So, jetzt ist ungewollt noch eine weitere Woche verstrichen (was muss ich auch just zum ReStart von ReVisited nach Mailand fliegen ), jetzt soll es aber endlich weitergehen...

"Die Stunde des Wolfs" ist für mich nach wie vor der beste Staffelbeginn von B5. Einige Dinge, die bei den Staffeln zuvor etwas aufs Tempo gedrückt haben, wie JMS - verständlicher - Wunsch Neulingen schnell mal die wichtigsten Infos zur Serie und dem Handlugnsrahmen zu vermitteln, treten hier weniger deutlich auf. Einerseits, da JMS ca. ab Mitte der 3. Staffel es irgendwie aufgegeben zu haben schien, B5 noch sonderlich Einsteigerfreundlich zu gestalten, andererseits, da er mittlerweile doch etwas dazugelernt hat und es ihm gelingt, die diesbezüglichen Informationen weniger verkrampft in die Geschichte einzubauen.

So spannend und dramatisch wie die Folge zuvor ist "Die Stunde des Wolfs" zwar nicht, aber sie verschafft dem Zuschauer eine dringend benötigte und angesichts der Ereignisse auch innerhalb der Handlung nicht unverständliche Atempause. Die Schatten sind immer noch völlig verstört vom Angriff und müssen sich erst neu gruppieren, während die Vorlonen ebenfalls auf solch ein Ereignis nicht vorbereitet waren und (noch) nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Gleichzeitig ist aber auch die Allianz mit Sheridan's Opfer in ihren Grundfesten erschüttert. Obwohl er mit seinem vermeintlichen Tod den wohl größten Schlag gegen die Schatten überhaupt geführt hat, sind die Verbündeten angesichts der Tatsache, dass er nicht lebend zurückgekehrt ist davon überzeugt, dass eine Fortführung des Kampfes sinnlos wäre. Da man sich ohnehin nicht erfolgreich gegen die Schatten stellen und dies auch überleben kann.

Die düstere Grundstimmung, die von allen an Bord Besitz ergriffen hat, fand ich schon immer sehr berührend. In den letzten 3 Staffeln sidn einem die Figuren halt doch ziemlcih ans Herz gewachsen - sie jetzt so verzweifelt zu sehen tut einem in der Seele weh. Gut gefallen hat mri auch schon immer die Szene mit G'kar in Garibaldi's Quartier. Als er bemerkt, dass alle auf Garibaldi vergessen zu haben scheinen, habe ich mich bei der ersten Sichtung ebenfalls dabei ertappt, und fühlte mich richtiggehend schuldig. Dass gerade er sich nun auf die Suche nach ihm machen will, zeigt wieder einmal, wie weit die Figuren in den letzten Staffel gekommen sind und wie sich ihre Beziehungen zueinander verändert haben.

Für Londo wird indes auf Centauri Prime ein Alptraum Wirklichkeit. Er beginnt nun endgültig, die Folgen seiner Allianz mit Mr. Morden und den Schatten zu versethen und begreift, dass diese auch für ihn und sein Volk schreckliche Auswirkungen zu haben droht. Dass der erste Teil seines Alptraums Wirklichkeit geworden ist überzeugt ihn endgültig davon, dass es für sein düsteres Schicksal in der Zukunft scheinbar kein Entrinnen gibt. Es ist eine tolle Szene, die mir jedesmal einen kalten Schauer über den Rücken jagt (und an JMS, dass er auf Londo's Anzug geachtet hat!). Jedenfalls sollte sein Schock über Cartagia's Wahnsinn und die Übersiedlung der Schatten ihn hoffentlich bei allen wieder sympathischer machen...

Interessanterweise ist so ziemlich die einzige Szene, wo man wirklich versucht Spannung und Dramatik hineinzubringen, nämlich der Flug des weißen Sterns nach Z'ha'dum und die Begegnung mit dem Auge, für mich eine der Schwächsten. Weiß nicht warum, irgendwas an der etwas einfallslosen Inszenierung reißt mich eifnach nicht wirklich mit. Und auch wenn ich nach "Z'ha'dum" noch dachte, Sheridan wäre wirklich gestorben, war mir zu Beginn der Episode dann schon recht bald klar, dass er zurückkehren wird - weshalb mich JMS' Täuschungsmanöver von wegen "ich spüre ihn nicht, er ist wohl wirklich tot" nicht wirklich überzeugen konnte. Der erste Blick auf den gestürzten Sheridan und Lorien entschädigt dafür dann aber wieder.

Alles in allem nimmt JMS nach dem hochdramatischen Finale der vorangegangenen Staffel wieder etwas Tempo weg, und nimmt sich ausreichend Zeit, die dortigen Geschehnisse zu verarbeiten. Dass es dennoch nie fad, dafür sorgen die düstere Grundstimmung, die vielen interessanten Entwicklungen und die zahlreichen offenen Fragen, deren Beantwortung man schon sehnlichst erwartet.
8/10