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Thema: Der große Bluff (Organspende als Show?)

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  1. #1

    Standard AW: Der große Bluff

    Jede handelsübliche japanische Gameshow dürfte in punkto Erniedrigungsfaktor so einen Firlefanz weit überschreiten. Dort ist es beispielsweise normal, dass den Kandidaten körperliche Schäden zugefügt werden, die dann zur allgemeinen Belustigung der Zuschauer dienen (Tritte in die Weichteile, Schlucken brennender Pingpongbälle etc.).

    Eines hat die Show sicherlich erreicht:
    Es wurde soviel über die Problematik fehlender Organspender geredet, wie noch nie. In Deutschland wird ja eine Idee diskutiert die die Spendenpraxis umkehren würde - nicht mehr nur jeder der einer Spende ausdrücklich zustimmt wird zum Organspender, sondern jeder der eine Spende nicht ausdrücklich verweigert. Sollte dies eingeführt werden, wären die Probleme mit dem Organmangel vermutlich auf einen Schlag behoben - und es müssten nicht jedes Jahr tausende Menschen unnötig sterben.

  2. #2
    Tastaturquäler Avatar von Thandor
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    Standard AW: Der große Bluff

    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    In Deutschland wird ja eine Idee diskutiert die die Spendenpraxis umkehren würde - nicht mehr nur jeder der einer Spende ausdrücklich zustimmt wird zum Organspender, sondern jeder der eine Spende nicht ausdrücklich verweigert. Sollte dies eingeführt werden, wären die Probleme mit dem Organmangel vermutlich auf einen Schlag behoben - und es müssten nicht jedes Jahr tausende Menschen unnötig sterben.
    Sollte dies jemals der Fall sein werde ich direkt eine Organspende ausdrücklich verweigern - wo auch immer ich das tun kann.
    Grund dafür sind schlicht folgende Zweifel:
    Wenn ein Arzt plötzlich erkennt, dass es kritisch um mich wird, will ich trotz allem, dass er irgendwie versucht ein Wunder zu vollbringen, um mich am Leben zu erhalten / wiederzubeleben.
    Ich habe daher die durchaus berechtigte Angst, dass der ein oder andere Arzt vielleicht viel zu schnell der Ansicht ist "na er stirbt zwar vielleicht, aber jedes Organ rettet einen - also lieber die Organe, er war ja sowieso zum Spenden bereit".
    "This threshold is mine. I claim it for my own.
    Bring on your thousands, one at a time or all in a rush.
    I don't give a damn.
    None shall pass!"

  3. #3
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    Standard AW: Der große Bluff

    Zitat Zitat von Thandor Beitrag anzeigen
    Sollte dies jemals der Fall sein werde ich direkt eine Organspende ausdrücklich verweigern - wo auch immer ich das tun kann.
    Grund dafür sind schlicht folgende Zweifel:
    Wenn ein Arzt plötzlich erkennt, dass es kritisch um mich wird, will ich trotz allem, dass er irgendwie versucht ein Wunder zu vollbringen, um mich am Leben zu erhalten / wiederzubeleben.
    Ich habe daher die durchaus berechtigte Angst, dass der ein oder andere Arzt vielleicht viel zu schnell der Ansicht ist "na er stirbt zwar vielleicht, aber jedes Organ rettet einen - also lieber die Organe, er war ja sowieso zum Spenden bereit".

    Da werde ich mich dann auch gegen die Organspende aussprechen. Aber aus anderen Gründen. Irgendwie sollten wir uns von der Vorstellung lösen, der menschliche Körper sei so wie ein Auto zu behandeln: ist was kaputt, ok, in der Werkstatt abgeben, "wann darf ich es/ihn wieder abholen?" und gegebenenfalls ein Ersatzteil rein. Menschen sind keine Ersatzteillager und wir müssen nach wie vor akzeptieren, daß manche Krankheiten eben auch tödlich sind.

