Gestern endlich gesehen und wurde nicht enttäuscht. Wieder einmal ist es gelungen, eine herrliche Komödie und Tiefgang zu einem gelungenen Film zu mischen, der sich positiv vom sonstigen faden und formelhaften Romantic Comedy-Einheitsbrei aus Hollywood abhebt. Wie schon "Beim ersten Mal" & Co. setzt er dabei zwar durchaus auf Humor - und auch auf ein paar traurigere Momente - dieser steht jedoch nicht unmittelbar im Mittelpunkt. Stattdessen geht es in erster Linie um die größtenteils gut ausgearbeiteten Charaktere. Sarah Marshall, Peter Bretter und Rachel Jansen dürfen dabei durchaus unterschiedliche Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen, udn nicht alle davon sind liebenswert (auch wenn Rachel hier eindeutig noch am besten wegkommt). Trotzdem wachsen einem alle drei Figuren als Herz, vor allem Sarah Marshall, die sich in einer großartig geschriebenen und gespielten Szene vom Biest zu einer tragischen Figur wandelt, und somit - spät aber doch - auch noch meine Sympathien gewinnen konnte. Einzig Rocker Aldous Snow fällt ein wenig in die klischeehafte Arschloch-Kategorie, wo man sich teilweise schonf ragen muss, was Sarah an ihm überhaupt gefunden hat. So extreme Ausmaße wie in anderen Filmen (z.b. "Party Animals) nimmt es zwar nie an, trotzdem ist schwer nachzuvollziehen, warum sie sich in diesen eingebildeten Egomanen verliebt hat. Eine der wenigen nicht wirklich gelungenen Szenen des Films ist jene, als Peter zu Aldous meint, er wäre ja eigentlich gar kein so schlechter Kerl. Wenn eine Filmfigur dem Zuschauer sagen muss "he seht mal, der ist ja gar nicht so übel" hat man einfach immer ein Problem. Ist aber kein tragischer Kritikpunkt...
Die Story zwischen Sarah, Peter und Rachel weiß absolut zu überzeugen und mit sowohl romantisch, als auch witzigen, als auch tragischen Momenten zuüberzeugen. Wichtig ist, sich in Erinnerung zu rufen, dass bei den Apatowschen Filmen der Humor zwar vorhanden ist und es zahlreiche zum schreien komische Szenen gibt, sich allerdings nicht Gag auf Gag reiht. Dass es dafür erneut gelingt, einerseits frecher und andererseits weniger tief zu sein als American Pie und Konsorten, streicht nur wieder heraus, wie hoch diese komödiantischen Talente rund um Judd Apatow einzuschätzen sind.
Jason Segel hat nicht nur - wie schon sein Kollege Seth Rogen - ein großartiges Drehbuch geschrieben, sondern beweist hier auch sein Talent als Schauspieler. Mila Kunis bekommt zwar etwas wenig zu tun, überzeugt aber mit einer äußerst charmanten Performance, die den Zuschauer fast dazu zwingt, sie ins Herz zu schließen. Kirsten Bell hat als schlussmachendes Luder die undankbarste Rolle, meistert diese aber mit Bravour. Es gelingt ihr dank des bereits agnesprochenen Dialogs auf großartige Art und Weise, aus einer potentiell ungemein unsympathischen Figur einen vielschichtigen Charakter zu zauben, und dabei viele verschiedene Facetten zu zeigen. Ähnlich wie Katherine Heigl in "Beim ersten Mal" für mich eine große positive Überraschung.
Abgerundet wird das positive Gesamtbild durch zahlreiche schräge Vögel, welche Peter auf Hawaii trifft. Dabei wird man auch auf zahlreiche aus anderen Apatow-Produktionen bekannte Gesichter stoßen, wie Paul Rudd und Jonah Hill. Ebenfalls hervorheben möchte ich den Soundtrack, der wirklich klasse beweist. Anstatt sich auf die gerade angesagten Hits zu stürzen, hat man sich genau die richtigen Tracks ausgesucht; gemeinsam mit einigen hawaiianischen Liedern sorgt dies für einen unwiderstehlichen Mix, den ich mir auf CD zulegen muss (muss gleich mal schauen, ob ein Soundtrack veröffentlicht wurde, und wenn ja, ob dort auch wirlich all die guten Songs enthalten sind).
American-Pie Fans und Liebhaberinnen der 08/15 romantischen Komödien seien vorgewarnt, dass sich dieser Film viel zeit für die Figuren nimmt, weshalb dieser Film nicht ganz so schnell durch die Handlung rast wie andere Vertreter. Dass man dafür die Charaktere besser kennen lernt und sie einem mehr ans Herz wachsen - und daher auch der "Pay-Off" am Ende viel größer ist, ist mehr als Entschädigung genug. Wer "40 Jahre, Jungfrau, männlich, sucht...", "Beim ersten Mal" und "Superbad" mochte, darf jedenfalls auch "Forgetting Sarah Marshall" (der dämliche deutsche Titel wird von mir bewusst boykottiert) nicht verpassen. Höchst empfehlenswert für alle, die die formelhaften, typischen 08/15-romantischen Komödien aus Hollywood satt haben, aber trotzdem nicht auf ihre Portion Humor und Romantik verzichten wollen... und für Männerbegleitungen sicher die deutlich bessere Alternative im Vergleich zu "SATC"![]()
Als Lesezeichen weiterleiten