Ich möchte hier mal ein wenig bösartig sein.

Babylon 5 hat Charakterfolgen nicht nötig, weil die Charaktere Teil der Erzählung sind. Ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen bestimmen die Handlung mit, z.B. Garibaldis Alkoholismus, Franklins Stimsucht uvm. Das liegt vor allem daran, dass bei B5 die Story von Innen kommt. Die Station ist der Handlungsort und die Charaktere sind mittendrin statt nur dabei. Man bekommt auch die Konsequenzen ihrere Handlungen zu sehen, weil sie sich damit auch rumschlagen müssen.

Bei Star Trek (vor allem TNG, aber auch VOY und ENT), kommt die Handlung von außen. Das Schiff kommt zu einem Notfall dazu, löst ihn und fliegt weiter. Sie sind selten wirklich betroffen und mit den Konsequenzen muss sich auch niemand herumschlagen. Das bleibt anderen überlassen. Bei Star Trek dienen auch eher die Kenntnisse der Personen dazu, das Problem zu lösen und nicht der Charakter. Daher verwendet Star Trek auch eher Archetypen als Figuren. Picard als den weisen Krieger, Riker als jugendlicher Draufgänger, Troi als sensible Schönheit. Ihnen allen fehlt der Kratzer im Lack. Und genau dafür gibt es bei Star Trek die Charakterfolgen. In ihnen werden die Charaktere ausgelotet um die glaubwürdiger zu machen. Aber bereits in der nächsten Folge sind sie wieder wie vorher. Es geht also eher darum, ein Statement abzugeben, darüber, dass der Char mehr ist als das, was wir in jeder Folge von ihm sehen.

Star Trek neigt generell zu Statement-Folgen. Nehmen wir z.B. das Thema Homosexualität. In den neueren Serien wurde zweimal auf dieses Thema eingegangen. Einmal bei TNG in der Folge, in der sich Riker in den androgynen Shuttle-Piloten verliebt und ein anderes Mal bei DS9, als Dax auf einen früheren Ehepartner trifft, der nun im Körper einer Frau steckt. Gerade diese Folge (über die an anderer Stelle auch schon diskutiert wird wenn auch mit anderem Themenschwerpunkt) ist in der Hinsicht sehr plakativ. Denn das Schlimme an der Beziehung von Dax zu der anderen Trill ist nicht, dass sie eine Frau ist sondern dass es ein frührer Wirt ist. Hier wird ohne Logik ein Trill-Tabu erfunden, dass nur dem Zweck dient, zu sagen, dass Homosexualität ok wäre. Bei Babylon 5 reichte die kurze Erwähnung, das Franklin und Marcus Cole als schwules Paar zum Mars reisen um eine Aussage zur Homosexualität zu machen.

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