"Ich habe es geschafft!"
Damit haelt Watchmen den Rekord fuer den Comics, fuer welchen ich am laengsten zum lesen brauchte, - ohne das ich ihn zwischenzeitlich vergessen haette. Es brauchte etwas mehr als einen Monat. Womit es auch das Werk ist, das ich mit dem bisher groessten Unwillen zu Ende gelesen habe.
Es ist nicht so das Watchmen von A bis Z schlecht ist.
Es ist, in einigen Aspekten, noch nicht einmal das schlechteste was ich gezeichnet gesehen habe.
Das heisst ich habe es nicht nur zu Ende gelesen, weil er so viel kostete - auch wenn das ein starker Motivator war. Sondern weil er, nach den ersten Kapiteln doch einige staerke und wenige starke Momente hatte.
Von den negativ Punkten ist mir der Erzaehlstruktur und damit gewisser Weise die Dramaturgie als erstes wirklich stoerend aufgefallen.
Ich war von dem ersten Kapitel vorsichtig ausgedrueckt nicht allzu begeistert, aber hatte mich immerhin gerade daran gewoehnt und war bereit dem ganzen eine Chance zu gestehen besser zu werden. Einfach nur weiter zu lesen. Zwar war das beste am Kapitel, der etwas bemuehte Scherz am Ende, aber vielleicht braucht er etwas anlauf - dachte ich.
Da jedoch bekommt man, recht unvermittelt, vier bis sechs Seiten Charakter-Biographie vorgesetzt. Text. Purer Text, mit weniger als einer Handvoll Bilder.
Es ist nicht so, das ich Stilbrueche nicht mag.
Es gibt sehr viele Comics, ebenso wie Filme, die es schaffen im Stil zu wechseln und dabei - oder deswegen - interessant zu sein.
Im Fall von Watchmen war es ungalant und ein wenig als wuerde man dem Leser - zumindest mir - ein Brett vor das Schienbein nageln. Es fuegt sich nicht in den Erzaehlfluss des Comics ein, noch ist es - gerade in diesem Fall - eine Sache welche man nicht bildlich haette darstellen koennen. Es ist auch nicht derart gestaltet das man einfach darueber hinweg sehen koennte.
Auf mich wirkt es einfach da hingepfropft und ich kann nur Mutmassen an welcher Inkompetenz es wohl gelegen haben mag - Zeichner oder Autor - das es sich nicht in die Dramaturgie fuegt. Das der Comic als Literatur gewertet werden moechte ist gut, das man es in dieser Weise eines trocken Zynismus wortwoertlich umsetzt - in dem man ihm unmotiviert Textkloepse reinsetzt entsetzte mich. Zumal ich beim entsetzten voran blaettern feststellte das am Ende eines jeden Kapitel ein 'Klops' wartete.
Einige wenige Beschreibungen waren gelungen. Die Notiz Sammlung zu Sally, der Auszug aus der Ornithologie Zeitung, der Bericht des Grenzwaechter fuegten sich in die vorhandene Dramaturgie ein und wirkten richtig plaziert.
Der groesste Teil schaffte es jedoch, meiner Meinung nach, nicht.
Daneben gab es einen Comic im Comic.
Was an sich ein interessantes Konzept sein kann. Wenn es gut umgesetzt ist. Zunaechst einmal, vielleicht ist mir einiges bei Watchmen entgangen, aber darunter faellt sicherlich nicht das der Comic einen Bezug zu der darueber liegenden Geschichte hat. Es wurde sogar in einer Szene gut umgesetzt, in der die Auszuege des Comics ein Gespraech begleiten und dadurch eine gewisse duesterne, hoffnungslose Atmosphaere der Trivialitaet schaffen. Aber dafuer, das man als Watchmen Leser, in das zweifelhafte Vergnuegen kam den kompletten Comic serviert zu bekommen, reichte die eine Szene nicht.
Daneben stoert der Realismus, nicht auf die Geschichte des Comics bezogen, sondern darauf wie er erzaehlt wird und wie er dargestellt wird. Zunaechst spricht in dem Comic niemand. Das heisst man hat zwar den Erzaehler der die Panels begleitet, aber es wird kein wirkliches Wort verloren. Es ist zwar tatsaechlich so das alte Comics mehr begleitende Texte haben, aber selbst dort fehlt nicht jegliche Rede. Auch das der Charakter allein ist, sollte ihn nicht vom Reden abhalten, da war der alte Mann von Hemmingway noch geschwaetziger. Natuerlich ist es gefaelliger, fuer Watchmen, wenn man jeden Text in Kaestchen unterbringen kann. Nur eben nicht 'natuerlich'. Man haette sich dann auch ersparen koennen, Panels des Comics zu zeigen.
Die Begruendung wieso er Piraten-Comics liesst war akzeptabel aber nicht so unglaublich zwingend. Wenn es Krieg gibt, gibt es schliesslich auch Comics ueber den Krieg. Aber gut, geschluckt.