  4. #4
    Die Super-Checkerin Avatar von Teylen
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    Standard AW: Der große Bluff

    In Deutschland wird noch darueber diskutiert. In vielen Laendern ist eine Regelung nachder man der Entnahme widersprechen muss bereits gegeben. Darunter fallen:
    Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, Lettland, Liechtenstein, Norwegen, Russland, Schweden, Zypern

    Wenn ein Arzt plötzlich erkennt, dass es kritisch um mich wird, will ich trotz allem, dass er irgendwie versucht ein Wunder zu vollbringen, um mich am Leben zu erhalten / wiederzubeleben.
    Die Angst ist wohl unbegruendet, aufgrund mehrer Faktoren.
    Zunaechst werden Organe nur bei Toten entnommen, nicht bei Lebenden in einem kritischen Zustand. Das heisst in dem von dir beschriebenen Fall muesste er dich aktiv umbringen.
    Da widerspricht sich dann auch die Annahme der er ein Leben beendet um das eines anderen zu retten. Schliesslich ist das Ergebnis das selbe.
    Selbst wenn man annimmt oder befuerchtet an einen profit gierigen Arzt zu geraten. Der Tod muss bei Organspendern von mindestens zwei Personen bestaetigt werden, ebenso das alles ordnungsgemaess statt fand. Insofern waere es einfacher nicht-organspender zu berauben.

    Daher sehe ich nicht wieso man davor Angst haben sollte.
    Ich haette viel mehr Angst das ich sterbe nur weil keiner Organe spendet.

    Menschen sind keine Ersatzteillager und wir müssen nach wie vor akzeptieren, daß manche Krankheiten eben auch tödlich sind.
    Wenn du das fuer dich akzeptieren magst gut.
    Hoffentlich bekommst du dann auch niemals eine Organspende (Blut, Nieren o.ae.). Sonst wuerdest du ja auch uebelste Weise gegen deine Grundsaetze verstossen.

    Ansonsten habe ich kein Problem damit nach meinen Tod mit "Ersatzteilen" zu dienen - die dann anderen das Leben retten.

  5. #5

    Standard AW: Der große Bluff

    Zitat Zitat von moogi Beitrag anzeigen
    Menschen sind keine Ersatzteillager und wir müssen nach wie vor akzeptieren, daß manche Krankheiten eben auch tödlich sind.
    Das ist mir zu schwammig - jedes Jahr sterben tausende Menschen, weil die Organe die sie retten könnten in den Leichen Verstorbener nutzlos verfaulen. So lange die Klontechnologie noch nicht so weit ist einzelne Organe nachzuzüchten (das wird sicherlich noch 20 Jahre dauern), sollte sich eine humane Gesellschaft darum bemühen, hier Abhilfe zu schaffen. Wer partout Wert darauf legt dass die Organe in seiner Leiche verfaulen oder zu Asche verbrannt werden - statt einem anderen Menschen das Leben zu retten - der hat ja auch in Zukunft die Möglichkeit dazu. Er muss der Entnahme von Organen einfach nur widersprechen.

  6. #6
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: Der große Bluff

    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    ...Wer partout Wert darauf legt dass die Organe in seiner Leiche verfaulen oder zu Asche verbrannt werden - statt einem anderen Menschen das Leben zu retten - der hat ja auch in Zukunft die Möglichkeit dazu. Er muss der Entnahme von Organen einfach nur widersprechen.
    mit diesem vorwurfsvollen ton wirst du die leute, denen wichtig ist, dass ihre organe unangetastet bleiben, nicht erreichen. damit sagst du nur: "schaut mal, wie bescheuert eure weltanschauung ist, ihr könntet doch viel nützlichers mit eurer leiche anfangen!"

    selbst wenn du aus deiner pragmatischen sichtweise heraus nicht verstehen kannst, wieso jemand nach einer ideologie lebt, die organspenden widerspricht, solltest du dennoch respekt vor diesen menschen haben.
    ich denke übrigens, dass es nicht überwiegend idealistische gründe sind, weshalb menschen ihre organe nicht spenden wollen. deshalb sollte man nicht immer wieder dieser gruppe die meisten vorwürfe machen. wobei vorwürfe bei einem so sensiblen thema wie gesagt sowieso quatsch sind.

    der hauptteil der organspende-verweigerer wird dies wahrscheinlich aus unsicherheit oder informationsmangel tun. und selbst, wenn man dann infomiert wird, bleibt immer noch ein restzweifel: wird mit meinen organen wirklich so verfahren, wie ich es festgelegt habe? steigt das risiko, dass man mich schneller für tot erklärt, weil ich als ersatzteillager wertvoller bin?

    ich kann diese zweifel sehr gut verstehen, denn eine medizin, die oftmals schon lange nicht mehr allein die gesundheit des menschen, sondern vor allem seinen geldbeutel im sinn hat, löst nicht gerade vertrauen aus. außerdem gibt es immer wieder fälle, die deutlich zeigen, dass ärzte nur ungern fehler zugeben und lieber die tatsachen verdrehen, um ihren eigenen blütenweißen kittel vor einer klage zu retten.

