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Thema: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

  1. #1

    Standard Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    Ich bin gerade in einem Artikel bei telepolis über einen Link zu diesem Bericht hier gestolpert. Ich glaub, ich bin im falschen Film. Mir fehlen wirklich die Worte.

    http://www.mdr.de/exakt/4068643.html

    Wer kommt mit zur Revolution?

    ***

    PS: Hab mir gedacht, daß wir hier vielleicht einen Thread anfangen könnten für jene Nachrichten aus der deutschen Politik, die *wirklich* jeder Vernunft spotten. Also: jeder, der über etwas ähnlich hirnrissig-Irrationales und/oder Menschenfeindliches stolpert wie obiges, der poste es hier, auf daß wir uns des Wahnsinns bewußter werden.

  2. #2
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    es ist sicherlich interessant, solche kuriositäten zu sammeln und damit den alltäglichen irrsinn zu dokumentieren. was mir, rein formell, übrigens in deinem beitrag fehlte, war eine kurze einführung oder zumindest eine überschrift zu thema, zu dem du verlinkst. "Hartz IV: Zimmerschließungen in Löbau" hätte da schon gereicht. erstens merke ich so schneller, ob mich das interessiert oder nicht. zweitens werden links manchmal nach einer weile ungültig. wenn dann mal einige monate später jemand diesen thread liest, den link klickt und im virtuellen nirvana landet, könnte der-/diejenige, sofern vorhanden, aber immer noch per überschrift nachgoogeln.

    denn schließlich, wo wir schon dabei sind, diese probleme deutsch-spezifisch zu betrachten: ordnung muss sein!

    aber mal ernsthaft: ich finde die fixierung aufs "deutsch" bei solchen themen ziemlich unsinnig und vom wesentlichen ablenkend. bürokratischen irrsinn gibt es überall auf der welt. mag sein, dass es manchmal in deutschland schwerwiegender ist. obwohl dieses lange gehegte und gepflegte vorurteil erstmal sachlich belegt werden muss.
    andererseits gibt es sicherlich auch themen, die in deutschland wiederum mit weniger hürden besetzt sind als in anderen ländern. außerdem glaube ich, dass all die leute, die weniger regulierungen fordern, ziemlich dumm aus der wäsche gucken würden, wenn es irgendwann bei uns zustände gäbe, die z.b. den eher sündländisch-locker-flockig (dem klischee nach) orientierten regionen unseres erdballs gleich kämen. wie wäre es denn z.b. wenns bei uns keine normen fürs verlegen von rohren, stromleitungen usw. gäbe? wenn es keine standards gäbe, die festschreiben, auf welchem niveau z.b. der gas-boiler im badezimmer sein muss oder wie auch bestimmte andere geräte in haus und wohnung genormt sein müssen? wie fänden es die individualismus-fetischisten, wenn der handwerker nicht auf grund dieser normen wüsste, wie er/sie bestimmte leitungen abzugehen hat, wenn dort störungen vorgefunden werden sondern sich erst in ein gewusel einfuchsen müsste, dass dort vorher hinterlassen würde? und wer findet es eigentlich nicht ätzend, dass es immer noch genügend trottel und trottelinnen gibt, die auf der rolltreppe am bahnhof die simple regelung "rechts stehen, links gehen" nicht kapieren und an denen man sich, wenn mans eilig hat, jedesmal vorbeiquetschen und/oder vorbeilabern muss?
    usw. usw.

    witzig übrigens:
    beim rauchverbot will die mehrheit der leute mehr regulierung über den staat. denn hier zeigt sich mal wieder, dass menschen nunmal nicht verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll sind, gerade wenns ums ausleben ihrer sucht geht. hier wurde deutschland lustigerweise immer wieder mit ländern verglichen, die mehr regulieren als wir. verdrehte welt. aber letztlich, und darüber bin ich sehr froh, wurde auch hier ein mehr an regulierung erreicht und das freiwilligkeits-prinzip, dessen berechtigung die nikotinsüchtigen selbst verwirkt haben, abgesägt.

