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Thema: Wie Glück wirklich entsteht - ganz ohne Illusionen

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    Standard Wie Glück wirklich entsteht - ganz ohne Illusionen

    Wie Glück wirklich entsteht - ganz ohne Illusionen

    (Eine Zusammenfassung und Auswertung - in eigenen Worten - mehrerer aktueller Artikel in BILD DER WISSENSCHAFT 2/2008 )

    Überall wird mittlerweile gerne „Glück verkauft“, von der Lottogesellschaft über Pharmakonzernen bis zu Regalen von Büchern in den Buchhandlungen oder hin zu Motivationstrainer oder gar Gurus welche die Verheißung feil bieten. Doch was ist wirklich dran und wie funktioniert der Mensch hierbei? Zunächst der ein oder andere Mythos widerlegt:

    „Geld macht glücklich“

    Nein. Beispielsweise ist das Pro-Kopf-Einkommen nach dem 2. Weltkrieg etwa verdreifacht doch für die wohlstandsverliebten Amerikaner hat es nichts gebracht - sie sind heute nicht glücklicher deswegen. Jeder materiell bedingte Glücksgewinn ist nur von kurzer Dauer und zudem wollen wir immer wieder auf gleiches Niveau wie die Bekannten und das ist eher anstrengend statt das es irgendwie zum glücklich sein betragen könnte. Genauso wie wir aber nur kurz uns am „belohnenden Effekt“ von Materiellem erfreuen können, genauso schnell können wir aber auch Schicksalsschläge wieder überwinden. Alles ist immer nur von kurzer Dauer.

    „Glück ist planbar“

    Falsch. Zunächst glaubt jeder schon ziemlich genau zu wissen was einem gut tut oder glücklich macht. Das stimmt nur nicht allzuoft. Man überinterpretiert im Vorhinein die Glückserwartung, beispielsweise wenn der Heimatverein gewinnt oder gar die Erwartung von Eltern an das erste Kind. Viele meinen es bereichere die Beziehung, jedoch zeigt eine Studie der Uni Bozen, das sich eher das Beziehungsglück verschlechtert und das bei immerhin etwa 80 %.

    Ein „Glücks-Rezept“ scheint es also wohl nicht zu geben. Laut Ruut Veenhoven sind diese Dinge jedoch Vorraussetzung für dauerhafteres Glück: Freiheit. Funktionierendes, korruptionsfreies Staatswesen. Persönliche Freiheit: Selbstbestimmer Beruf oder Beschäftigung. Sich mal was gönnen, wie zwei Glas Wein am Abend.

    Was aber ist die Ursache?

    Eigentlich liegt es an der Biochemie, den Morphinen im Körper. Diese werden schnell wirksam durch einen Schlüsselreiz ausgelöst, aber danach automatisch auch wieder langsam abgebaut.

    Somit kann niemand immer glücklich sein, kann niemand dauerhaft verliebt sein. Es geht nicht. Man sollte jedoch nicht dauernd nun deshalb wie Adrenalin-Junkies ständig den Kick suchen, sondern sich einfach darauf einstellen, das es ein auf und ab gibt.

    Die drei entscheidenden Stoffe sind hierbei: Serotonin, Dopamin und körpereigenes Morphium. Stickstoffmonoxid trägt dabei das Glücksgefühl vom Kopf in den Körper.

    „Lachen ist gesund“

    Ja. Dabei werden zudem die Abwehrkräfte gestärkt, es schützt vor Krankheiten und vermindert das Schmerzempfinden. Insgesamt sind es bis zu einem Dutzend Botenstoffe die den Cocktail des Glücksgefühls mischen. Je nach Dosierung und Ausschüttung nach Schlüsselreizen durch das Gehirn können wir lieben, lachen, weinen oder einfach nur lächeln. Jeder hat dabei auch ganz individuelle Reize. Beispielsweise einen bestimmten Duft oder ein Geschmack. Diese bleiben individuell und oft ein leben lang identisch.

    Die Ursache des Glücks ist jedoch eigentlich der Stress - und die Notwendigkeit, mit ihm fertig zu werden. Die Botenstoffe des Glücks belohnen quasi den Menschen für ein stressabbauendes Verhalten. Hierbei wird das Stresshormon Noradrenalin unterdrückt und die Anspannung verringert.

    „Hunger nach Glück“


    Durchaus. Dieser wird um so größer, je ungewisser der Ausgang einer Situation ist. Nach der ersten Glückswoge mittels Dopamin erfolgt die Umwandlung in Morphium. Aus Vorfreude wird dann Freude.

    „Ohne Holz kein Feuer“

    Stimmt. Nach Dopamin und Morphium übernimmt das Seratonin einen unspektakulären Part, denn es gleicht das Gemüt aus, dämpft Angst und Wut, vertreibt aber auch Kummer und Sorgen. Seratonin ist wie ein Kamin voller Holz, für die Freude.

