division three - chapter 2

Nur sehr knapp bekleidet finden sich die beiden Frauen wenig später in der U-Bahn wieder. Immer noch außer Atem erkunden sie ihre direkte Umgebung. Das Abteil ist fast leer. Nur hier und da ein Passagier. „Niemand der verdächtig ist.“, sagt Tamara ohne Cecile einen Blick zu zuwerfen. Cecile nickt nur kurz und konzentriert sich wieder auf sich selbst. Sie zittert am ganzen Körper. Tamara bemerkt ihr zittern: „Alles in Ordnung?“ Cecile dreht ihren Kopf zu Tamara: „Es ist einfach schon so lange her seit ich das letzte mal etwas getrunken habe. Mein Körper verlangt nach mehr. Ich bin schwach.“
„Diese Monster. Heilung ja, aber zu welchem Preis!“, Tamara schüttelt den Kopf.
„Tamara, wohin fahren wir?“
„Ich kenne eine Bar im 7. Ring. In diese Bar verkehren Menschen aus den oberen Ringen, denen in ihrem monotonen Leben etwas fehlt. Deswegen kommen sie in den 7. und machen Pseudo-Vampir-Partys. Sie tanzen dort, haben keinen Namen und suchen jemanden, mit dem sie ihr Blut tauschen können. Es sollte für uns kein Problem darstellen dort genügend Blut zu trinken um uns für eine Weile bei Kräften zu halten. Anschließend suchen wir uns eine Unterkunft. Wir müssen einen Weg finden den Leuten die Wahrheit zu sagen.“
Cecile schließt ihre Augen: „Ich bin froh das ich dich habe Tamara. Danke, dass du mich befreit hast.“
Tamara legt einen Arm schützend um Cecile. „Wir schaffen das.“, flüstert sie, doch Cecile ist bereits eingeschlafen.

Einige Minuten später, weckt Tamara Cecile mit einer sanften Berührung an der Schulter.
„Wir sind da.“
Widerwillig steht Cecile auf. Die beiden Frauen verlassen die U-Bahn und machen sich auf den Weg zu der Bar. Die Gassen die sie passieren, sind eng und sehr verschmutzt. Über den gesamten Ring liegt ein dichter Nebel. Sie sehen nur etwa 2 Meter nach vorne. Tamara läuft vorne weg und Cecile hinten nach. Sie wunder sich warum Tamara sich so gut im 7. auskennt. Nachdem sie scheinbar ewig lange zwischen den Häusern umhergelaufen sind, kommen sie endlich an.
Eine große Barock-Kirche mit zwei Türmen seitlich des Eingangs erstreckt sich vor ihnen. Viele Verzierungen schmücken das Eingangstor, das aus zwei großen Flügeln besteht. Cecile betrachtet das Tor, und bemerkt zwei große Figuren, die sich über das gesamte Tor erstrecken. Ein kleines Kind mit flügeln, das offenbar einen Engel darstellen soll. Der Engel scheint zu fliehen und seine Augen sehen ganz deutlich nach hinten zu der zweiten Figur. Es handelt sich dabei um ein Skelett in einer schwarzen Robe, die nur sein Gesicht freigibt. In der Hand hält das Skelett eine Sichel und bei genaueren betrachten, bemerkt man seine langen Eckzähne. Es sollte wohl einen Vampir darstellen. Aus dem Mundwinkel sieht man eine kleine Zunge von der ein kleiner Tropfen auf den beinahe erreichten Engelsflügel tropft.
Cecile erschaudert: „Dieser Ort ist mir nicht geheuer.“
„Keine Angst Cecile. Ich kenne diesen Ort. Wir sind hier bald wieder weg.“
Tamara öffnet das Tor und betritt die Kirche. Zögernd schließt sich ihr Cecile an.
Sie schließt das Tor hinter sich und bemerkt, dass darauf etwas auf Latein geschrieben steht „homo fierie bestiae“. Mit einer kurzen Bewegung dreht sie sich zu Tamara und sieht sie fragend an.
