Zitat Zitat von Reiner
Die Serie erscheint mir zwar gut gemachte Krimi-Unterhaltung, etwas gespickt mit SF-Thema der Zeitreise, um daraus ein wenig Witz und Mystery zu ziehen, a la „träumt der das nur, ... was ist real, ... etc.“ Auch typisch der „britisch-stile“, welcher durchaus sehr gut und unverwechselbar ist (So werden die Amis ihren Ableger später nicht hinbekommen ). Doch sind wir mal ehrlich. Ausser immer wieder Anspielungen um das Thema, „wo bin ich wirklich, ... erlebe ich das wirklich, ... etc. - ist es wie eine einfache, 70iger Jahre Krimi-Serie im Wiederholungsprogramm.
Braini hatte schon was dazu geschrieben, Hmpf auch aber ich tus trotzdem auch nochmal: Ja, es sieht auf den ersten Blick so aus als hätte man "Jason King" oder "The Sweeny" oder eine andere Serie in die Neuzeit gehievt, sie mit ein bißchen Phantastik ausgestattet und das wäre es dann - Zeitreisen sind nichts Neues, in den Staaten planen sie mal wieder eine Serie, seit "Quantum Leap" auch relativ fest im Kanon der SF-Unterhaltung verankert denke ich mal und überhaupt: Wenn du heute was Neues in der SF sehen willst musst du dich gewaltig anstrengen - denn momentan gibts nichts bahnbrechend Neues, was nicht vorher schon mal gewesen wäre. Hey, der Cyberpunk ist auch schon einige Jährchen her...
Dass "Life on Mars" auch wie eine normale Krimiserie funktioniert ist gerade ein Vorteil der Serie: Leute, die sonst überhaupt keine phantastische Serie auch nur mit der Kneifzangen anfassen würden können die Elemente, die in LOM vorkommen durchaus verdauen. Andererseits sind es gerade die Elemente, die LOM so interessant für uns machen: Ist er jetzt im Koma oder nicht? Vor allem - warum ist Sam ausgerechnet im Jahr 1973? Diese Waldsequenzen, die Anspielungen auf den Wizard of Oz sind ja wohl nicht ohne Grund da und die phantastischen Elemente spielen in den späteren Folgen - so wie der Fernseher - durchaus eine tragende Rolle.
Wie Hmpf schon bemerkte: LOM katapultiert den Kulturschock ganz real auf den Bildschirm - oh, sicher Sam Beckett aus "QL" hatte auch ein Handicap, sein "swiss-cheese brain", aber selbst bei den Folgen, in denen Sam sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen muss, "The Leap Home" z.B. ist Sam halt immer Sam: Sympathisch, nett, überhaupt nicht irritiert und weiß eigentlich fast immer was man wie machen muss.
Sam Tyler ist das halt nicht: Er zweifelt, ändert teilweise recht bewußt die Geschichte oder die Umstände - siehe "A Television? In a Pub?" - und ist im Grunde genommen eigentlich eine sehr arme Socke, die selbst ja nicht ganz so recht weiß ob diese Vergangenheit nun real ist oder nicht oder doch oder nicht...Und ist manchmal recht fassungslos, was sich da mit ihm oder vor ihm abspielt. (Sehen wir mal von der Frage ab ob Sam nun wirklich nach Hause will oder doch eher nicht, wie das Clown-Mädchen in der zweiten Folge andeutete, aber damit mach ich eine Metadiskussion auf, das lassen wir mal lieber an der Stelle.)
Insofern sind "Farscape" und "Life on Mars" sicherlich "neu" und "fesselnd" und "brisant" und "toll" - so wie "Dexter" das auch ist und "Dexter" erfindet das Genre der Serienmörderserie - ähem - nun auch nicht gerade neu gibt der Serie aber einen gewissen neuen Twist und Dreh. (Sorry, wers noch nicht gesehn haben sollte...) Ebensowenig wie "Heroes" wohl eine Superheldenserie a la Smallville ist sondern mit dem Genre auch was Neues anstellt - und "Lost" ist nun auch beileibe nicht die erste "Gestrandete auf einer Insel entdeckten seltsame Dinge"-Serie - da gibts etliche Verfilmungen von Jules Vernes bzw. auch eine Mystery-Serie vorher, aber "Lost" ist halt dann doch anders. Insofern: Richtig Neues gibts momentan kaum, es kommt halt darauf an die Inhalte neu und interessant zu erzählen - und solange das LOM auf intelligente Art und Weise tut - eine meine Lieblingsfolgen, die Fussballfolge kommt ja demnächst und die sollte sich mal jeder Fussballfan ansehen um zu begreifen, wie Nick Hornby das mit dem Verlust der Unschuld in "Fever Pitch" meinte - solange habe ich da nichts zu mäkeln.
(Und im Übrigen finde ich selbst "Jason King", eine unbedeutende Serie aus den 70gern trotz des "Autors hilft beim Verbrecherjagen"-Szenarios sehr gelungen - weil auch das dort halt variiert wird und das nicht mal schlecht...)
Ad Astra