprachniveau her eine Heftromanserie, d.h. sprachlich am kleinsten gemeinsamen Nenner des Sprachverständnisses orientiert. Wenn wir den Herrn der Ringe vom Sprachniveau mal so ungefähr auf Höhe der FAZ ansiedeln, dann ist Perry Rhodan eher auf Höhe der Bild-Zeitung angesiedelt. Verständlichkeit ist zwar eine Tugend, aber wenn wir sämtliche Literatur an ihrer Verständlichkeit für ein sprachlich eher einfach gestricktes Publikum messen wollten, könnten wir praktisch alle Klassiker und einen Großteil der Gegenwartsliteratur 'in die Tonne kloppen'.

    Um's nochmal ganz deutlich zu sagen: Der Herr der Ringe ist *auch im Original* kein leichtes Buch. Er liest sich *auch im Original* antiquiert. Das ist durchaus so gewollt. Er las sich sogar in den 50ern, also zur Zeit des ersten Erscheinens, bereits antiquiert. Tolkien schrieb durchaus bewußt ein etwas älteres Englisch, denn es lag seiner Mentalität näher. (So, wie z.B. ich teilweise ein etwas antiquiertes und umständliches Deutsch schreibe. Nicht, daß ich mich mit Tolkien vergleichen möchte; ich möchte nur deutlich machen, daß es eben *tatsächlich* Leute gibt, zu deren Stil sowas eben gehört.)

    Ich wurde wegen der schlechten Lesbarkeit nur genervt und fand es immer seltsam, dass man so ein "Bohei" aus dieser Art des Satzbaus machte - ja ein regelrechter Kult war das ... bis heute (wie man merkt).
    Ich mache keinen irrationalen Kult aus dem Satzbau. Ich stelle lediglich - nach reiflicher Überlegung und *detailliertem* Vergleich und in guter Kenntnis der verschiedenen Fassungen - bestimmte Schwächen in der Krege-Übersetzung fest, von denen einige m.E. über läßliche 'Sünden' hinausgehen.

    Nochmal: Schaut Euch die Filme an und man merkt, dass die Sprache der Darsteller moderner ist.
    Ich kenne zufälligerweise jemanden, der das Synchroscript korrekturgelesen hat (jep, das war jemand von der Deutschen Tolkiengesellschaft, ein ähnlich 'irrationaler Kultanhänger' wie ich *g*) und weiß daher recht genau, daß dort, wo irgend möglich, immer so eng wie möglich an der Carroux-Übersetzung gearbeitet wurde. Natürlich muß man bei einer Synchro generell Abstriche machen, da die Lippenbewegungen im Original ungefähr denen der deutschen Version entsprechen müssen; man muß also des öfteren etwas improvisieren. Aber recht viele Sätze haben es praktisch 1:1 in den Film geschafft.

    Und bevor hier der Eindruck entsteht, ich verließe mich nur aufs Hörensagen: Ich habe die Filme mehr als ein Dutzendmal gesehen, und ja, tatsächlich auch einige Male auf Deutsch.

    Nur so konnte man eine Geschichte neu erzählen damit sie jeder verstehen kann.
    Selbst, wenn die Sprache der Filme so modern wäre, wie Du meinst, bin ich nicht der Meinung, daß das generell notwendig ist, um einen guten oder auch nur erfolgreichen Film zu machen. Viele Historienfilme bedienen sich durchaus einer altmodischen Sprache; Shakespeareverfilmungen u.ä. ebenfalls (da ist die Sprache sogar noch wesentlich antiquierter als im Herrn der Ringe). Und sowohl Historienfilme als auch Shakespearefilme und -dramen erfreuen sich relativ gleichbleibend hoher Popularität.

    Im übrigen *muß nicht alles für jeden verständlich sein*. Ich weiß - das ist furchtbar undemokratisch und elitär von mir, das so offen zu sagen. Aber eine fortwährende Orientierung am kleinsten gemeinsamen Nenner führt über kurz oder lang zu einem Sinken des Sprachverständnisses und der intellektuellen Kompetenz der *gesamten* Bevölkerung. Das Gegenteil hingegen, also eine 'rücksichtslose' Verwendung verschiedenster Sprachebenen und Stile, darunter eben auch von schwieriger und antiquierter Sprache, gibt *allen*, also auch der sogenannten 'einfachen' Bevölkerung, eine Gelegenheit, durch Übung und Gewohnheit ihr Sprachverständnis und ihre intellektuelle Kompetenz zu steigern.

    Never write down to your audience.

    Was wäre, wenn Tolkien heute leben würde und sein HdR heute schreibt ... die Sprache wäre eine Andere auch von ihm!
    Wie schon gesagt, Tolkien war bereits zu seinen Lebzeiten 'altmodisch'. Ich denke, das wäre er heute ebenfalls noch. Seine Verbundenheit gegenüber einer vergangenen (Sprach)kultur war vielleicht *das* zentrale Merkmal seiner Persönlichkeit.

    Und genauso wie wir heute unsere Schwierigkeit damit haben, Bücher aus dem Mittelalter zu lesen, weil wir so einfach auch nicht mehr sprechen und neue Bezeichnungen für vieles verwenden, so wird in vielen Jahren kaum mehr jemand noch die alte Übersetzung lesen können.
    Wenn *das* irgendwann der Fall sein wird, wird die Krege-Übersetzung davon genauso betroffen sein. Es dauert Jahrhunderte, bis sich eine Sprache so weit verändert, daß Texte in ihr für Sprecher, die mit einer neueren Version dieser Sprache aufgewachsen sind, nicht mehr verständlich sind. Da machen die vierzig Jahre, die zwischen den beiden Übersetzungen liegen, den Kohl nun wahrlich nicht fett. Und in zwanzig Jahren oder vielleicht schon in zehn wird auch Krege schon wieder milde altmodisch wirken für die neue junge Generation, die dann schon wieder ihren eigenen Slang usw. hat.

    Altmodisch wirkt Sprache sehr schnell - da können, gerade, wenn es sich um eine besonders aktuelle, modische Sprache handelt, schon fünf bis zehn Jahre reichen. Texte aus den späten Neunzigern, die auf 'hip' gemacht waren, wirken jetzt schon etwas komisch. Bis etwas allerdings wirklich dem aktuellen Sprachverständnis unverständlich wird, vergehen locker vierhundert Jahre oder mehr. Der oben bereits erwähnte Shakespeare ist für moderne Engländer noch recht gut verständlich; und auch uns in Deutschland hier machen Texte aus dem 19., 18., 17. und mit Einschränkungen auch noch aus dem 16. Jahrhundert keine unüberwindbaren Probleme (zum selber Nachprüfen dieser Behauptung, hier etwas aus der ersten Hälfte des 17. Jh.: http://gutenberg.spiegel.de/gryphius...rste/eitel.htm). Voraussetzung dieser langen Verständlichkeit ist aber natürlich die fortgesetzte Übung jeder neuen Generation im Umgang mit Texten, die nicht unmittelbar ihrem eigenen Sprachgebrauch entsprechen. Das ist eine zentrale Kulturtechnik, die im Moment allerdings leider immer unpopulärer wird.


    @Last_Gunslinger: Zu den Filmen wollte ich mich auch noch äußern (mag sie sehr gerne, habe aber auch so meine Probleme mit einigen Sachen), aber dieses Posting ist schon so ein Monster, daß ich da nicht noch eine zweite Grundsatzdiskussion reinpacken möchte. Vielleicht morgen... *g*
    Geändert von Hmpf (17.12.2006 um 22:15 Uhr)

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