„Das ist der Name dieser… Bar.“
Cecile sieht sich im inneren um. Die Kirche wurde scheinbar in wenigen Arbeitsschritten in ein Lokal umgewandelt. Anstelle des Altars wurde Getränkeausgabe montiert und anstelle der Sitzbänke sind Sitzgelegenheiten mit Tisch gebaut worden, wobei sorgfältig darauf geachtet wurde, dass jede Sitzgelegenheit mit Tisch nicht im Blickwinkel der anderen ist.
Zwischen ‚Altar’ und ‚Bänken’ hängt eine seltsame silberne Kugel von der Decke herab. An dieser Kugel sind viele seltsame Anschlüsse angebracht. Sie sehen beinahe so aus wie Zapfsäulen mit einem kleinen Mundstück.
Erst nachdem sie sich die Kugel genauer betrachtet hat, bemerkt sie die ganzen Menschen die sich in diesem Gebäude tummeln. Für einen kurzen Moment verfolgt ihr Blick einen Mann der mit großen Schritten zu der Kugel geht. Er nimmt einen der Zapfsäulen in den Mund und scheint daraus zu trinken. Cecile will sich wieder zu Tamara drehen, doch sie ist nicht mehr da. Ein kurzer Adrenalinstoß lässt Cecile den Puls in ihren Adern spüren. Hektisch sieht sie sich in der Kirche um. Keine Spur von ihr. Langsam aber bestimmt geht sie durch die Sitzreihen um in jeder kleinen Ecke nachzusehen. Viele Paare sitzen darin, aber keine Tamara. Cecile kommt an die Bar. Der Barkeeper scheint ende dreißig zu sein und schenkt ihr keine Aufmerksamkeit.
Plötzlich spürt sie einen Griff an ihrem Unterarm. Schnell dreht sie sich um und erblickt erleichtert Tamara.
„Ich habe einen Tisch für uns gefunden. Und jemanden der… interessant für uns ist.“, sie lächelt Cecile zu und zieht sie mit sich auf einen der Tische. Zwei Männer erwarten die beiden Frauen bereits. Beide im schwarzen Anzug mit braunen kurzen Haaren. Tamara nickt den beiden zu, worauf einer von ihnen aufsteht und mit ihr verschwindet. Cecile sieht ihr etwas verstört nach. Die beiden gehen in die Richtung des Beichtstuhls und verschwinden darin. Cecile schaut auf den zweiten Mann.
„Setz dich doch. Lass den beiden ihren Spaß.“
„Ich stehe lieber. Danke.“, antwortet Cecile bestimmt.
„Willst du von mir kosten?“, der Mann holt eine Sichel heraus und hält sie ihr hin.
Verwundert sieht Cecile ihn an.
„Bist du neu hier? Du weißt doch was das für eine Bar ist oder?“
Nickend nimmt sie die Sichel. Er hält ihr den Arm hin.
„Mach den ersten Schnitt.“
Langsam schneidet sie fünf Zentimeter in den Oberarm des Mannes. Er lässt sich keinen Schmerz anmerken. Das Blut tropft langsam aus der Wunde heraus.
„Trink meine Kleine.“
Ceciles Pupillen verengen sich und fixieren das Blut. Alles um ihr herum verstummt. Sie beugt sich langsam zum Mann hin und berührt mit der Zungenspitze die Bluttropfen. Vorsichtig presst sie die Lippen auf die Wunde und beginnt stark daran zu saugen. Ihr Mund füllt sich mit dem Blut. Mit ihrer Zunge spielt sie im Schnitt um noch mehr Blut zu entlocken. Tropfen für Tropfen lässt sie in ihrem Hals hinunter rinnen. Ihre Adern pulsieren wieder. Die Kraft kommt zurück und ein blitzen durchströmt ihre Augen. Sie bemerkt wie sehr der Mann gefallen daran hat wie sie an seiner Wunde saugt. Cecile saugt etwas fester.
