chapter one

Hier steh ich nun, komplett entblößt und beinahe schon tot. Ich warte nur noch auf den Aufruf. Angeblich soll es bei den letzten beiden Versuchen geklappt haben. Doch das sind alles nur Gerüchte. Keiner weiß wirklich, ob es funktioniert oder nicht, deswegen testen sie es an Todkranken ehemaligen Mitarbeitern. Es ist schon seltsam das gerade als die Testphase begann so viele Mitarbeiter an Aids, Krebs und anderen unheilbaren Krankheiten erkrankten. Das kann doch kein Zufall sein...

„Michael Carter bitte.“, ertönt es aus dem völlig veralteten Lautsprecher im Wartezimmer und reißt mich dabei aus allen Gedanken. Es kann nicht mehr lange dauern dann wird mein Name durch den Lautsprecher dröhnen. Nein ich habe keine Angst, zumindest versuche ich mir das einzureden.

Vor 3 Jahren wurde ich auf ID-Sience aufmerksam. Sie hatten eine Stelle für Programmierer frei, und da ich gerade Arbeitslos wurde, bewarb ich mich kurzer Hand. Schon einen Monat später war ich mitten drinnen, im programmieren einer Software für ID-BaR. Ich dachte nie, dass mir das eines Tages selbst zum Verhängnis wird. Dabei war es doch das perfekte Angebot: hohes Einkommen, freie Einteilung der Zeit und man arbeitete an etwas, das die ganze Welt revolutionieren wird.
Es lief auch wirklich gut. Ich hatte mich mittlerweile zu einem Teamleader vorgearbeitet. Wir hatten die Aufgabe die gespeicherten Gehirnströme der Patienten mit Hilfe der Gen-Informationen zu vervollständigen.
Oft hatten wir geglaubt den Algorithmus verstanden und endlich den Durchbruch geschafft zu haben, doch meistens 2 Wochen nachdem wir die Software abgeliefert hatten, bekamen wir die Meldung, dass sie nicht funktioniert und wir begannen wieder von vorne…

„James Douk bitte.“
Verdammt sie sind schon bei D. Nur der Tod kann mich jetzt noch vor dem Tod retten. Paradox, aber zwischen sterben und sterben ist eben doch ein Unterschied…

Vor einem Monat war es dann wieder einmal soweit. Der angebliche Durchbruch eines anderen Programmiererteams. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich mein Leben gewaltig. Nicht wegen dem Durchbruch. Bei mir wurde ein unheilbarer Darmkrebs diagnostiziert. Ein großer Schlag. Die Arbeit, die ich geleistet habe, hat dadurch einen völlig anderen Stellenwert bekommen. Ich erinnere mich noch genau wie es war als ich aus dem Arztzimmer ging und ein großer Mann mit langen weißen Haaren und trüben Blick auf mich zukam:

„Mr. Eargon?“
„Ja?“
„Mein Name ist Dr. Arnolds, ich habe gerade die schlechte Nachricht gehört und wollte Ihnen mein Beileid aussprechen.“
„Soviel zu Schweigepflicht von Ärzten.“, antwortete ich.
„Ich bin hier um Ihnen zu helfen.“
„Tut mir leid, ich habe nicht mehr viel Zeit und ich kann auf Quacksalber wie Sie sehr gerne verzichten! Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen!“, sagte ich bestimmt und wollte weitergehen, doch der Mann schnappte mich bei der Schulter und flüsterte mir ins Ohr, dass gerade ich wissen müsste, dass ich alle Zeit der Welt habe.
Ich folgte dem Mann also in sein Büro und hörte mir an was er zu sagen hatte.
„So wie ich das sehe, haben sie nur 2 Auswahlmöglichkeiten:“, begann Mr. Arnolds bestimmt, „Entweder Sie lassen der Natur freien Lauf und warten mit höllischen Schmerzen, Angst und der Ungewissheit ob man am nächsten Morgen überhaupt noch aufwachen wird, auf Ihren Tod, oder aber Sie profitieren von Ihrer eigenen Arbeit. Ich denke Sie wissen von was ich rede?“
„Sie reden davon mich freiwillig zu melden…“
„Das Leben ist doch eine schöne Alternative zum Tod, oder etwa nicht?!“
Wenn man gerade von seinem Tod erfahren hat, sollte man nicht vor solchen Entscheidungen gestellt werden. In solchen Situationen denkt man tatsächlich man hätte eine reale Chance, doch wenn es dann soweit ist merkt man, dass dem nicht so ist. Natürlich musste ich sofort ein Formular unterschreiben, dass die Firma keinerlei Verantwortung für jegliche Komplikationen, die eventuell auftreten könnten, übernimmt.

