
Zitat von
Max Unholdt
Sie hat ein Handy, trägt einen rosafarbenen Frotteebademantel, manchmal Gummistiefel, fährt mit Geländewagen durch Flüsse und sagt so Sätze wie (frei zitiert): „Nehmt keine Flinten mit; es ist Sonntag.“ Ihre Mutter ist dauerangetrunken, ihr Sohn ein Weichei und ihr Mann sagt stets lauthals und schnoddrig, was er so gerade denkt. Dieses Bild zeichnet der Film „The Queen“ von Europas bedeutendster Monarchin. Daneben zeigt er, und das ist vor allem die herausragende schauspielerische Leistung von Helen Mirren, das Portrait einer würde- und gefühlvollen, intelligenten und witzigen Frau. Sie spielt die britische Königin so authentisch, dass man versucht ist, die Fiktion – es ist eben nur ein Film – zu ignorieren, und zu meinen, genauso müssen sich die Ereignisse des Sommers 1997 wohl fernab der Pressefotografen und Fernsehkameras in der Familie Windsor abgespielt haben. Die Spielszenen, die chronologisch von der Wahl Tony Blairs zum Premierminister bis zwei Monate nach der Beerdigung Lady Di’s erzählen, sind durchsetzt von Originalfilmmaterial, das mit einer Neigung zu falschem Pathos und rührgeseligtem Schmalz musikalisch untermalt wurde. Schade, denn abgesehen von der Thematik werden sich hieran wieder einmal die vorurteilsbeladenen Geister scheiden. So ist denkbar, dass beispielsweise die Lehramtsstudentin Deutsch / Englisch arge Probleme haben wird, ihren Freund, der „Deutschland, ein Sommermärchen“ – diese Anspielung des Filmtitels auf Heine ist nebenbei gesagt schlicht degoutant – geliebt hat, zu diesem durchaus sehenswerten Film zu bewegen.
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