ich bin zur zeit wieder etwas rockiger drauf, hab lust auf deftige gitarrenriffs, ausgedehntes geschrammel, energischen gesang und wuchtige trommelschläge.

in dem liedtexte-thread (offtopic) erwähnte ich bereits Monster Magnet mit ihrem vorvorletzten album "POWERTRIP".
das möchte ich an dieser stelle nochmals wärmstens empfehlen.



es handelt sich dabei keinesfalls um mit wenigen akkorden gestampften rotzrock im stil von motorhead (die ich ebenfalls schätze), sondern viel mehr um durchwachsenen, vielschichtigen, aber immer noch sehr runden avantgarde-rock der härteren sorte. indie-fetischisten werden möglicherweise gerade bei "POWERTRIP" quängeln "aber sowas is doch nu kein avantgarde!". sicher ist es das auch nicht im klassischen sinne, dafür ist die scheibe wirklich zu rund, zu straight produziert. die monstermagneten wollten hier eben nicht die x-te psychedelic-nummer (aus der ecke kommen die jungs ursprünglich) abliefern, sondern ordentlich auf die 12 geben. schließlich fühlt sich dave wyndorf auf der bühne in markanter rockerpose mit geballter faust und wildem gestikulieren ziemlich wohl. songs wie die von "powertrip" sind gerade dafür bestens geeignet.
wer die texte liest, wird schnell merken, dass es allerdings nicht rock-typisch um beer, titties and motorbikes geht, sondern ne menge tiefgang inklusive einladender seelischer berg- und talfahrten geboten wird. der markante, charismatische gesang von wyndorf zellebriert dabei jede zeile so voller inbrunst, das mir selbst noch nach jahren die nackenhaare beim zulauschen zuberge stehen.

die monstermagneten werden gerade wegen ihrer früheren werke gern in die ecke "drogenmusik" gepackt. ich kann dazu nur sagen, dass ich weder damals als ich mir die scheibe (kurz nach erscheinen '97 oder '98) kaufte noch heute erfahrungen mit drogen gesammelt habe. trotzdem reißt mich die musik in einen starken rausch, der durch die gefühle, die sie in mir anspricht ausgelöst wird. insofern hat der name für mich auch ohne halluzinogene absolute berechtigung: dieses album ist im wahrsten sinne des wortes ein POWERTRIP!

auch die anderen alben sind empfehlenswert. wie schon gesagt, waren monster magnet vor power trip mehr im pychedelic rock zuhause.
einige ihrer scheiben sind bei amazon momentan für unter 10 EUR zu haben.


Die Apokalyptischen Reiter
"Samurai"


zu dem album kann ich noch nicht viel sagen. kenne nur ein paar probeschnippsel davon und das lied "eruption", welches derzeit per video im tv läuft, bisher jedoch leider ziemlich selten.
aber allein "eruption" riss mich derart mit, ich konnte mich den sympathischen herren und ihren einfallsreichen musikalischen überkreuzungen einfach nicht entziehen. im ersten moment scheints eine dieser mittelalter-bands aus dem osten im stil von "subway to sally" oder "in extremo" zu sein. doch ein paar klänge weiter tun sich schon neue musikalische pfade auf und ist man erstmal bis hierhin gefolgt, scheint der weitere stilmix kein ende zu nehmen. wie könnte man das beschreiben: mittelalterrockdeathmetallethnopopwavemusik usw. aber es geht gar nicht darum, den jungs eine medaillie für mutiges stilmixen zu verleihen. unterschiedliche musikrichtungen in einen topf werfen kann schließlich jeder, der sein instrument beherrscht. und das tun die reiter auf jeden fall. aber sie machen viel mehr als dieses schlichte zusammenquirlen. ihnen gelingt es, die jeweiligen zutaten absolut wohlschmeckend in einklang zu bringen. weder zu scharf noch zu sauer, nicht zu schmalzig und schon gar nicht ranzig, sondern frisch und lecker und zum immerwieder-aufwärmen.

was mir sofort gefiel war die lockere, unbefangene art wie die reiter an ihre musik heranzugehen scheinen. da war nicht das verkrampfte, was mich oft bei sogenannten indie-platten stört, aber auch nicht das zwanghaft glattgelutschte vieler mainstream-rock-produktionen. ich kann nur nochmal sagen, diese musik hat ws absolut frisches. frisch frisch frisch. frisch fromm fröhlich frei. wie auch immer. das ist feinstes gutelaune-liedgut, dem die besinnliche, nachdenkliche seite nicht abgeht. gerade jetzt, da sich der frühling langsam ankündigt, kommt derart frische musik wie eingeladen daher und lässt die rocksonne aufsteigen und auf mich scheinen.

außerdem sind die reiter thüringer. ich bin auch einer. aus thüringen kommen meiner meinung nach einige der besten mittelalterrock-kapellen überhaupt. irgendwie liegt es diesem völkchen im blute, musik aus der damaligen zeit gekonnt wiederauferstehen zu lassen. ohne parteiisch zu sein, bleibt unterm strich die feststellung, dass es die ossies in sachen mittelaltermusik einfach besser drauf haben als die wessies. ohne es zu wissen, hörte ich bei den reitern z.b. sofort, dass es ossies sind. nee, nicht wegen dialekt oder so. es ist eine art von unbeschwertheit und mutiger experimentierfreude bei rockmusik, die mir bei deutschprachigen westbands oft fehlt. vielleicht war es zumindest in diesem falle ein vorteil, mit der kultur der ddr großzuwerden. besser gesagt mit der musikkultur. was hier damals bands wie city, karat, stern-combo-meißen, elektra, puhdies usw. an rock-poetischer experimentierlust boten ist für meine ohren größtenteils interessanter als vieles, was in der alten brd in sachen "neue deutsche welle" rüberschwappte.

dass diese lebendige, vielseitige musikkultur mit bands wie den "apokalyptischen reitern" weiterlebt, selbst wenn sie beim ersten hören nur entfernt mit der damaligen musik vergleichbar sind, freut meine ohren und die restlichen sinne, die dadurch stimulliert werden.


so sind sie, diese thüringer: bescheiden, witzig, genial.