    Was macht Glücklich?

    Vieles. Ob Musik hören, gutes Essen, Lieben oder Liebe machen - jedesmal sind die Glückshormone im Spiel. Jeder hat dabei natürlich auch individuelle Vorlieben, doch das Ergebnis ist immer das Gleiche.

    „Klebstoff zwischen ich und ich“

    In empirischen Umfragen nennen viele die Familie oder den positiven Kontakt zu Mitmenschen als Quell der Zufriedenheit. Warum die Bindung zwischen Menschen, zwischen Mann und Frau, Eltern und Kind, aber auch zwischen Freunden gut tut. Hierbei dient als zwischenmenschliche Beziehung neben dem Hormon-Trio auch der Stoff Oxytozin in Erscheinung. Dieses Hormon stritt besonders stark auf bei frisch Verliebten oder bei und nach der Geburt und - man mag es kaum glauben - bei einem guten und erfolgreichen Handel im Geschäftsleben.

    „Liebe macht blind“

    Ja (leider?). Hier veranlasst das Oxytozin den Stickstoffmonoxid Ausstoss. Er ist aber deutlich geringer als bei körpereigenem Morphium, was erklärt warum Beziehung zufrieden macht, aber keineswegs so euphorisch wie z.B. ein Bungee-Sprung. Doch worin unterscheidet sich aber nun die Liebe zwischen Eltern und Kinder oder zwischen Mann und Frau? Nun, zunächst werden erneut Oxytozine sowie Vasopressin frei und dabei auch Bereiche im Gehirn abgeschaltet die gewöhnlich die kritische Beurteilung des Gegenübers übernehmen. Wir bekommen Belohnung in Form des Glücksgefühls, andererseits wird die soziale Distanz verringert, indem wir Mitmenschen weniger kritisch beäugen. Liebe macht also tatsächlich blind und Schmetterlinge im Bauch. Man mag es nicht fassen, aber Vasopressin sorgt für Herzklopfen, verengt die Gefässe und lässt den Blutdruck steigen - und ist auch im Spiel bei ... Fieber.

    „Heiraten um glücklich zu sein, oder weil sie glücklich sind?“

    Empirische Umfragen zeigen ein interessantes Ergebnis: Vielen hilft es (zeitweise) und vielen hilft es überhaupt nicht sondern im Gegenteil. (Persönlicher Einwurf: Männer würden wohl eher sagen, damit sie endlich ruhe haben. ;-)) Bruno Frey von der Uni Zürich hält die Ehe ohnehin für eine „Veraltensanomalie“. So umschreiben Wissenschaftler eine irrationale Handlung.

    „Sonntagskinder“

    Ja, jeder ist selbst in der Lage das zu beeinflussen. Wie schaffen es manche nur die meiste Zeit glücklich zu sein und andere nicht? Die Glücklicheren verfügen noch nicht mal über besseres Aussehen, besseren Verdienst oder lebten gesünder. Das eigentliche Geheimnis scheint nicht zu sein, was sie tun oder mit ihnen passiert, sondern wie sie damit umgehen.
    Beispielsweise finden glücklichere Schüler oder Menschen eine Uni oder Arbeitgeber, der ihre Bewerbung abgelehnt hat, nicht mehr so attraktiv wie ursprünglich. Die anderen bleiben konsequent und ärgern sich. Allgemein denken Glückskinder weniger über sich selbst und ihre Gefühlswelt nach. Die Glücklichen!

    „Nachteil glücklich zu sein“

    Ziemlich glücklich zu sein, hat einen Nachteil: Es ist schwer noch glücklicher zu werden, denn beglückende Ereignisse verlieren an Wirkung, je häufiger man welche erlebt. (Deshalb spricht man auch von Adrenalin-Junkies, die immer wieder den Kick brauchen oder eine Steigerung suchen.)


    Somit wäre mein Fazit der bisherigen Forschung und Erkenntnis:


    Denke nicht so viel über deine Gefühle nach, sondern genieße das Positive wo und wann immer Du es triffst. Übertreibe nicht, damit Du auch offen bist für Neues und nicht schöne Momente kaputt machst weil Du nun mehr willst.


    Schöne Momente sind beispielsweise auch nur kleine Freuden, wie die guten Unterhaltungen mit Freunden.

    c: ich
    Geändert von Reiner (06.02.2008 um 19:37 Uhr)
    "Glaubst Du noch, oder denkst Du schon?" Giordano Bruno / "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein. /"Ich kann zwar die Bewegungen von Himmelskörpern berechnen, aber nicht die menschlichen Verrücktheiten." Sir Isaac Newton. / Das Mitlesen in diesem Beitrag ist verboten, wenn Ihr zu jung dafür seid. https://anchor.fm/reiner-krauss/

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