    und nochwas:
    ja, es ist schwachsinn, solche regelungen wie in löbau durchzusetzen. aber wie es die überschrift schon sagt: löbau. nicht ganz deutschland. es gibt zu vielen behördlichen themen ganz unterschiedliche modellversuche in ländern und komunen. nur weil eine komune mal etwas seltsames ausprobiert, ist das noch kein deutsches problem, sondern lediglich ein hirngespinst der leute, die dort gerade am hebel sitzen. auch deshalb finde ich die deutsch-spezifizierung solcher probleme sehr kurzsichtig und schädlich für unser selbstbild. sie suggerieren, dass es in ganz deutschland so irrsinnig zuginge, obwohl es sich dabei häufig um winzige einzelbeispiele handelt, die sich aber wie jede mücke medial ganz prima zum elefanten aufbauschen lassen.

    auch das ist übrigens typisch deutsch: unsere meckermentalität und unser notorischer nationaler minderwertigkeitskomplex.


    .
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  3. #3

    Standard AW: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    Zitat Zitat von Dr.BrainFister
    kurze einführung oder zumindest eine überschrift zu thema, zu dem du verlinkst.
    Es war nachts um soundsoviel Uhr. Manchmal bin sogar ich müde. ;-)

    aber mal ernsthaft: ich finde die fixierung aufs "deutsch" bei solchen themen ziemlich unsinnig und vom wesentlichen ablenkend. bürokratischen irrsinn gibt es überall auf der welt. mag sein, dass es manchmal in deutschland schwerwiegender ist. obwohl dieses lange gehegte und gepflegte vorurteil erstmal sachlich belegt werden muss.
    Die 'Fixierung' war Absicht; der Hintergedanke war, daß Deutschland das Land ist, in dem wir leben, und auch wenn wir uns nicht spezifisch 'deutsch' fühlen (das tu ich nämlich ganz bestimmt nicht), ist es eben durch den Zufall unserer Geburt und/oder unseres Wohnsitzes das Land, in dem wir am ehesten Einfluß auf solche Vorgänge nehmen können. Bürokratischer Wahnsinn in anderen Ländern mag auch kurios/unterhaltsam/schockierend sein, aber nur hier, in Deutschland, sind wir Bürger und können und sollten wir auf bestimmte Rechte pochen.

    Es geht mir eigentlich auch gar nicht um Bürokratie. Ich bin ein großer Fan von Normen und Regeln (sehr deutsch, ich weiß!), zumindest in vielen Bereichen - ich ärgere mich sogar, daß durch meine internationalen Bücherkäufe viel zu viele verschiedene Formate in meinem Regal landen; wären die Bücher in der Größe genormt, müßte ich viel weniger Platz verschwenden, weil es weniger ungenutzten 'Luftraum' aufgrund einzelner, herausragender größerer Bücher gäbe! *g* Insofern: Normen und Regeln: YAY!

    Nein, eigentlich geht's mir um Politik. (Allerdings schlägt die sich natürlich öfters mal in Bürokratie nieder.) In solchen Sachen wie dieser irrwitzigen Löbau-Geschichte zeigen sich manche politische Tendenzen vielleicht klarer als in allgemein-schwammig formulierten Gesetzen und Reden. Und deshalb wäre es vielleicht ganz interessant, solche Sachen mal zu sammeln, um zu sehen, wie der 'Fallout' diverser Gesetze und so weiter im Alltag *wirklich* aussieht. Und wenn sich herauskristallisiert, daß bestimmte Dinge einen ganz katastrophalen 'Fallout' erzeugen, an vielen verschiedenen Ecken, dann ist vielleicht irgendwann mal die Zeit gekommen, produktiv wütend zu werden.