    ärztepfusch? ich kenne hier leider sehr viele beispiele aus meinem bekanntenkreis, bei denen das zu schlimmen komplikationen bis hin zum tod geführt hat. die ärzte selbst mussten in den meisten fällen deshalb keine konsequenzen tragen. mit diesen erfahrungen im hintergrund (da bin ich sicher nicht der einzige, der sowas schon erlebt hat), fällt es nicht gerade leicht, der medizin sein vertrauen bzw. seine organe zu schenken.


    .
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  7. #7
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    Standard AW: Der große Bluff

    Von mir aus darf auch jeder die Organspende verweigern.
    Aus idealistischen Gruenden oder aus Angst.
    Nur hat derjenige dann, aus meiner Sicht, den Anspruch verwirkt im entsprechendem Notfall ein Spende-Organ zu erhalten. Wenn er dann stirbt, ueber einen langen Zeitraum elendig und auf raten, sieht er was er, und andere die durch seine Entscheidung sterben, davon hat.

    Wegen dem Informationsmangel.
    Denn kann man beheben in dem man sich informiert.
    Dann wird man feststellen das die Annahme das man als Organspender schneller fuer Tod erklaert wird abwegig ist. Da eine Organ Spende recht formell(*) ablaeuft schuetzt der Ausweis sogar davor.
    (*)
    Zwei Aerzte muessen den Tod bestaetigen, sowie das es sauber ablief.
    Die Organe kommen dann auch nicht zum Patienten der Wahl sondern nach Euro-Transplant, die die Organe entsprechend der Liste verteilen.

    Aertzepfusch? Wenn die Organe entnommen werde ist man Tod. Das schlimmste was passieren kann, ist das der Arzt das Organ ruiniert.

    Ein weiterer Punkt ist zudem das man denn Organhandel foerdert, wenn man eine Organspende verweigert. Der einzige Grund wieso Organe gegen Geld gehandelt werden, wieso arme Menschen in eh verarmten Laender missbraucht werden ist das es nicht genuegend Organ Spender gibt.
    Das Risiko das irgendein Reicher einen Head-Hunter auf deine Niere ansetzt ist wesentlich groesser wenn man (und andere) nicht Organ Spenden und somit den Markt verknappen. Man sorgt mit der Verknappung auch dafuer das Aermere Leute keine Organe kriegen, weil die anderen mehr Ressourcen haben um sich auf dem Markt zu bedienen.

  8. #8
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    Standard AW: Der große Bluff

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    Von mir aus darf auch jeder die Organspende verweigern.
    Aus idealistischen Gruenden oder aus Angst.
    Nur hat derjenige dann, aus meiner Sicht, den Anspruch verwirkt im entsprechendem Notfall ein Spende-Organ zu erhalten. Wenn er dann stirbt, ueber einen langen Zeitraum elendig und auf raten, sieht er was er, und andere die durch seine Entscheidung sterben, davon hat.
    ...
    sorry, aber solche aussagen halte ich gelinde gesagt für ziemlich fragwürdig. erstens kannst du dann auch rauchern das recht auf medizinische behandlung oder gesetzliche krankenkasse verwehren und zweitens ... ist es einfach bescheuert. dieses "dann sieht er schon, was er davon hat"... da drehen sich bei mir ehrlich gesagt alle verdauungsorgane um. erinnert mich irgendwie an diverse methoden aus der ddr oder aus nazideutschland.

