Ich habe die Neufassung bislang noch nicht gesehen. Vorwiegend aus Bequemlichkeitsgründen, denn seit ich aus der Schule raus bin, habe ich nicht mehr viel Englisch gesprochen :-) Daher kann ich mich bei meinen Ausführungen lediglich auf den Ur-Pilotfilm beziehen.

Das erste Mal bekam ich ihn in der Erstausstrahlung auf ProSieben zu gesicht. Das muss so um 1995 gewesen sein, denke ich. Bis dahin war ich beinharter Trekkie, der nach dem Ende von TNG aber eher enttäuscht war, wie sich das Trek-Universum weiterentwickelte. So sehr ich es auch wollte, ich konnte mich mit DS9 nicht anfreunden. Und so kam mir die einzige alternative Space Opera, nämlich B5, gerade recht.
Nun, mein erster Eindruck war: Hm, na ja... Interessant, aber so doll auch wieder nicht. Insbesondere die Computeranimationen erschienen mir recht gewöhnungsbedürftig, war ich aus der Trek-Welt eigentlich nur allerschönste Modellaufnahmen gewohnt.
Die Aliens (allen voran G'Kar) gefielen mir recht gut, aber Kosh? Das war für mich schon arg befremdlich... Solche Aliens schienen mir lediglich in Nebenrollen zu funktionieren, und nun sollen sie Angelpunkt einer kompletten Serie sein?
Und dann der Soundtrack: Kein breites Orchester, stattdessen fremdartige, psychedelische Klänge aus dem Rechner.
Ja, ich tat mich schwer mit diesem kleinen, aber hartnäckigen Herausforderer des Trek-Franchise.

Kürzlich habe ich den Film erneut gesehen. Und nachdem ich spätestens seit der 2. Staffel zum Fan geworden war, fällt mein Urteil heute anders aus.
Die Tricksequenzen folgen der (späteren) B5-Tradition. Ja, in diesem Universum ist man als "Fiver" zu Hause. Ohne Frage entsprechen sie nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik, aber das stört mich herzlich wenig. Und wenn man bereit ist, den Animationen Glauben zu schenken, offenbart sich bereits hier eine spektakuläre Galaxis.
Etwas störender empfand ich den experimentellen Status der Aliens, speziell Delenn, Kosh und G'Kar. Denn im Vergleich zur Serie wirken sie geradezu fremd, das sind nicht die altbekannten, liebgewonnen Charaktere. Wenn man den Film als Stand-alone ansieht, ist das zwar kein Kritikpunkt, aber ich kann einfach nicht die 5 Jahre / 5 Staffeln, die ihm folgten, ausblenden. Was Kosh betrifft, widerspricht in Teilen sogar den späteren Erkenntnissen über die Vorlonen.
Der Soundtrack mag mir auch heute noch nicht gefallen. Weniger auf Grund seiner Machart, sondern weil er nicht in der Kontinuität zur Serie steht. Ein Blick auf Babylon 5 - Aber ohne Musik von Christopher Franke? Ein Sakrileg!
Storymäßig gibt es nicht viel zu bemängeln. Insgesamt führt er die Station und die Charaktere gelungen ein und deutet bereits vieles an, was im Verlauf der Serie weitergeführt wird. Daher ist er im Komplex unverzichtbar, und umso ärgerlicher ist es, dass er stilistisch nicht hineinpasst.
Die Darsteller... Sinclair agiert hier doch merkwürdig hölzern. Dr. Kyle scheint eine Überdosis Schlafmittel intus zu haben. Commander Takashima wäre vielleicht als Vize eines Juso-Ortsvereins geeignet, aber gewiss nicht als Kommandantin einer Raumstation. Und Lyta scheint eher in einer Daily Soap zu Hause zu sein. Sorry für meinen Zynismus :-) Aber mit grandiosem Theater hat das nichts zu tun. Einzig Londo, G'Kar und Garibaldi gefallen und machen Lust auf mehr.
Zu banal die Dialoge, zuviel Leerlauf in einer doch spannenden Story, zuwenig "B5-Feeling", diese Vorwürfe muss sich der Pilot trotz allem gefallen lassen.

Insgesamt ist es nur schlüssig, dass eine Special Edition veröffentlicht wurde. Denn in der vorliegenden Fassung passt der Film nicht zum B5-Kanon und hat allzuviele Schwächen, um zu begeistern. Die Serie war grandios und hat es geschafft, frischen Wind ins Genre zu bringen. Es ist markant, dass sich später selbst Star Trek an dem anfangs müde belächelten Herausforderer zu orientieren, wobei B5 stets die Überhand behielt.