Ich ahnte ja schon dass wir da sehr unterschiedlicher Meinung sind und keine Bange, das nehme ich schon nicht persönlich. Hey, das ist nur eine SERIE. Eine ziemlich gute zwar - nun ja, jedenfalls bis zur 2.07 sind wir da ja d'accord - aber halt intelligent gemachte Fiktion mit Tiefgang.
Was ja schon mal an sich viel Wert ist, denn Serien bei denen man das Gehirn bei der ersten Minute an ablegen darf gibts schon genug.Dazu kommt noch dass wir Hardcore-Fans sind und uns überhaupt diese Gedanken machen anstatt einfach nur weiter zur nächsten Serie zu zappen. Insofern...
Keine Bange, offene Fenster verführen mich persönlich jetzt nicht unbedingt dazu Arthur Dent zu spielen - das Danebenwerfen kann ich garantiert nicht so gut wie er - aber ich kann durchaus nachvollziehen dass jemand diesen Weg wählt. Dass es nicht der perfekte Weg sein muss - einverstanden und auch Odysseus ist zwischen Scylla und Charybdis hindurchgesegelt ohne Schaden zu nehmen - dennoch kann ich das bei LOM sehr gut nachvollziehen.
Sicherlich sind auch die letzten Minuten hervorragend für eine ausführliche Filmanalyse geeignet, wie wohl überhaupt die ganze Serie an sich - Blaufilter, Brieföffner, Distanz - und sicherlich kann man als Zuschauer da nur das nehmen was einem die Autoren anbieten um seine Schlüsse zu ziehen. In diesem Fall halt wenig Dialog und viel Emotionen, die geboten werden. Leider, deswegen ist meine Argumentation natürlich ein Stückweit schwankend. Das weiß ich ja auch, aber die Indizien sind für mich halt dann doch so gelegen dass ich das Ende akzeptieren kann. Sicherlich keines, dass wirklich supergelungen ist, aber auch keines das wirklich schlecht war. (Da ist das aktuelle Who-Finale viel weiter unten angesiedelt auf meiner persönlichen Richterskala.)
Die Frage was Glück ist hat ja schon seit der Antike Philosphen und Religionen beschäftigt - da ich weder Philosoph noch Pfarrer bin kann ich die Frage auch nur für mich persönlich klären so wie das jeder Einzelne tun muss. Hmm, das sieht irgendwie nach Rausreden-Wollen aus ist es aber nicht...
Soma ist ebensowenig IMHO eine Lösung fürs Glück wie jede andere Droge - die Frage, was eine Droge bzw. was Abhängigkeit ist und wie wir das gesellschaftlich beurteilen von was man abhängig ist gehört in einen anderen Thread. Wobei die Parabel des Süchtigen auf Sam eigentlich auch sehr gut passt wie schon Mort anmerkte. (Das hat durchaus etwas, hmm...)
Klar, natürlich sind es die Charaktere und ihre Entwicklung die einen fesseln - und ja, es SIND die Charaktere und deren ENTWICKLUNG und nicht wie bei anderen Serien das Monster der Woche oder der Fall der Woche etc. pp. die auch LOM so faszinierend machen. Einen kompletten Bruch allerdings sehe ich halt nicht - ich kann deine Argumente schon nachvollziehen, stelle auch gar nicht die Behauptung auf dass ich alleine Recht hätte - dann wäre ich Gott und alles wäre entscheiden zu leicht glaube ich.
Und um dann deine Frage nach dem Unglücklichsein noch zu beantworten: Wenn man kein Recht auf das Unglück im Leben hat - nicht gleichzusetzen mit dem unbedingten Anspruch wohlgemerkt denn das sind zwei verschiedene Dinge - dann hat man auch kein Recht glücklich zu sein. Ich versuche das mal verständlich auszudrücken: Ja, natürlich habe ich ein Recht auf das Glück. Ob es mir nun gerade in den Kram passt oder nicht, das Recht habe ich. Ebenso wie ich ein Recht auf Hass, auf Liebe, auf Verständnis etc. pp. habe. Das hat jeder Mensch. Insofern habe ich auch das Recht darauf Unglücklich zu sein - auch abgesehen davon ob es mir in den Kram passt oder nicht.
Heutzutage allerdings - und da stimme ich mit dir überein - folgern fast alle aus diesem Recht einen Anspruch. Und natürlich nach Möglichkeit den einzig alleinigen und wahren. Ob ich mir diesen Anspruch nun verdient habe oder nicht, ob es richtig ist mein Recht dann auch geltend zu machen oder ob es nicht besser ist im Zweifelsflall darauf zu verzichten - das fragen sich die Meisten gar nicht. Sofern es ein Recht gibt, wollen sie es bitteschön auch sofort haben. Manchmal fällt das Glück einem auch in den Schoß ohne dass man einen Anspruch darauf hatte - vielleicht ist das dann gerade die Definition von Glück an sich, wer weiß das schon?
Hmm - ich glaube ich kann es einfach nicht so recht verständlich machen, nochmal ein Versuch: Ich habe das Recht darauf unglücklich zu sein. Ich kann mir das Recht natürlich auch nehmen - ebenso wie das Recht auf Glück - aber das ist ja nicht gleichbedeutend damit dass ich einen Anspruch auf diese Gut habe, den ich einklagen kann. (Abgesehen davon dass ich im Gegenzug vielleicht auch eine Pflicht habe: Wenn ich mein Glück in Anspruch nehme sollte es nach Möglichkeit nicht vorher das Glück eines Anderen gewesen sein...) Das generelle Recht allerdings, das besitze ich durchaus. Ob ich dann klug genug bin zu erkennen, dass dieses Recht vielleicht manchmal nicht opportun ist oder dass ich mein Glück eventuell anderen Gegebenheiten unterordnen muss hängt damit zwar zusammen, aber ein generelles Recht auf Glück hat jeder. Ebenso wie ein generelles Recht auf Unglück. Ob in einer bestimmten Situation ich dann auch den Anspruch stellen kann oder - ich glaube das ist dann doch das bessere Wort - das Anrecht darauf habe ist ja von der allgemeinen Grundlage des "Rechts auf Glück" vollkommen unabhängig.
Klarer? Ich hoffe doch.
Wie geschrieben: Wir beide werden in Bezug auf das Ende von LOM nicht auf einen grünen Zweig kommen, dazu klaffen unsere Meinungen zu weit auseinander; ich kann deine Meinung und Argumentation ja durchaus verstehen, aber teilen kann ich sie halt nicht. Und umgekehrt. Damit haben wir beide ja wohl kein Problem.
(Und ich bin gespannt wenn du beim dritten Who-Finale ankommst ... dass dürfte auch eine spannende Diskussion werden denke ich mal. Falls wir da anderer Meinung sein sollten, aber irgendwie glaube ich das nicht...)
Ad Astra
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