Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Oh, versteh mich nicht falsch - ich finde Egoismus dieser Art nicht nur im Fiktiven, sondern auch in der Realität ganz und gar zum Kotzen.
Nein, da verstand ich dich wohl auch kaum falsch. Das kam ziemlich deutlich raus.

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Ich habe ein *Recht* darauf, glücklich zu sein!
Gegenfrage: Habe ich denn ein Anrecht darauf unglücklich zu sein? Vermutlich ebensowenig oder genausogut wie andersherum, oder?
Natürlich habe ich ein Recht darauf glücklich oder unglücklich zu sein ...

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Wenn die Welt mich nicht würdigt, ist sie schlecht!!!
und um den Satz weiterzuführen und ich vermute darauf willst du eigentlich hinaus: In wieweit berührt dieses "Recht" das Recht der Anderen in meiner Umwelt, die ja ebenfalls ein Anrecht auf ihr Menschsein mit allen Konsequenzen haben... Wie weit darf ich es mir herausnehmen wirklich glücklich oder unglücklich zu sein auf die Kosten der Anderen? Womit wir bei einer äußerst moralischen Fragestellung wären - die die Autoren der Serie sicherlich nicht beabsichtigt haben, die allerdings natürlich zum Nachdenken anregt. (Womit in sofern das Ende durchaus seinen Sinn hat IMHO, aber das muss man nicht unbedingt so sehen.)

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Wodurch ist es denn motiviert? Zeig mir Sams tiefes Leiden an der Welt des Jahres 2006, das einen Selbstmord glaubwürdig macht.
Das kann ich dir nicht zeigen - aber gerade das IST es doch letztendlich, oder? Was sehen wir denn genau? Wir sehen bei Sams Aufwachen gerade mal eben eine Schwester und den Chirurg, der die OP gemacht hat. Sonst ist da kein Mensch. Außer seiner Mutter natürlich, aber sonst? Kein Bekannter oder Freund, der sich vielleicht nach all den Zeit darauf freut Sam wiederzusehen.
Seine Verlobte hat die Beziehung schon längst gelöst.
Wir sehen, dass Sam sich mit seiner Mutter unterhält. Sicherlich wäre sie ein Grund um im Jahr 2006 zu bleiben. Aber seltsamerweise macht sie die Bemerkung, dass er immer seine Versprechen einlösen würde. Natürlich ist es fraglich ob seine Mutter mit dem endgültigen Verlust klarkommt. Zugegeben.
Wir sehen in der Besprechungsszene wie Sams Blick über die Gesichter der Kollegen hinweggeht und wie im Endeffekt gar nicht mehr mitbekommt, was sie erzählen - und er fühlt nicht, wie er sich verletzt hat. Kurz: Wir sehen eine Menge von Dingen NICHT, die eigentlich Sams Leben ausmachen könnten.
So z.B. der Versuch von ihm Maya zurückzubekommen. Ob er es versucht hat oder nicht wissen wir nicht. Zugegeben. Und diese Abwesenheit von Szenen, die eigentlich da sein müssten wenn Sam ein normales Leben führt oder sich bemüht sich wieder zu reintegrieren - sie sind nicht da. Und ...

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Welche Szene macht uns deutlich, daß es für Sam unmöglich ist, sein Leben zum Besseren zu ändern?
Gut - so gesehen keine. Weil es keine Szene gibt, die uns zeigt dass er es halt wirklich könnte. (Ja, schwaches Argument, ich weiß.) Da ist so eine Reserviertheit in den Szenen mit seinen Kollegen, die sicherlich eventuell auf Sams Arbeitsweise zurückgeht. Warum aber gelingt ihm in den zwei Szenen mit seinen Kollegen kein richtiger Dialog, warum bricht er das eine Gespräch brüsk ab ebenso wie das im Besprechungsraum? (Yepp, das steht auf wackeligen Füßen, ich weiß, aber das ist für mich durchaus ein Hinweis. Ebenso wie die Szene in der er auf der Bank sitzt und die Leute anstarrt als wären sie gar nicht da...)

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Also, verstehe ich das jetzt richtig? Vom Dach springen ist eine konstruktive Veränderung, ein positiver Schritt, ein Versuch, sein Leben in die Hand zu nehmen und *endlich mal wirklich zu leben*?
Seltsamerweise wirkt Sam, wenn er die Treppen zum Dach hochläuft das erste Mal wieder wie er selbst. Insofern ist das ein Aufbruch. Schön aus deiner Sicht ist die Leere, die er fühlt eine Midlife-Crisis. Hat jeder mal. Sicher. Get used to it! Aber selbst in einer Midlife-Crisis würde ich es definitiv merken wenn was Scharfes in meine Hand eindringt...
Wenn ich offenbar auf der einen Seite nicht mehr fähig bin ein normales Leben zu leben und als Automat durch die Gegend laufe - und das selber offenbar auch merke - andererseits aber möglicherweise! irgendwo Glinda auf mich wartet, sicher ist das ja nicht unbedingt - in dem Falle finde ich, und das mag sich jetzt merkwürdig, abstrus, bekloppt anhören tatsächlich, dass Sam sein Leben in die Hand nimmt und sei es um dieses zu beenden. Und ja, das klingt wirklich bekloppt, ich weiß, aber es hat für mich tatsächlich Sinn.

