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Diktatur des Kapitals




Der Wahlkampf in Deutschland beginnt schon sehr bald wieder.

„Schwarz, Rot, Grüne sowie Gelb alles schimpft auf die Linke ... und manchmal heisst es in einigen Bundesländern: „Wir haben die bösen Ex-Kommunisten zur Macht eingeladen.“
So ein Kommentar in einer grossen deutschen Sonntagszeitung vergangener Tage.

Böse?
Wie polemisch diese Einstellung doch ist.

Doch was ist wirklich böse für die Menschen und die Gesellschaft?
Was hat in Wahrheit zu der Überreaktion von Islamisten gegen das „böse“ Amerika geführt?

Nein, nicht die friedliebenden, gelassenen und warmherzigen Amerikaner selbst, sondern deren Ideologie vom „American way of life for the world.“

„Making money“ ist die Devise, doch das geht immer auf Kosten der Schwächeren. „Making money“ ist niemals pro Gemeinwohl und zum Wohle von sozialer Gerechtigkeit.

Wir haben es „live“ erlebt, als die Luftfahrtgesellschaften der USA nur wenige Tage nach den Terrorangriffen auf New York und Washington abertausende Mitarbeiter auf die Strasse setzten, weil kurzfristig die Nachfrage nach Flugreisen rapide einbrach.

Soll das unsere Zukunft sein?
Soll das zum Wohle der Volkswirtschaft sein?
Motiviert das Menschen sich zu engagieren?
Wollen wir so miteinander umgehen?
„Shareholder value“ um jeden Preis!

So also sieht die Zukunft in den Köpfen der Mächtigen in der globalisierten Welt wirklich aus. Toll, es lebe und regiere das Kapital... der Mensch interessiert uns herzlich wenig!

„Kampf dem Terrorismus“ so die USA, doch es ist nur der Kampf gegen eine andere Vorstellung von Gesellschaftsordnung und Wertevorstellung.

Die Diktatur des Kapitals hat im Rahmen der Globalisierung zuerst die ärmsten Gesellschaften erreicht. Dabei wundern wir uns nur warum die Wut darauf nun ganz besonders groß ist – seltsam.

Lippenbekenntnisse sind es nun, die Besserung für diese Menschen geloben, doch es werden Lippenbekenntnisse bleiben, solange das was deutsche Millionäre an amerikanischer Einstellung so lieben, die neidlose Bewunderung ihres Reichtums, weiterhin die Mentalität der führenden Weltmacht bleibt.

Solange man lieber Millionäre für ihren Ferrari bewundert, statt sich Gedanken und Sorge über die Armen und Vergessenen zu machen, solange wird es keine wirkliche Gerechtigkeit auf dieser Welt geben.

Solange man sich zudem mit steuerlich absetzbaren Spenden für sein Reichtum „freikaufen“ kann, solange wird die Lüge neben dem Kapital mitregieren.

Unsere Medien sind nichtsdestotrotz, eigentlich als Plattform der Kritik und Kontrolle gedacht, auch weiterhin abhängig vom Gegenteil des Gesagten. Ein Widerspruch der es kaum erlaubt deutliche Kritik am Gesamtsystem zu äußern, da man ja selbst aus ihr erwachsen und finanziell davon abhängig ist.

Weiterhin abhängig von ständig zu steigernden Umsatzzahlen, abhängig von immer weiter zu steigernden Gewinnen. Der Mitarbeiter ist und bleibt nur so lange interessant, solange er zur Produktivitätssteigerung beiträgt. Der Begriff des „Humankapitals“ ist allein schon eine Kapitulationserklärung.

Wohin führt uns das alles?

Wir erleben tagtäglich das wir immer weniger für unser mühsam verdientes Geld erhalten (man nennt es Inflation), wir erleben gleichzeitig das wir auch immer weniger für unsere Steuern vom Staat erhalten (man nennt es Steuererhöhung).

Doch irgendwer verdient daran!

Es ist eigentlich so simpel:
Die Wenigen die mehr haben, wollen immer mehr und die Vielen die wenig haben, denen wird weiter immer mehr genommen.

Wohin das führt haben wir in diesen Monaten erlebt. New York ist ein schreckliches Beispiel für Unzufriedenheit und Gerechtigkeit auf der Welt. Die Wall Street auf der einen und die Bettler unter der Brücke auf der anderen Seite.

Argentinien auch, aber auf andere Weise. Eine hungernde Bevölkerung hat sich die Lebensmittel aus den Supermärkten irgendwann einfach genommen - so weit kann es gehen. In Argentinien hat die Welt erstmals erlebt wohin eine freie, unkontrollierte Marktwirtschaft führt... zur Ausbeutung der Menschen. Fasst ist es schon wieder vergessen.