    Wegen dem Informationsmangel.
    Denn kann man beheben in dem man sich informiert.
    Dann wird man feststellen das die Annahme das man als Organspender schneller fuer Tod erklaert wird abwegig ist. Da eine Organ Spende recht formell(*) ablaeuft schuetzt der Ausweis sogar davor.
    (*)
    Zwei Aerzte muessen den Tod bestaetigen, sowie das es sauber ablief.
    Die Organe kommen dann auch nicht zum Patienten der Wahl sondern nach Euro-Transplant, die die Organe entsprechend der Liste verteilen.
    natürlich ist der informationsmangel keine ausrede. aber das ist ja generell ein problem. es gibt nunmal keine informations-pflicht und die themen, zu denen man sich informieren sollte, sind vielfältig. weißt du z.b. inwiefern dein umweltverhalten zum klimawandel beiträgt oder was dein essverhalten für die nahrungsmittelindustrie bzw. für ärmere länder bedeutet? bzw. weißt du (falls du fleisch isst), inwieweit du damit zu unwürdige bedinungen bei der tieraufzucht beiträgst? was, das weißt du alles nicht? dann würde ich dich mal direkt auf einen schornstein einer großen industrie-anlage schnallen, damit du mal mitkriegst, was passiert, wenn man in seinem gemütlichen wohlstandszuhause die augen vor seiner verantwortung als konsument verschließt.
    aber das nur nebenbei, mit der bitte, hier nicht die dicke portion polemik zu übersehen.
    Aertzepfusch? Wenn die Organe entnommen werde ist man Tod. Das schlimmste was passieren kann, ist das der Arzt das Organ ruiniert.
    um zu verstehen, was ich damit meine, müsste man schon ein bissi weiterdenken: ich hab davon gesprochen, wie es mit dem vertrauen der menschen in die medizin aussieht. natürlich ist der zusammenhang von ärztepfusch und organ-entnahme nicht direkt gegeben (obwohl ein arzt schon einfluss nehmen kann, wie schnell bzw. ob man stirbt). jedoch entsteht durch den häufig vorkommenden und meistens nicht konsequent geahndeten ärztepfusch ein erheblicher vertrauensverlust gegenüber dem system, dem man dann wiederum seine organe anvertrauen soll. dieser vertrauensverlust lässt sich nicht mit rationalen argumenten reduzieren. und hieran sind sicherlich nicht die patienten schuld, sondern eben genau die leute, die pfuschen und das ganze dann zu ihrem vorteil verdrehen. vielleicht sollte man die auch mal auf den op-tisch legen und an ihnen rumpfuschen, damit sie sehen, wie das so ist. uiuiui, du bringst mich echt auf ideen!

    Ein weiterer Punkt ist zudem das man denn Organhandel foerdert, wenn man eine Organspende verweigert. Der einzige Grund wieso Organe gegen Geld gehandelt werden, wieso arme Menschen in eh verarmten Laender missbraucht werden ist das es nicht genuegend Organ Spender gibt.
    Das Risiko das irgendein Reicher einen Head-Hunter auf deine Niere ansetzt ist wesentlich groesser wenn man (und andere) nicht Organ Spenden und somit den Markt verknappen. Man sorgt mit der Verknappung auch dafuer das Aermere Leute keine Organe kriegen, weil die anderen mehr Ressourcen haben um sich auf dem Markt zu bedienen.
    bitte lege zahlen und berichte vor, die diese these als wirklich "einzigen grund" für das entstehen von organhandel klar belegen.


    .
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  9. #9

    Standard AW: Der große Bluff

    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    mit diesem vorwurfsvollen ton wirst du die leute, denen wichtig ist, dass ihre organe unangetastet bleiben, nicht erreichen. damit sagst du nur: "schaut mal, wie bescheuert eure weltanschauung ist, ihr könntet doch viel nützlichers mit eurer leiche anfangen!"

    selbst wenn du aus deiner pragmatischen sichtweise heraus nicht verstehen kannst, wieso jemand nach einer ideologie lebt, die organspenden widerspricht, solltest du dennoch respekt vor diesen menschen haben.
    Sagt wer?
    Für mich ist nicht nur aus pragmatischen, sondern auch aus moralischen Beweggründen das Recht eines Menschens auf Leben (durch Organspende in diesme Fall) höher zu gewichten als das Recht eines Menschens, unbedingt Organe im eigenen Leichnahm behalten zu wollen. Sicherlich ist eine solche Abwägung von Rechten moralisch nie einwandfrei zu gestalten, dennoch sind sie in der modernen Medizin täglich gelebter Alltag - viele Bereiche der heutigen Medizin wie Tierversuche, aktive und passive Sterbehilfe, Stammzellenforschung oder die Abtreibungsgesetze sind Kompromisse und Rechtsabwägungen die sich allesamt in einer moralischen Grauzone befinden.

