"Born to the Purple" finde ich eine recht schöne Charakterstudie über Londo Mollari, in der seine schon in "Midnight" gezeigte Neigung bestätigt wird, über seine persönlichen Gefühlsbindungen die Beherrschung zu verlieren und alle Diplomatie fahren zu lassen. Im Pilotfilm war es sein Neffe Carn, jetzt ist es Adira. Sein Volk ist ihm wichtig, aber persönliche Bindungen sind ihm noch wichtiger. Man sieht hier auch, dass er keine hohe Meinung von sich selbst hat: er bezeichnet sich als einen verbrauchten alten Republikaner, der von besseren Zeiten träumt. Aber er hat auch seine guten Seiten: Er versucht, trotz ihres Diebstahls Adira zu schützen, vergibt ihr ohne Vorwürfe und lädt sie ein, zu ihm zurückzukommen.

Die Entscheidung, ausgerechnet Londo die erste Liebesaffäre in der eigentlichen Serie zu geben, ist natürlich höchst unkonventionell, und wie Cornholio schon in seinem Review schrieb, meiner Meinung nach sehr gelungen inszeniert und gespielt.

Die Einblicke in die Centauri-Gesellschaft, die man hier bekommt, sind wirklich erschreckend. Es scheint sehr vieles über Intrigen und Erpressung mit schmutzigen Informationen zu laufen - wer nicht mitspielt, endet wie Adira als Sklavin, und das im eigenen Volk. Der Hintergrund von Koshs "They are a dying people" bekommt hier langsam Gestalt.

Was Sinclair angeht, auch hier wieder eine Bestätigung seines Verhaltens in diplomatischen Dingen, das er schon in "Midnight" zeigte: Er will den Euphrates Vertrag unter Dach und Fach bekommen, und dazu sind ihm auch manipulative Mittel nicht zu schade. Er nutzt Londos Situation aus, um ihn zur Zustimmung zu bewegen, schleicht sich inkognito durch B5s Unterwelt, veranlasst Talia, die Psi Corps Regeln ein wenig zu verbiegen und trickst G’Kar aus, um zu seinem Ziel zu kommen. Schließlich ist da noch die Szene mit Susan und ihrem Vater, die die ebenfalls in "Midnight" begonnene tragische Familiengeschichte Susans weiterschreibt.

Insgesamt trotz des etwas eindimensionalen Trakis gut gelungen; wenn auch keine weltbewegenden Ereignisse stattfanden, gab es sehr schöne Charaktermomente. Ich schließe mich Cornholios Wertung an: 3/5.