Ich glaube, dass Trek von Roddenberry durchaus als Utopie konzipiert war. Zwar halte ich es für denkbar, dass die Menschheit tatsächlich mal dahin kommt, aber der Zeithorizont (23. Jh.) ist mir da einfach zu unrealistisch kurz, und Roddenberry musste das auch klar gewesen sein. Die Show ist in den 60er Jahren entstanden und vor dem Hintergrund "kalter Krieg" wollte man ein optimistisches Zeichen setzen. Leider ist man in den Nachfolgeserien in diesem Raster hängengeblieben und das Ganze nutzte sich ab und entsprach nicht mehr dem "Zeitgeist". Spätestens Ende der 90er war in den Serien "Endzeitstimmung" angesagt (Akte X, Millenium etc.) und Treks Weltbild wirkte zunehmend fehl am Platz. Diese beginnende "Endzeitstimmung" hat sicher zu B5s Erfolg beigetragen. Es ist ja auch in seinen Annahmen über die Entwicklung der menschlichen Technologie viel konservativer.
Ich glaube es ist kein Spoiler zu sagen, dass in der ganzen Show nicht ein einziges Mal ein Problem mit technologischen Mitteln gelöst wird. Die Station hat nicht einmal einen Chefingenieur oder Wissenschaftsoffizier. Der Focus ist ein völlig anderer, JMS ist von seiner Ausbildung her Soziologe und Psychologe, während in Trek die Diskussion über künftige Techniken durchaus eine beträchtliche Rolle spielt. Ich halte deshalb von dieser ganzen Vergleicherei überhaupt nichts, denn die Ansätze sind völlig unterschiedlich. Trek ist eine Utopie, B5 eine eigenwillige Konstruktion von realistischer Zukunftsvision in einem Fantasy-Setting. Trek interessiert sich mehr für technische und wissenschaftliche, B5 mehr für soziale und menschliche Probleme. Beides ist für mich völlig legitim.
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