Leider hinke ich aufgrund meines Stresses in der Arbeit zur Zeit selber hinterher, und werde die Guide-Seite zu "Gefangen im Cybernetz" wohl erst Mitte der Woche präsentieren können. Inzwischen lade ich euch schon mal dazu ein, eure Meinung zur Folge kund zu tun, und habe nachfolgend den gewohnten Synchro-Original-Vergleich für euch:
Bis auf einen einzigen Fehler der mir wirklich ärgert war nichts aufregendes dabei. Man hat sich hier schon deutlich weniger Freiheiten genommen als gewöhnlich – wenn auch immer noch mehr als sein müsste.
- Gleich zu Beginn lauern zwei Männer Benson auf. Als dieser ihnen versichert in 24 Stunden zahlen zu können begründet er das im Original mit "It's not my fault". Einer der Schläger antwortet mit "Neither is this" und gibt ihm einen ordentlichen Haken in den Bauch. In der Synchro sagt Benson "Es gibt eben Schwierigkeiten" und der Mann mein darauf "Ja mein Junge, allerdings." Kein schlimmer Fehler, nicht wirklich sinnentstellend, aber unnötig, in meinen Augen.
- Wieder einmal legt die Synchro jemandem unnötig viele Silben der ohnehin deutlich komplexeren und "längeren" deutschen Sprache (im Vergleich zu Englisch) in den Mund. Auf die Frage seines Ritter-Kollegen wann sie Sinclair schnappen meint Ritter Nr. 2 im Original "Soon". In der deutschen Fassung wurde dieses einzige Wort, dass sich mit "bald" ja eigentlich recht klar und einfach übersetzten lässt, auf "So schnell wie möglich" aufgebläht.
- Benson meint beim Verhör vor Commander Sinclair und Garibaldi, dass er "manchmal ganz schön hart rangehe." Öhm, ja, super, aber es geht hier nicht um deine Bettgeschichten, Junge, sondern um deine Wettschulden. Ja ich weiß, war nicht so gemeint, aber irgendwie klingt das schon seltsam. Im Original sagt er, dass er das Limit bis ans – nun – Limit ausreizt (aber eben nicht darüber geht).
- Der Grund, warum der Scan von Delenn Dr. Franklin sehr bei seiner Arbeit helfen wird, bleibt dem deutschen Zuschauer leider verborgen. Im englischen Original weist er dezidiert darauf hin, dass es ihm darum ging, einen Minbari in bester Gesundheit scannen zu können, um sich in Zukunft daran orientieren zu können (und zu sehen, ob etwas nicht stimmt).
- Es kommt öfters vor, dass die Computer in der deutschen Synchro – egal welcher Serie – vermenschlicht werden und plötzlich eine Persönlichkeit erhalten. So meint der Computer auch hier zu Sinclair "Ich habe eine Lebensform entdeckt." statt einfach nur "One other life form detected."
- Garibaldi will Leute rausschicken, um nach Sinclairs Leiche außerhalb der Station zu suchen? Warum nicht, so wie im Original, diese kleinen Drohnen? Ergibt doch viel mehr Sinn, sollte man meinen.
- Wieder mal wird ein einfallsreicher Kommentar vergewöhnlicht: Ritter Zwei wirft Sinclair vor, man habe ihn aufs Schiff geholt, "hat sie gut behandelt" und dann hätte er die Erde verraten. Das Original ist hier nicht ganz so fade, dort heißt es "served you milk and cookies". Stimmt schon, der Sinn ist der gleiche, aber hier geht Babylon 5 viel von der sprachlichen Qualität verloren.
- Der angesprochene eine große Fehler der Synchro: Die Rückblende auf den Pilotfilm wurde nicht nur nicht so übersetzt wie damals, mit dem "Sie haben jetzt eine Lücke in ihrem Gedächtnis" deutet man zudem an, das hätte ihm ein Minbari damals vor 10 Jahren gesagt, bevor man ihn wieder heimgeschickt hat. Also entweder wollte man die Zuschauer nicht überfordern, mit dem Bezug zum Pilotfilm, oder die Synchroleute waren selbst überfordert...
- Sinclair plappert Delenn am Ende bei der Konfrontation im Zocalo mit völlig unterschiedlichen Sätzen voll ("Nein! Sie sagen nicht die Wahrheit. Ich erkenne Sie wieder."), während er im Original eigentlich immer nur "I know you" wiederholt. Auch hier wieder. Warum Sätze einfach aus dem nichts erfinden? Und wo wir schon dabei sind: Nachdem Sinclair Ritter Eins erschossen hat, meint Delenn zu ihm "Welcome back Commander". Warum man dies nicht wortwörtlich übersetzen konnte und stattdessen mit "Jetzt wird alles wieder gut" auffahren musste, ist mir auch unverständlich.
- Last but not least: Ritter Zwei deutet am Ende Sinclair gegenüber an, sie könnten ja ev. beide noch im Cybernetz gefangen sein. Ein kleiner Gag, der den Zuschauer zum Grübeln bringen soll, und auch wenn es davon abgesehen keine große Bedeutung mehr hat, was brabbelt er da in der Synchro von wegen "Sind Sie noch in der Realität, sind wir beide noch in der Realität"? das ist irgendwie genau das Gegenteil von dem, was er im Original sagt.
Damit ich nicht immer nur meckere: So mangelhaft die Übersetzung teilweise auch sein mag, die stimmliche Performance ist wieder einmal über jeden Zweifel erhaben, und auch bei der Besetzung der beiden Ritter – eigentlich unwichtigen Nebenrollen – hat man sich ordentlich Mühe gegeben, und mit "Odo" bzw. "Monk" und "Elrond" zwei prägnante Stimmen und professionelle Sprecher an Bord geholt, die ihre Sache wirklich gut machen.
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