    Ich bin, allem Anschein hier im Forum zum Trotz, kein besonders politischer Mensch, aber manchmal frage ich mich, ob ich es nicht sein sollte, besonders, wenn ich relativ gehäuft Sachen wie oben Verlinktes lese. Insofern ist dieser Thread als Einladung/Anregung/Appell zum produktiven Wütendwerden gedacht, für mich selbst und hoffentlich auch andere. Geht natürlich nur, wenn mehr Leute mitmachen beim Sammeln und hoffentlich irgendwann beim sich-Gedanken-machen. Und ja, ich weiß, wie utopisch das ist.

  4. #4
    Kleiner SpacePub-Besucher
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    Daumen hoch AW: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    Ich finde die Idee gut und auch völlig legitim. Und, Hmpf, wir sind alle politische Menschen, auf die eine oder andere Weise. Ich denke, in dem Augenblick, wo wir uns zu einem politischen Thema eine Meinung bilden, sind wir auch politische Menschen, ganz besonders, wenn wir anfangen darüber zu diskutieren.
    Und jeder hat doch zu dem einen oder anderem Thema eine Meinung, sonst würde es doch nicht "die Nation beschäftigen". Was ist denn mit der neuen Anti-Raucher-Verordnung? Oder der Mehrwertsteuererhöhung? Oder wie war das mit der Einführung des Euros, als so viele Menschen angefangen haben ihn als "Teuro" zu verschreien (ganz zu Unrecht übrigens, und das ist nicht nur meine Meinung, sondern wissenschaftlich festgestellt)?
    Tatsächlich haben wir auch zu vielen europäischen Themen eine Meinung, ohne daß wir es merken. Denn die meisten Gesetze und Verordnungen (etwa 80%) die heute von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden, sind nichts anderes als die nationale Ratifizierung europäischer Gesetze und Verordnungen. Deswegen müßte man Deine Beschreibung von uns als deutsche Bürger eigentlich auf Europäische Bürger erweitern, denn es ist nicht ausgeschlossen, daß Bürger in anderen europäischen Ländern ähnliche Probleme haben, wie wir auch. Allerdings dürfte es auch interessant sein herauszufinden, wie die Menschen dort mit ihrer landeseigenen Mentalität damit umgehen.

    BTW: Ich bin übrigens auch für Regeln und Normen, aber bei mir ist das zwangsläufig mit der Ingenieursausbildung gekommen.

  5. #5
    Forum-Aktivist Avatar von Prospero
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    Standard AW: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    Um auf das Thema "Meckermentalität" zu kommen: Mir ist es lieber dass gemeckert wird als dass still hingenommen wird was da in manchen Bereichen - Stichwort Bundestrojaner - eben still und heimlich und leise vonstatten geht. Ja, gerade bei solchen Themen wie dem Bundestrojaner, der Onlinedurchsuchung von PCs oder anderen Themen die extrem auf den Nägeln brennen - Hartz IV ist da nur eine Seite der Medaille, die Knutisierung der Gesellschaft momentan eine andere, bei Gelegenheit erläutere ich das gerne nochmal an anderer Stelle was ich damit meine - wundere ich mich, dass nicht mehr und lauter gemeckert wird.
    Klar, ich weiß was du meinst: Unsere wunderbare Fähigkeit das zarte aufkeimende Pflänzchen so lange mit Mist und Dung zu bewerfen bis es erstickt. Ja, das ärgert mich auch ab und an, dass wir nicht gelassen abwarten können bis etwas Neues entsteht - du hattest beim Tichy so etwas erwähnt. Aber: Wenn etwas Scheiße aussieht, Scheiße riecht und auch ansonsten die Charakteristika von Scheiße hat in meinen Augen - dann sag ich das. Ob ich damit erstmal Recht oder Unrecht habe oder dem Dunghaufen fürs zarte Pflänzchen noch extra einen Fladen mit draufgebe: Mir ist das in dem Moment egal. Dann bin ich halt ein Meckerfritze, ein Mießmacher, einer, der sich vorhalten lassen muss dass Millionen Fliegen ja kaum irren können wenn sie auf den neuesten Scheiß drauffliegen - meinetwegen. Ein Land der Meckerer ist mir immer noch lieber als ein Land der Stillhalter, der Drückeberger, der Adabeis und Korinthenkacker. Letztere gibts leider bei uns auch noch viel zu oft.
    Ja, ich beneide die Franzosen auch desöfteren um ihre Gelassenheit, die Niederländer um ihre - bis vor kurzem jedenfalls - gelebte Toleranz gegen über Andersdenkenden, den Fünf-Uhr-Tee und die Sandwiches der Briten. Manchmal würde ich es mir auch wünschen in einem Land mit einer offeneren Diskussionhaltung zu leben wo die Blogs nicht abgemahnt werden weil einer gerade mal meint, eine Firma sei doof. Sicher. Wenn es nach mir ginge: Hier! Haben wollen! Sofort!
    Andererseits können wir alle nicht aus unserer Haut, so sehr wir uns auch bemühen - das ordentlich-pedantische dass uns prägt werden wir so schnell nicht los und auch nicht das Miesmachen von Projekten, die eventuell ganz toll sind - andererseits ist das Miesmachen auch eine Chance: Nämlich den niederschmetternden Kritikern es zu zeigen, zu sagen - "Ha! Combots habt ihr damals keinen Erfolg eingeräumt und jetzt kommt ihr angekrochen".
    Meckern ist nicht generell schlecht. Es ist auch nicht generell gut. Aber ein Land, in dem ich meckern kann und darf ist allemal ein paar Paragraphenscheißer wert...
    Ad Astra