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Ich finde schon, daß man die verstehen muß - sonst kann man das Ende doch nicht verstehen. Schau mich an: Ich verstehe die Gründe nicht, und ich verstehe das Ende nicht. Das ist doch sehr frustrierend. Sollten die Autoren uns nicht deutlich machen, was in ihrem Protagonisten vor sich geht? Er war immerhin 16 Folgen lang das Zentrum der Serie.
Tun sie das denn nicht in den letzten Minuten der Folge vor dem Sprung? Diesmal ist es halt eine Sicht von außen. "1973" konnten wir Sams Gedanken nachvollziehen weil er Gegenparts hatte - Annie, Gene, im Gespräch mit ihnen haben wir mitbekommen was er dachte. Jetzt im Jahr 2006 aber kriegen wir das nicht mehr mit, weil es keine Gegenparts gibt - außer seiner Mutter und in dem Gespräch fällt tatsächlich ein Kerngedanke... (Das Leben "fühlen" und die Anmerkung, dass er immer seine Versprechen hält.)
Die Gründe habe ich oben schon erläutert - so jedenfalls wie ich es nachvollziehen kann: Einerseits ist außer seiner Mutter kein Mensch mehr da, der ihn halten könnte - andererseits scheint er aber auch gar nicht mehr fähig zu sein nach der OP überhaupt ein "normales" Leben führen zu können. (Ja, ich reite auf diesen Kollegengespräche herum, auf der Szene wo er auf der Bank sitzt. Ich weiß.)

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Inwiefern? Das Ende postuliert, daß für Sam Veränderung unmöglich ist.
Hmm - nein - nicht unbedingt. Einerseits scheinen er und Annie ja endlich sowas wie eine Beziehung führen zu können, andererseits meint Chris ja, dass er Sam als Vorbild auserkoren hatte für seine Arbeit. Und Sam hat definitiv ja die Methoden verändert mit denen die Leute vorgehen - Kette mit Nägeln, Absperrungen, Beweise sichern - insofern scheint Veränderung ja doch möglich zu sein. Nein, sehe ich nicht so.

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Bis dahin jedoch schien es immer darum zu gehen, daß man sein Leben in die Hand nehmen muß ("You have to make the best of it." - Nelson), die Welt verändern ("I'm never going to stop fighting." - Sam), sich überall ein Zuhause schaffen kann bzw. sich sein Zuhause *immer* selbst schaffen *muß* ("Whatever strange place you find yourself in, make that your home." - Sam), Beziehungen zu den Menschen um einen herum zulassen muß ("You have to believe in the people around you." - Annie). Gelten all diese guten Ratschläge nur für das fiktive 1973? Mir kamen sie bis dahin eigentlich wie universelle Tatsachen vor.
Da sehe ich jetzt keine Widersprüche - im Endeffekt treffen sie auf seine Entscheidung zu springen genauso zu wie auf eine "Los, steh auf und kämpfe, du Idiot"-Entscheidung. Begründung? Gerne.
Sam nimmt sein Leben in die Hand in dem er selber wieder etwas entscheidet am Ende. Der Sprung ist seine Entscheidung, kein passives Mitlaufen im System mehr. Er selbst ist aktiv. (Gut, du siehst das nicht so, aber ich verweise erneut auf die Bankszene und die Kollegengespräche, die so merkwürdig abbrechen von seiner Seite aus.) Sam soll also die Welt verändern - die Welt von wem denn? Man kann die Welt doch nur verändern wenn man zusammen mit anderen arbeitet - alleine schafft man das nicht, meine persönliche Überzeugung - und da diese Beziehungen in seinem normalen Leben nicht da sind weil er das halt nicht kann, nicht mehr kann erschafft er sich dann ja zum Schluss wieder sein Zuhause...
Es klingt seltsam und mit Sicherheit muss man drüber nachdenken, aber ja - das ergibt auf eine seltsame Art und Weise dann doch auf einmal Sinn. Deswegen schrieb ich etwas von Abrundung...

Zitat Zitat von Hmpf Beitrag anzeigen
Das Ende von Life on Mars allerdings widerspricht der bis dahin dominierenden Aussage der Serie und, was noch schlimmer ist, der Charakterisierung der Hauptfigur bis dato. Nichts paßt zusammen.
Und, nebenbei bemerkt: Wieso Happy Ending? Wo ist da das Happy Ending? Geisteskranker spring vom Dach, weil er mit der Realität nicht klar kommt und glaubt, daß er seine imaginären Freunde retten muß - ist das ein Happy Ending?
Ja, genau: Sam als "Geisteskranker" - nein, ich lasse das jetzt mit den letzten Szenen, aber offenbar hat er ja Schaden erlitten durch die OP - springt vom Dach weil er mit der Realität nicht klarkommt. Weil er vermutet - sicher ist das nämlich ganz und gar nicht - dass er wieder im Land des Zauberers landet. Und weil er seine imaginäre Freundin zu retten müssen glaubt und damit ist für ihn das Happy-End gegeben. Natürlich. Und für uns dann auch.

Ich vermute mal dass wir da nicht auf einen grünen Zweig kommen werden was die Bewertung des Finales anbelangt - muss man ja auch nicht. Ob meine Argumentation auch schlüssig ist - nun, für mich schon , vermutlich gibts da noch das ein oder andere Loch in der "Beweisführung". Aber ich denke man kann mir folgen. Wenns auch nicht auf die andere Seite des Regenbogens ist und die Welt auf einmal Technicolor erscheint - was übrigens noch eine Parallele zur letzten Folge ist...
Ad Astra