    Davon einmal abgesehen sehe ich hier nach wie vor kein echtes Problem. Sollte jemand tatsächlich z.B. aus religiösen Gründen keine Organspende durchführen wollen, kann dies ja einfach verweigert werden - und schon ist das moralische Dilemma gelöst.

    Bei der Umkehr der Widerspruchsregelung geht es ja nicht darum, Spendeverweigerer zum Spenden zu zwingen, sondern die große Zahl aus Menschen die schlichtweg zu faul sind sich mit Organspende zu beschäftigen als potenzielle Spendergruppe zu erschließen - diese liegt momentan völlig brach. Schon rein was die Nachfrage angeht würden die Organe von Verweigerern dann gar nicht mehr benötigt, da bereits mehr als genug vorhanden wären.

    ich denke übrigens, dass es nicht überwiegend idealistische gründe sind, weshalb menschen ihre organe nicht spenden wollen. deshalb sollte man nicht immer wieder dieser gruppe die meisten vorwürfe machen. wobei vorwürfe bei einem so sensiblen thema wie gesagt sowieso quatsch sind.

    der hauptteil der organspende-verweigerer wird dies wahrscheinlich aus unsicherheit oder informationsmangel tun. und selbst, wenn man dann infomiert wird, bleibt immer noch ein restzweifel: wird mit meinen organen wirklich so verfahren, wie ich es festgelegt habe? steigt das risiko, dass man mich schneller für tot erklärt, weil ich als ersatzteillager wertvoller bin?

    ich kann diese zweifel sehr gut verstehen, denn eine medizin, die oftmals schon lange nicht mehr allein die gesundheit des menschen, sondern vor allem seinen geldbeutel im sinn hat, löst nicht gerade vertrauen aus. außerdem gibt es immer wieder fälle, die deutlich zeigen, dass ärzte nur ungern fehler zugeben und lieber die tatsachen verdrehen, um ihren eigenen blütenweißen kittel vor einer klage zu retten.

    ärztepfusch? ich kenne hier leider sehr viele beispiele aus meinem bekanntenkreis, bei denen das zu schlimmen komplikationen bis hin zum tod geführt hat. die ärzte selbst mussten in den meisten fällen deshalb keine konsequenzen tragen. mit diesen erfahrungen im hintergrund (da bin ich sicher nicht der einzige, der sowas schon erlebt hat), fällt es nicht gerade leicht, der medizin sein vertrauen bzw. seine organe zu schenken.


    .
    Hier irrst Du, denn diese Furcht ist unbegründet.
    Unser Problem beim derzeitigen System ist ja nicht, dass Ärzte zu viel und zu sorglos Organe entnehmen, sondern das genaue Gegenteil: Ärzte haben oft eine regelrechte Verweigerungshaltung gegenüber der Organentnahme, selbst wenn der Verstorbene diese ausdrücklich erwünscht. Denn die Ärzte eines Krankenhauses haben davon nichts, sie bekommen keine zusätzlichen Vergütungen oder sonstige Boni dafür - außer zusätzlichem Papierkram und möglichen Streitigkeiten mit Angehörigen. Dieser zusätzlichen Arbeit und Stress möchten sich nur wenige der ohnehin überarbeiteten Krankenhausärzte aussetzen - daher werden die Angehörigen eines Vestorbenen meist zur Verweigerung der Organspende bewegt.

    Würden unsere Ärzte alle Organentnahmen durchführen zu denen sie bereits heute berechtigt sind, gäbe es das Problem des Organmangels gar nicht in diesem Ausmaße. Die Umkehr der Verweigerungsregelung soll hier erst mal einen Bewusstseinswandel bei Ärzten und Bevölkerung schaffen - in anderen Ländern hat dies offensichtlich sehr erfolgreich funktioniert, und viele Leben konnten gerettet werden.

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