  6. #6
    Kleiner SpacePub-Besucher
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    Standard AW: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    Wenn etwas Scheiße aussieht, Scheiße riecht und auch ansonsten die Charakteristika von Scheiße hat in meinen Augen - dann sag ich das.
    Genau das ist das Problem hier in Deutschland. Wenn man eine Sache, die zwar Mängel aufweist, aber dennoch durchaus Entwicklungspotential besitzt, nur auf diese Weise heruntermacht, dann ist genau das Scheiße. Wenn man etwas kritisiert, dann sollte man auch in der Lage sein zu sagen, wie's besser geht. Aber eben zu solcher konstruktiven Kritik sind die meisten nicht fähig. Und meine Meinung ist, daß wenn man man keine konstruktive Kritik führen kann, dann sollte man besser die Schnauze halten.
    Gerade hier im SF-Fandom sind viele vielversprechende Projekte geplatzt, weil sie von Leuten kaputtgeredet wurden, die sich darin gefielen einfach nur herumzustänkern, anstatt konstruktiv mitzuarbeiten. Deshalb ist das Fandom in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern bis heute äußerst heterogen.

  7. #7
    Forum-Aktivist Avatar von Prospero
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    Standard AW: Nachrichten aus dem deutschen Irrsinn

    Mag sein - ich glaube allerdings, dass meine Kritik durchaus konstruktiv ist anstatt nur reines "Mag ich nicht"-Gelaber - wenn ich was Scheiße finde, dann sage ich auch warum und wie man das abstellen kann. (Siehe Tichy. Der könnte gut sein, ist es aber nicht und ich sage auch warum.)
    Was natürlich nicht für die Gesamtheit des deutschen Fandoms gilt, wo es ohnehin schon traditionelle Gräben genug gibt, die man ja auch erst nach und nach wahrnimmt.
    Dennoch nehme ich für mich zumindest Voltaire in Anspruch, dessen Ausspruch sinngemäß lautet: Ich mag zwar deine Meinung nicht - oder dein Projekt - aber ich werde mit meinem Leben dafür einstehen dass du diese Meinung - dieses Projekt- frei vertreten kannst.
    Und manchmal ist harte Kritik eben dies: Hart. Aber diese Kuschelgesellschaft, die sich momentan herausbildet kanns ja auch nicht sein...
    Ad Astra

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