Sagte Susan nicht, sie und Sinclair seien die einzigen, die für Erstkontakte geschult worden sind?
Die Sache mit der Hyperion zeigt die dunkle Seite der Erdregierung, die alleinige Kontrolle über die Epsilon3 Technologie haben will. Das steht allem, was B5 als Station repräsentieren soll entgegen. Lippenbekenntnisse über Diplomatie und Miteinander verlieren anscheinend ihre Bedeutung, wenn man eine um hunderte Jahre überlegene Technologie erhalten kann – denn dann müssen die anderen mit einem auskommen. Aus der Sicht der Regierung ist das gleiche Ergebnis erreicht: Frieden kann man herstellen, indem man das diplomatische Miteinander fördert, oder indem man die größte Kanone besitzt. Also mischt man sich prophylatktisch auch auf neutralem Territorium ein, bevor ein "böses, gieriges außerirdisches Volk" eine möglicherweise wertvolle Technologie wegschnappt. Das ist Earth Force scheinbar auch das Risiko einer Viertelmillion Leben wert.
Auf Seiten der Minbari lernt man Draal kennen, eine Art Gegenstück zu Neroon, und man erfährt von Veränderungen auf Minbar – Sinnkrisen, zunehmende Unzufriedenheit, unterschwellige Aggression, die Tendenz, Selbstbezogenheit über die Bedürfnisse anderer zu stellen. Die Führer vor allem der religiösen Kaste sind darüber nicht glücklich. Seine Entscheidung, Hüter der Großen Maschine zu werden, bringt der Station einen mächtigen Verbündeten.
Mehr Charakterentwicklung bei Garibaldi und Londo - Lise, Garibaldis ehemalige Flamme, taucht hier auf und in dem Zusammenhang erfährt man auch, dass Psi-Corps eine geheime Trainingsbasis auf dem Mars hat. Londo sieht die Narn und Centauri als "Victims of Mathematics" und ist offenbar überzeugt, dass die Fortsetzung dieses Konflikts unausweichlich ist. Mit seiner Entscheidung, auf den Planeten zu fliegen, zeigt sich seine Fähigkeit, sich voll und ganz für eine lobenswerte Sache einzusetzen – im Unterschied zu Landsleuten wie Lord Kiro ist Londo nicht von ausschließlich egoistischen Motiven getrieben.
Ich war recht dankbar für Dr. Tasaki und sein Team, die zum ersten Mal in der Serie sympathische Wissenschaftler sind, die ein echtes Interesse an Wissenschaft haben, anders als Jha'dur, IPX und der Psi-Corps. Weniger dankbar war ich für Captain Pierce, der sich mit Kelsey, Zento und Ben Zayn in die Reihe cartoonisher Bösewichter-der-Woche einreiht und dabei eher lächerlich als bedrohlich oder amüsant wirkt.
Insgesamt fand ich die Episode sehr gut gelungen, auch wenn sie jetzt nicht wirklich spektakulär ist. Aber besonders die Art, wie es hier ohne plumpe Exposition gelungen ist, wichtige Informationen über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse auf der Erde, auf Minbar und auf dem Mars einzuflechten, hat mir gut gefallen. Auch was die Kern-Charaktere betrifft, besonders Londo und Garibaldi, fand ich die Entwicklung gelungen. 4/5.
Als Lesezeichen weiterleiten