"In hundert Jahren, in tausend Jahren" gefällt mir von mal zu mal schlechter. Bei der Erstsichtung fand ich sie noch durchaus interessant und faszinierend, aber mit der Zeit ist der Zauber - im Gegensatz zu vielen anderen B5-Folgen - mittlerweile etwas verflogen, und die Schwächen treten für mich stärker zu tage. Positiv ist natürlich, dass hier erneut mit dem üblichen Erzählschema gebrochen wird. Andererseits finde ich schon, dass die negativen Ereignisse die hier beleuchtet werden die Erfolge von Sheridan, Delenn und der ganzen B5-Crew, sowie ihre Opfer, ein wenig untergraben und dadurch unwichtiger erscheinen lassen - so als wäre all das umsonst gewesen. Vor allem, dass die Erde auch 500 Jahre nach dem großen Brand noch so rückschrittlich ist - ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll. Grundsätzlich bin ich ja ein Fan von Dystopien, mag es auch, wenn nicht alles "Friede Freude Eierkuchen"-mäßig abläuft, aber irgendwie war mir das nach dem großen Triumph zuvor ein etwas zu großer Schlag in die Magengrube. Alles in allem weiß ich einfach nicht, ob ich diese weitere Zukunft überhaupt wissen wollte, bzw. ob man sie uns unbedingt erzählen musste.

Etwas objektiver fällt negativ auf, dass die Szene auf Babylon 5 mit dem gefangenen Garibaldi zu stark darauf ausgerichtet ist, die Zuseher trotz des Endes des Erd-Minbari-Krieges dazu zu ködern, auch für die letzte Staffel wieder einzuschalten. BTW, kann es sein, dass Sepia's Frage oben nie beantwortet wurde, oder habe ich es überlesen? Sie ist zwar nicht mehr aktiv, es sei aber festgehalten: Das waren die Nummern der Kamera. Wobei ich gerade auch dieses Segment schlecht inszeniert fand. Die Idee war ja gut, aber die "intelligenten Kameras", die genau wissen, wo sie hinschauen und was sie aufzeichnen sollen, haben für mich den angedachten Realismus völlig zerstört. Zudem wirkte es auf mich vor allem mit den teils starken Zooms auf die Gesichter fast wie eine Sitcom. Es hätte mich jedenfalls nicht überrascht, plötzlich Publikumsgelächter zu hören . Hier nur statische Kameraeinstellungen zu nehmen wäre in meinen Augen besser gewesen, auch wenn es die Szene vielleicht inszenatorisch eingeschränkt hätte.

Gut gefällt mir, wie am Ende der Episode ein Bogen zu Sinclair's Worten aus "Ein unheimlicher Fund" geschlagen wird, sowie der Auftritt von Delenn. Auch Garibaldi's Sternstunde finde ich nicht so schlecht, allerdings fand ich dieses Segment insgesamt nicht unbedingt überzeugend. Die ganze Motivation hinter der "Wiederbelebung" der Gedankenmuster der B5-Crew schien mir sehr verkrampft und weit hergeholt zu sein. Als ob allein dadurch, dass man z.B. jetzt George Washington als Fiesling darstellt, auf einmal die alte Welt gegen Amerika mobil macht. War mir einfach nicht nachvollziehbar.

Öhm... moment, war ich nicht eigentlich grad bei den Stärken? Die da wären... äääähh... äääähhh... Ägyptn! Ach so, ja genau: Das interessante Konzept (wenn die Ausführung auch zu wünschen übrig lässt), der Aufritt von Delenn und das Ende. Ebenfalls noch eher positiv sehe ich den Auftritt von Garibaldi, der düsteren Handlung sehe ich hingegen etwas zwiespältig gegenüber. Alles in allem für mich also doch eher eine durchwachsene Episode, und der einzige größere Ausreißer nach unten aus der 4. Staffel.
4-5/10