Gestoert hat mich mehr die Umsetzung und - zusaetzlich - das ich mich ein wenig als Leser beleidigt fuehlt wenn der Autor glaubt eine solch offensichtliche Storyhilfe einbauen zu muessen.
Der Rest der Geschichte von Watchmen wirkte dramaturgisch,... schlicht.
Zu meist etwas im zurueck genommen Tempo, wohl dem Nostalgie Anspruch sowie der angesiedelten Zeit geschuldet. Ruhig und langsam erzaehlt, das es an die Grenzen einer gemuetlichen Vorhersehbarkeit stoert, - selbst bei dramatischen Szenen.
Positiv stach lediglich die Betrachtung aus der Perspektive der unterschiedlichen Figuren hervor sowie das Schluesselbegegnungen aus der Vergangenheit aufgegriffen wurden.
Derart enttaeuscht von der Erzaehlstruktur, dachte ich mir das ich vielleicht die Zeichnungen nicht hinreichend gewuerdigt haette. Zumal irgendjemand behauptet das diese brilliant sein, das beste was Gibbons so gelungen sei. Nun und bei der Ultimate Version, steht dabei das es teilweise nochmals verbessert wurde.
Dazu sollte ich erwaehnen, ich mag den Stil als solchen nicht. Es gibt Faelle wo ich ihn akzeptiere und sehr selten wo ich ihn schaetze. Bei Gibbons war es auf den ersten Blick nie der Fall - V wie Vendetta und From Hell blieben allein der Optik wegen schon beim Comichaendler.
Also nahm ich Watchmen und vertiefte mich etwas in die Bilder allein.
Es blieb ernuechternd, und die Idee sorgte nicht dafuer das ich Respekt vor dem Comic bekam.
Die Farbgebung ist an einigen Stellen schlicht falsch und es wirkt an diesen Stellen nicht so als sei es absicht das Menschen gruenlich, blaeulich oder sonst wie bunt sind.
Die Farben als solche sind auch nicht klar in der Form wo sie bleiben sollten. Es wirkt als haette wer bei Malen-Nach-Zahlen ueber den Rand gemalt, - und das ziemlich grob. Es sieht auch nicht aus als sei es gewollt, so sind Panels, die wohl als wichtiger eingeschaetzt wurden, sauber gezeichnet.
Nun, dann waere da die eher schlichte Zeichnung der Gesichter, was die Darstellung von Emotion eher erschwert, - wobei ich aber anerkennen das dieser Stil wohl vollste Absicht ist.
Ganz und gar ueberhaupt nicht akzeptiere ich das beim Hintergrund, salopp gesagt, geschlampt wurde. Besonders deutlich sieht man dies, meiner Ansicht nach, bei zwei Sachen, Fotos und dem Comic-im-Comic von beidem bleibt, sobald sie in den Hintergrund geraten, nur noch Konturen uebrig. Nichtmals praezise Konturen. Sondern mehr hingewischtes "da ihr wisst das es da ist, denkt euch den Rest".
Aber auch andere Details gehen unter, wie Beispielsweise die Autos. Ohne den Anhang habe ich an denen nichts besonderes aus machen koennen. Eine optische, positive Ausnahme war Jons Uhrwerk-Schloss (wobei ich pers. es abgesehen vom Schauwert ziemlich nutzlos fand).
Die inhaltlichen Gimmicks hielten sich in Grenzen.
Ich habe mir nicht wirklich zugestanden das ich den Comic in allen Details aufmerksam wahrgenommen habe, teilweise da ich mich mehr frustiert durch den Text ackerte, als das ich alles genoss. Nun, entweder habe ich eine unglaubliche Wahrnehmung, oder aber der Autor haelt den Leser fuer unglaublich dumm. In dem Anhang, wo aufgezeigt wurde was so speziell an den Kapitel war fanden sich lediglich ein, zwei Details auf die ich nicht selbst kam. Nach dem ersten lesen. Darunter die Autos, die jedoch auch bei zweiter Betrachtung aussehen wie relativ normale Autos.
Den Inhalt selbst wuerde ich als grund solide bezeichnen.
Dabei haette ich erwartet doch etwas mehr ueberascht zu werden, mehr neue Ideen zu sehen. Wirklich herrausragend gut war jedoch m.E. nur das zweite Kapitel mit Jon. Der Rest war unterhaltend, aber nahezu erstaunlich wenig neu. Einzelne Thematiken wurden schon in anderen Comics angesprochen, andere mit gemaechlicher Ruhe dargeboten das sie allein deswegen nicht revolutionaer erschienen. Die Charaktere waren zwar ausreichend charakterisiert, aber mit der Ausnahme von Jon und Rorschach recht gewoehnlich.
Ein "Aha-Erlebnis" wie bei Astro-City fehlte doch.
Erfrischend vielleicht die Tatsache das am EndeWeniger erfreulichAchtung Spoiler!. Auch das endgueltige EndeAchtung Spoiler!konnte in der Aussage m.E. kaum begeistern. Die Moral-FrageAchtung Spoiler!Achtung Spoiler!
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