Ich habe den Film nun auch gesehen und wurde mal wieder zum Opfer überzogener Erwartungen. Am Ende hat mich der ganze Film enttäuscht. Ich möchte nun aber nicht sagen, dass TBK an sich schlecht ist - die Erkenntnis ist nur, dass ich offenbar der falsche Typ Zuschauer für diesen Film war...
Vieles hat mir sehr gut oder gar herausragend gefallen - insbesondere Heath Ledgers Performance. Jede Sekunde mit Joker auf dem Schirm war ein Hochgenuss. Allein, was der Kerl mit seiner Mimik anstellt, wie er in der Gegend herumschaut, wie er beim Zwinkern das linke Auge nachhängen lässt, wie er seine Zunge einsetzt, wie er es schafft, jeder Bewegung und Aktion, selbst dem Ballern aus dem LKW heraus eine absolut zufällige Komponente zu geben, ist schlichtweg genial. Die Story an sich war gut in Szene gesetzt, wendungsreich und nie langweilig, auch wenn sie auf vielen gängigen Filmklischees aufbaute (Hauptcharaktere sterben, um dann doch nicht tot zu sein, treten genau dann wieder in Aktion, wenn sie "Kavallerie" in einer ausweglosen Lage spielen können; der größte am gefährlichsten aussehende schwarze Kriminelle entpuppt sich als sanftmütig, die Cops fahren einen Aktionismus, der Jack Bauer in den Schatten stellt und sind trotz aller Ressourcen dem Schurken immer einen Schritt hinterher und müssen gefühlte 250 Mal feststellen, dass dieser alles "genau so geplant" hatte).
Das ist aber alles im Rahmen dessen, wovon man sich bei einem multimillionenschweren Hollywoodblockbuster gut unterhalten lassen kann, wenn man seinen nervigen Realitätssinn und den ätzenden kritischen Geist, der ständig unpassende Vergleiche anzettelt, einfach mal ausschaltet und in die Filmwelt abtaucht, diese einfach als gegeben hinnimmt und das bunte (oder in diesem Fall eher düstere) Spektakel genießt. Willing suspension of disbelief nennt das der Engländer - und genau daran scheiterte es bei mir. Ich habe mir große Mühe gegeben, aber ich wurde immer wieder aus dem Film herausgerissen und habe ihn nur "von außen" verfolgt, statt wirklich involviert zu sein.
Großes Problem für mich war die Implausibilität des Films. Immer wieder habe ich mir gesagt: Junge, das ist eine Comic-Verfilmung, was erwartest du? Trotzdem konnte ich einfach nicht darüber hinwegsehen, wie absolut unsinnig es war, wie der Joker vieler seiner Aktionen durchbekam. "Höhepunkt" des Ganzen war der Moment als er im Schwesternoutfit das Krankenhaus verließ, um es mit seiner Fernbedienung hochzujagen. Völlig ungestört lief er im Freien herum, lustig vor sich hingestikulierend.
Aber was macht man wohl, wenn man ein Gebäude evakuiert, von dem man befürchtet, dass es Ziel eines Terroranschlages wird? Man räumt es vollständig und vertrollt sich dann zurück an den heimischen Mittagstisch oder wie? Wie konnte da niemand mehr in der Nähe sein, um den frei herumlaufenden Joker einzusammeln? Und wie zum Geier konnte dieser überhaupt erst ein komplettes öffentliches Krankenhaus von oben bis unten unbemerkt verbomben?
Immer wieder schien es mir so, dass der Joker nur einen Gedanken fassen muss und sofort stehen ihm alle Ressourcen der Welt zur Verfügung, um beliebig viele Bomben, Atrappen, Schattenmänner etc. an beliebig vielen Orten zu platzieren. Je weiter die Handlung vorankam, desto unglaubwürdiger wurde das - vorallem in Hinblick auf die "Human Ressources" für seine Pläne, da sich ja eigentlich der Großteil des ortsansässigen "Mobs" im Knast aufhalten sollte...
Über die "movie physics" rede ich mal gar nicht weiter, hier setzt TBK leider Maßstäbe. Leute, die problemlos auf fahrende Autodächer springen, unverletzt sonstwo herunterfallen, aus dem Stand von einem vorbeifliegenden Flugzeug eingesammelt werden und an irgendwelchen Seilen hängend aus vollem Fall aufgehalten werden. Irgendwie ist es immer wieder ein sehr seltsames Verhältnis zu Beschleunigungen und Gravitation im Allgemeinen, was bei Hollywoodfilmen auffällt. Don't try this at home, kids...
Ebenfalls rausgerissen haben mich diverse Actionszenen mit Autos / Mottorrädern, bei denen man geradezu sehen konnte, wie langsam die Fahrzeuge *wirklich* unterwegs waren...
Die Technologie kann ich noch am ehesten Hinnehmen - das ist ja eh alles fiktional und versucht nicht, realistisch zu sein. Aber wie am Ende auf einmal ferngesteuertermaßen eine Sonar-Abtastsoftware auf *jedes* Handy in Gotham City kam, deren Daten gebündelt, ausgewertet und live an Batman gefunkt wurden, um ihm als Sehhilfe zu dienen - das war schon so absurd, dass es nicht einmal mehr trashig, sondern einfach nur bescheuert war.
Aber ihr seht schon - wenn mich sowas Kleingeistiges vom Filmgenuss abhält, ist mir eigentlich nicht mehr zu helfen.
Eins muss ich aber noch feststellen - und das lässt sich irgendwie für viele Hollywood-Blockbuster der letzten Zeit sagen: Die Darstellung der Presse schockiert mich. Sie ist entweder da, um (Ermittlungen) zu stören oder falschen Sachverhalten nachzugehen und diese skandalös aufzubauschen oder um als Sprachrohr für Terroristen zu dienen, deren Botschaften sie stets willig und ungefiltert wiedergibt. Traurig...
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