hi!
Natürlich hatte der Pilotfilm Schwächen und war verbesserungsfähig, aber mal ehrlich, für welchen Pilotfilm gilt das nicht? Und natürlich konnte JMS mit 6 Jahren mehr Erfahrung als EP I auf dem Buckel einen besseren Film hinbekommen. Wäre ja traurig, wenn das anders wäre.
Ich glaube, mich stört weniger, dass Neulingen die SE empfohlen wird, sondern mehr diese Haltung, dass der ursprüngliche Pilotfilm etwas in B5s Geschichte ist, was man besser vergessen sollte. Das finde ich wirklich unangebracht. Bei klassischen Science Fiction Filmen, die zu ihrer Zeit große Hits waren und die im Nachhinein antiquiert wirken, tut das kein Mensch. Auch versucht man normalerweise dort nicht gleich, den Leuten den Director's Cut zu "verkaufen". Und von wievielen Star Trek Fans hört man Warnungen vor dem Pilotfilm von ST:TOS oder ST:TNG?
Warum kann man nicht wie bei anderen Filmen verfahren und einfach den Leuten sagen, dass zwei Versionen existieren, von denen die eine sechs Jahre später überarbeitet worden ist, ohne gleich von der einen oder anderen abzuraten? Man sollte doch heutzutage auch von Sci-Fi-Fans ein bisschen TV-historisches Verständnis erwarten können, dass die Medienlandschaft vor 15 Jahren anders aussah und auch die SFX nicht auf dem heutigen Stand waren. Die Star Trek Leute machen doch auch keine solchen Verrenkungen, um zu erklären, warum die TOS- und TNG-Serien nicht mehr zeitgemäß aussehen und auch im Hinblick auf Plot und Pacing nicht mehr zeitgemäß sind. Wer damit nicht umgehen kann, für den ist es ohnehin besser, wenn er nur Shows aus den letzten fünf Jahren ansieht.
JMS' Haltung finde ich in dieser Sache keineswegs unverständlich. Das mit den "Chancen nicht gefährden" hast du sehr optimistisch formuliert, denn eigentlich wurden der Show keine Chancen eingeräut. Ich finde es schon erstaunlich genug, dass man von ihm überhaupt irgendwelche selbstkritischen Töne hörte.
Jedenfalls, um auf den Pilotfilm zurückzukommen, der hatte es in B5 schwerer als vergleichbare Pilotfilme für Trek-Serien, weil er nicht auf ein vorhandenes Universum bauen konnte, sondern ein völlig neues einführen musste. Ich finde, er leistet in der Hinsicht (in beiden Versionen) ziemlich viel. Vielleicht hat er sich zuviel vorgenommen, denn was man mE wirklich kritisieren kann, ist dass die eigentliche Handlung um das Attentat in der ganzen Exposition gradezu erstickt. JMS hatte sich da wohl zum Ziel gesetzt, das ganze Universum in einem Schlag einzuführen, was in einem 90 Minuten-Film einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist. Gut gemeint, aber da wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Ich finde, in Midnight ist das in der halben Zeit beinahe besser gelöst.
lg
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