Eine traurige Bilanz muss leider bleiben:
Solange das Kapital regiert und solange jede Kritik an der freien Marktwirtschaft in den Medien verpönt ist, solange wird es immer weniger soziale Gerechtigkeit in der Welt geben!


Professor Heinz-J. Bontrup, Wirtschaftswissenschaftler an der FH Gelsenkirchen, formuliert es so:
„Unternehmen kannibalisieren sich gegenseitig, wenn sie nur dem Gesetz des Wettbewerbs folgen.“

„Das Wettbewerbsprinzip kennt nur Begierde und Macht als die Triebkräfte der Welt.“

„Die Neigung zum Monopol entspringt der Grundnatur des kapitalistischen Erwerbs.“

„Nicht der Mensch steht im Mittelpunkt, sondern er ist nur Mittel zum Gewinnmachen.“


Keine gute Aussichten!?!

Eine positive Vision für die ferne Zukunft habe ich jedoch:
„Erst wenn der letzte Baum gefällt, und die letzten Rohstoffe der Erde ausgebeutet wurden, hat auch die Ausbeutung des Menschen sich überholt!“

Positive Vision?
Nicht wirklich, aber immerhin ein „Ende-Datum“!



Und so findet man ebenfalls Ursachen:

Das Dilemma des Zinskapitalismus
(Es folgen Zitate aus dem aktuellen Buch von Günter Hannich, Copyright-Hinweis am Schluss dieser Zeilen)

„Der Wucherer ist mit vollstem Recht verhasst, weil das Geld hier selbst die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward. Denn für den Warenaustausch entstand es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. ... Der Zins aber ist Geld von Geld, so dass er von allen Erwerbszweigen de naturwidrigste ist.“
(Aristoteles, griechischer Philosoph)



Unsere Weltordnung gilt heute offiziell als sicher und als große Errungenschaft, erlernt aus den Fehlern der Geschichte. Nach dem Scheitern des Kommunismus und dem Ende der Ost-West-Konfrontation scheinen keine Alternativen zum kapitalistischen System mehr denkbar zu sein. Diese sogenannte „Beste aller Welten“ zeichnet sich nach Meinung der Verantwortlichen durch stetiges Wirtschaftswachstum und Stabilität aus, was langfristig allen Menschen der Welt zu einer glücklichen Zukunft in friedlicher Umgebung verhelfen soll.

Was die Medien in diesem Zusammenhang gerne vergessen, sind die Hintergründe des Systems. Wer jedoch diesen Funktionsmechanismen auf die Spur gekommen ist, erkennt, dass unsere Geldordnung den entscheidenden Faktor in der Menschheitsentwicklung darstellt. Der Kapitalismus ist dabei auf ständige Expansion angewiesen, andernfalls kommt es zum schnellen Zerfall. Wie ein Krebsgeschwür muss das Finanzsystem immer größere Teile der Gesellschaft vereinnahmen, um selbst am Leben zu bleiben. Da jedoch in einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum möglich ist, muss die Gesellschaft wie wir sie kennen zum Zusammenbruch verurteilt sein, solange die Zerstörungsmechanismen nicht beseitigt sind. Alle großen Kulturen sind am falschen Geldsystem zugrunde gegangen und es gibt keinen Grund, warum heute die Entwicklung anders verlaufen sollte.
...
Der auffälligste Hinweis darauf, dass das Finanzsystem auf einen Zerfall zusteuert, stellt die auseinaderklaffende Schere zwischen Geldvermögen und Verschuldung dar. Jeder Euro, welcher heute als Vermögen existiert, ist verzinst angelegt. Durch den Zins wächst das Geldvermögen jedes Jahr weiter an. Damit Zinserträge weiter fließen können, muss das angewachsene Geld wieder verliehen werden. Was der eine als Zinsgewinn hat, muss ein anderer als Verschuldung verbuchen. Es entsteht also ein Verschuldungszwang, indem die Zinsgewinne automatisch zu einer ansteigenden Gesamtverschuldung führen müssen. Ein Schuldenabbau ist deshalb niemals möglich. Im Gegenteil: die Schulden müssen bis zum Bankrott explodieren.
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Ein „Wegsparen“ der Verschuldung, wie es heute in Politik und Medien propagiert wird, ist jedoch volkswirtschaftlich unmöglich.
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In diesem System hat die große Mehrheit der Bevölkerung wenig Möglichkeiten, langfristig einer Verarmung zu entgehen. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich zunehmend.
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Obige Zeilen sind das einleitende Kapitel und weitere Zitate aus dem erschreckend spannenden und leider realistischen Buch des Diplom-Ingenieurs und Finanzexperten Günter Hannich, „Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise – Der Weg in den 3. Weltkrieg“ (Erschienen im Kopp-Verlag, ISBN 3-930219-34-4).