Mit "Rückkehr vom Schattenplaneten" werden sämtliche Handlungsstränge konsequent fortgeführt. Auf der Station plant Delenn ihren großen Angriff auf Z'ha'dum, sieht sich deswegen aber immer mehr Widerstand gegenüber. Viele Völker haben Angst, dass man dadurch die Schatten erst wieder auf sich aufmerksam macht. Rückwirkend und nüchtern betrachtet ergibt die Argumentation von wegen "es ist noch niemand lebend von Z'ha'dum zurückgekehrt" nur bedingt Sinn, aber dies dient natürlich in erster Linie der Rückkehr von Sheridan, die zwar sehr vorhersehbar, aber dennoch saugut inszeniert wurde. Genial auch der Dialog "We thought you were dead!" "I was. I'm better now." Auch die schauspielerischen Leistungen sind in dieser Szene wieder mal großartig. Vor allem auf Mira Furlan und ihre Reaktion als sie Sheridan erblickt sollte man mal genauer achten - grandios!

Doch nicht nur Sheridan kehrt zurück, auch Garibaldi wird aus einem Raumfrachter gerettet. Seine Rückkehr gibt jedoch einige Rätsel auf. Was genau hat das Psi-Corps mit ihm angestellt? Warum hat man ihn wieder freigelassen? Hat man ihn einfach nur ausgefragt, und nun keine Verwendung mehr für ihn? Handelt es sich gar um einen Schläfer à la Talia? Jedenfalls ist man sich aufgrund seiner Rückkehr, die viele Fragen offen lässt, nicht so ganz sicher was man davon halten und ob man ihm trauen kann. Wobei zumindest seine misstrauische, mürrische Persönlichkeit immer noch die alte zu sein scheint, wie er am Ende beweist .

Und auch auf Centauri Prime geht es weiter: Cartagia droht G'Kar umzubringen, wenn ihm dieser auch weiterhin seinen Schrei verweigert. Für Londo's Pläne wäre dies eine Katastrophe. Doch G'Kar ist einfach zu stolz, um zu Schreien, und möchte seinen Peinigern diesen Sieg nicht gönnen. Und so muss er sich letztendlich zwicshen seinem Stolz und der Freiheit seines Volkes entscheiden. Die entsprechende Szene ist ungemein dramatisch, da wir während der Peitschenhiebe nicht wegblenden, sondern die Szene ohne Unterbrechung gezeigt wird. Jeder Hieb wirkt dabei wie das Ticken einer Uhr, und sowohl für G'Kar als auch für Londo scheint die Zeit abzulaufen. Dass sich G'Kar just bis zum allerletzen Peitschenhieb zeit lässt, mag man JMS als überdramatisch vorwerfen. Man könnte auch die Logik hinterfragen, warum man weiß dass er genau 39 überleben und just beim 40 sterben würde (er könnte durch die Gefangenschaft und Folter schon so geschwächt sein, dass es ihn bereits bei 35 dahinrafft). Aber da die Szene sehr packend war und es zudem zu G'Kar passt, sich diesen Schrei erst im allerletzten Moment zu "gönnen" und damit sich und Londo zu erlösen, will ich es mal verzeihen. Sepia's Kritik bezüglich der munter im Garten intrigierenden Londo und Vir muss ich aber leider so unterschreiben.

Für etwas auflockernden Humor sorgt zunächst die Suche von Ivanova und Marcus nach weiteren Allererster. Letzterer darf sich dabei in einem amüsanten Dialog als Jungfrau outen. Es ist klar, wen Marcus bei "sie weiß es noch nicht" meint, nur Ivanova scheint es nicht aufzufallen. Als man schließlich die riesige Flotte der Vorlonen entdeckt inklusive eines Schlachtkreuzers, der in seiner Größe einfach nur beeindruckend ist, wird es aber auch hier dramatisch. Zugleich versucht Lyta von Kosh2 mehr über die Pläne der Vorlonen zu erfahren. Wie er sie behandelt und dann auch für ihre Neugierde bestraft, zeigt wieder einmal, dass der erste Kosh ein ganz anderer, deutlich freundlicherer Vorlone war - und man fragt sich unweigerlich, welcher der beiden für die wahre Natur dieses Volkes repräsentativer ist. Am Ende, als man vom Angriff der Vorlonen, die gleich einen ganzen Planeten ausrotten hört, fürchtet man, die Antwort darauf zu kennen.

Fazit: Trotz kleinerer Schwächen überwiegen für mich ganz klar die positiven Aspekte. Es geht weiterhin spannend und dramatisch weiter, die Lage spitzt sich erneut zu und es gibt zahlreiche bedeutsame Entwicklungen. Schon allein die Inhaltsangabe zeigt, wie viel sich in dieser Episode tut. Es gibt bisher in der 4. Staffel noch keinen Ballast, die Spannungsschraube ist stattdessen fest angezogen, und lässt der handlung gerade noch so genug Luft um atmen zu können, und damit wichtige Szenen ihre volle Wirkung entfalten können. Trotzdem, ein beachtliches Tempo bei gleichzeitiger hoher Qualität in allen Bereichen (schauspielerische Leistungen, Musik, Inszenierung, Drehbuch).
9/10