Tja, und nun bin ich hier und warte wie das Schwein auf den Metzger. Was wäre wohl gewesen wenn ich damals nein gesagt hätte…

„Mr. Eargon bitte.“

Es ist soweit. Langsam betrete ich den Operationssaal. Tausende Gedanken im meinem Kopf. Der Wunsch sich einfach umzudrehen und wegzulaufen, die Unfähigkeit die Beine zu bewegen und es wirklich zu tun. Doch ich habe einen Vertrag unterzeichnet, und dieser besagt, dass sie mich auch einfangen dürfen, mit Gewalt wenn nötig.

„Guten Tag Mr. Eargon, darf ich mich vorstellen mein Name ist Dr. Pasperon. Ich werde den Eingriff an Ihnen durchführen.“, begrüßt mich ein Mann im weißen Kittel. Meine Lippen sind wie zusammengeklebt vor Angst. Stillschweigend schüttle ich ihm die Hand.
„Ich werde ehrlich zu Ihnen sein Mr. Eargon, wir wissen nicht ob der neue Algorithmus funktioniert. Um genau zu sein wissen wir nicht mal ob wir die Daten des Körpers richtig speichern. Sie sind nun der dritten an dem wir es mit der neuen Methode probieren. Zweifellos werden Sie kurz einen Schmerz verspüren wenn Ihr Kopf von Ihrem Körper getrennt wird, doch wir können Ihnen keine Schmerzmittel verabreichen, da wir sonst gefälschte Daten bekommen würden. Aber keine Sorge, bist jetzt ist nach der Operation noch niemand gekommen um sich zu beschwerden!“, sagt er und beginnt fürchterlich zu lachen. Er scheint sich selbst für irrsinnig witzig zu halten. Bald jedoch bemerkte er, dass nur er lacht und plötzlich ist Pasperon wieder ernst.
„Nun gut, es ist Zeit.“

Er deutet mir, dass ich mich auf den Operationstisch legen soll. Ich starre den Tisch an. Er ist sehr Breit und etwa in Kopfhöhe ist ein sehr dünner roter Faden gespannt. Ich will gar nicht wissen wofür das Seil da ist. Der Tisch hat sechs Bänder. Jeweils Zwei für die Füße und Hände, einen für den Bauch und einen für den Hals.
Neben dem Tisch stehen viele seltsame Geräte, welche ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie mussten wohl dazu dienen die letzten Nervensignale der Wirbelsäule vom, und zum Gehirn zu speichern, doch so genau weiß ich das auch nicht. Ich fühle mich als müsste ich übergeben, aber ich bin nicht fähig auch nur irgendetwas zu tun. Angst macht sich in vielen Wegen breit, doch das Wissen man wird in wenigen Minuten tot sein, kann man nicht realisieren. Ich muss zugeben, es ist auch eine Spur Neugierde, aber es gehen einfach zu viele Gedanken in einem vor um das zu beschreiben.

„Mr. Eargon, es ist Zeit…“

Langsam bewege ich mich zum Operationstisch. Ein letzter Blick durch das Fenster. Nur ein anderer Teil des Krankenhauses ist zu sehen. Was gäbe ich nur darum einen wunderbaren Ausblick zu sehen, aber ich denke, dass ist jetzt nicht mehr möglich. Ich lege mich auf den Tisch. Er ist völlig kalt. Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus. Der Blick an die weiße sterile Decke, dem dünnen Faden direkt über dem Kopf. Ich stelle fest, dass der Faden eigentlich weiß ist und er nur durch das Blut rot gefärbt wurde. Plötzlich ein klicken und dann… Nichts.