Er schreit kurz auf und zieht die Hand weg. Aus den Mundwinkeln von Cecile tropft noch etwas Blut als der Mann die Sichel wieder an sich nimmt.
„Ich bin dran: Wie du mir so ich dir.“
Der Mann nimmt die Hand von Cecile und will sie schneiden, doch in diesem Augenblick kommt Tamara mit dem anderen Mann zurück.
„Cecile, lass uns kurz an die Schenke gehen. Keine Angst werter Herr, sie gehört gleich wieder Ihnen.“
Mit diesen Worten gehen die beiden zur silbernen Kugel.
„Trink an der Kugel. Es ist hochwertiges Tierblut. Nicht so gut wie das vom Menschen aber immerhin.“
Cecile folgt der Anweisung von Tamara und nimmt einen der Anschlüsse in den Mund. Tamara öffnet langsam den Hahn und steuert somit die den Blutfluss den Cecile schlucken muss. Sie sieht ihr in die Augen und bemerkt das aufblitzen. Tamara holt eine kleine Visitenkarte heraus und steckt sie in Ceciles Tasche. Wenig später dreht sie den Zapfhahn wieder zu und stoppt den Blutfluss. Tamara verlässt sie noch bevor sie die Karte gelesen hat: „Töte den Mann deiner Freundin und ich kann euch vielleicht helfen. homo est hostia.“
Cecile sieht noch einmal zu ihrer Freundin, welche sie nur kurz annickt. Kurz darauf findet sie sich wieder bei dem Mann am Tisch.
„Gibt es hier irgendwo einen Platz wo man ungestört sein kann?“
„Ja, im Beichtstuhl.“, antwortet der Mann lächelnd.
Cecile nimmt ihn bei der Hand und zieht ihn in einen der Beichtkästen. Sie nimmt ihm Die Sichel ab und kratzt vorsichtig an seinem Hals. Lächelnd lehnt er sich zurück und schließt seine Augen. Cecile schließt die Tür zum Beichtkasten. Als sie dem Mann einen flüchtigen Schnitt verpasst lacht dieser nur kurz auf. Ihre Finger tanzen am Griff der Sichel bevor sie ohne Warnung einen tiefen Schnitt durch die Kehle des Mannes machte. Der Kopf sackt nach hinten und ein kleines Röcheln erfüllt den Raum den noch vor kurzem das Lächeln des Mannes erfüllt hat. Das Blut blubbert langsam heraus. Der Mann versucht sich nochmals aufzubäumen, doch Cecile schlägt die Sichel wuchtig in das Herz des Mannes. Obwohl ihr Hunger gestillt ist, nimmt sie noch einen Schluck von ihm und verlässt die Kabine.

Draußen sieht sie Tamara an der Bar stehen. Cecile geht zu ihr und nickt ihr zu.
„Ich habe eine zweite Visitenkarte bekommen. Irgendjemand beobachtet uns. Wir sollen uns zu einem Hotel begeben und auf weitere Anweisungen warten.“
Cecile hört sich das alles an ohne ein Wort zu sagen. Ihr komplettes Gesicht ist blutverschmiert.
„Es könnte eine Falle sein, aber da wir alleine nicht viel gegen diese Monster die uns zu dem was wir sind gemacht haben tun können, müssen wir darauf eingehen.“
Der Barkeeper gibt der immer noch schweigenden Cecile ein Handtuch.
„Ich glaube bei dir ist ein bisschen was daneben gegangen.“, lacht er.
Sie nimmt das Handtuch und wischt ihr Gesicht ab: „Scheint so. Danke.“

Aus der Ferne hören die beiden Schreie. Sie drehen sich um und sehen, dass sie aus der Beichtkabine kommen. Die beiden Frauen sehen sich an.
„Wir müssen los Tamara.“, sagt Cecile ganz ruhig.
Tamara nickt und die beiden verlassen die Kirche…