Kasi hat shcon die Info zu den heutigen Folgen reingestellt, da bin ich mit meinen Reviews zu den ersten beiden Episoden der Staffel ja shcon fast zu spät dran .

06:00 – 07:00
Nun ist sie also endlich da, die 6. Staffel. Lange hat es gedauert, mehr als 1 Jahr, ehe die deutschen 24-Fans endlich in den Genuss der Auflösung zum ziemlich fiesen Cliffhanger der 5. Staffel kamen. Für die Fans aus der Schweiz oder aus Österreich, so wie mich, waren es gar fast 1-1/2 Jahre. Eine lange Wartezeit, die von Hoffen und Bangen geprägt war. Zuerst gab RTL II die Serie ab, dann bestätigte auch der österreichische Privatsender ATV dass er die 6. Staffel nicht mehr ausstrahlen würde – lediglich der schweizer Sender SF2 blieb der Serie auch weiterhin treu. Immerhin war in Deutschland mit Pro7 bald ein Sender gefunden, der Jack Bauer nur zu gerne eine neue Heimat bieten wollte. Eine Ankündigung, die jedoch auch mit einiger Skepsis aufgenommen wurde, hat der Sender doch die Angewohnheit, quotenschwache Serien schnell aus dem Programm zu nehmen. Auch die lange Wartezeit zwischen der ursprünglichen Ankündigung und dem letztendlichen Sendetermin Ende Juni hat nicht zur Beruhigung der Fan-Gemüter beigetragen. Und nun da es endlich losgeht kann man nur hoffen, dass die Quoten nicht zu sehr in den Keller rutschen – denn gerade bei einer Serie wie 24 wäre eine Absetzung vor Ende der Staffel extrem ärgerlich.

Aber nun wollen wir mal nicht den Teufel an die Wand malen sondern uns lieber mit dem Einstieg in Jack Bauers sechsten langen Tag befassen. Dieser war durchaus wieder recht gut gelungen, wenn auch – die schon bei den ersten Folgen der vorangegangenen Staffeln – die nervenzerreißende Spannung noch etwas gefehlt hat. Auch bin ich etwas skeptisch, was die Ausrichtung der Staffel betrifft. Nach der ersten Folge sieht es jedenfalls so aus, als wäre noch keine andere 24-Season so deutlich von aktuellen Ereignissen (Rucksackbomber) geprägt gewesen und hätte derart schamlos mit den Ängsten der Amerikaner gespielt. Wenn sich dieser Eindruck bestätigt, wäre das schon etwas was ich der Staffel ankreiden müsste – aber momentan lässt sich das noch schwer beurteilen. Zudem ist ein so klarer Bezug zu aktuellen Ereignissen und Ängsten nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance. Besonders deutlich wurde dies unter anderem gleich zu Beginn, als der Moslem in den Bus einsteigen wollte. Sicher kam es auch mir falsch vor, ihn nicht einsteigen zu lassen, nichtsdestotrotz war ich auch unsicher, ob er nun ein Terrorist wäre oder nicht. Hier wird insbesondere dem sonst etwas hochnäsig nach Übersee blickenden Europäer ein Spiegel vorgehalten, wenn man sich fragen muss: Wenn ich Busfahrer wäre, was hätte ich getan?

Nach dieser ersten Explosion und einer kurzen Zusammenfassung weiterer Anschläge der letzten Wochen (als Newsmeldung perfekt ins 24-Schema gebracht) gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit vielen altbekannten Figuren, wir machen zudem auch ein paar neue Bekanntschaften. Im weißen Haus hat David Palmer's Bruder Wayne seit ein paar Monaten die Präsidentschaft übernommen, als Berater stehen ihm neben Karen Hayes auch Thomas Lennox zur Seite. Verkörpert wird dieser von Peter MacNicol, dem Serienfan aus Numb3ers und Ally McBeal wohlbekannt. Diesmal spielt er jedoch – so ist zumindest mein erster Eindruck – eher einen Bösewicht, und vertritt als Hardliner teils sehr drastische Maßnahmen, wie die Internierung aller in den USA lebenden Moslems. Nichol macht seine Sache gut, wirklich überzeugen konnte er mich aber noch nicht – dafür ähnelt sein Spiel in Mimik und Gestik zu sehr seinen anderen Rollen. Perfekt gelungen ist allerdings die Synchronisation. Da Tobias Meister als Hauptfigur Jack Bauer bereits in einer deutlich wichtigeren Rolle besetzt ist, musste nun Ersatz gefunden werden. Olaf Reichmann macht seine Sache richtig großartig, und seine Besetzung macht insofern Freude, als dass er stimmlich nahe an Nicols bisherigen Synchronisation liegt. Da fällt der notwendige Sprecherwechsel nicht im geringsten negativ auf.

Auch in der CTU gibt es ein neues Gesicht: Nadia Yassir soll wohl als "guter Moslem" die Tatsache kompensieren, dass diese wieder mal als Bösewichte herhalten müssen. Noch war ihre Figur zu sehr im Hintergrund als das ich viel zu ihr sagen könnte, aufgrund ihrer Funktion als Rettung der political correctness gehe ich allerdings erst mal nicht davon aus, dass es sich bei ihr um einen Maulwurf handelt. Die restlichen Personen sind soweit bekannt: Chloe`s Mann arbeitet nun also auch für die CTU, zudem gibt es ein Wiedersehen mit Milo aus Staffel 1. Nachdem Chloe die Hintergründe des geplanten Gefangenenaustauschs erfahren hat, geht es dann auch schon zum kleinen Flughafen in L.A., wo die Maschine mit Jack Bauer an Bord soeben gelandet ist. Sein Auftritt ist für den 24-Fan schon ein Schock – wenn auch nicht gänzlich unerwartet. Er wirkt verwahrlost, schwach, teilnahmslos... in solch einer schlechten Verfassung haben wir unseren Jack jedenfalls noch nie erlebt. Von allzu langer Dauer ist dies allerdings nicht. Nachdem er von Buchanan und Curtis erfahren hat, warum er in die USA zurückgeholt wurde, nimmt er sofort die Verantwortung an und ist dazu bereit, sein Leben zu opfern.

Nach einer kurzen Körperwäsche scheint er dann auch – von ein paar Narben abgesehen – schon wieder so gut wie der alte zu sein. Eine Entwicklung, die dann vielleicht doch etwas zu schnell vonstatten gegangen ist. Großartig gelungen aber der kurze Dialog zwischen Bauer und Buchanan, in dem er ihm auch erklärt, warum es ihm verhältnismäßig leicht fällt, sein Leben zu geben. Da man Jack Bauer natürlich nicht gleich in der 1. Folge der neuen Staffel killen kann, musste nun noch ein Grund dafür gefunden werden, warum sein Tod doch relativ sinnlos – ja vielleicht sogar schädigend – wäre. Der angebliche Maulwurf stellt sich als wahrer Drahtzieher der Anschläge heraus, und nach einer knallharten Foltereinlage in der Jack Bauer wieder einmal einiges einstecken muss nutzt er die erstbeste Gelegenheit, um sich nach einer Einlage, die selbst Dracula zu ehren gereicht hätte, zu befreien und die Flucht anzutreten. Wie schon immer ist diese Handlung rund um Jack auch hier wieder mal Herzstück der Serie – während sich der Rest stark im Hintergrund hält. Dies ist zwar einerseits wohltuend, andererseits war nach der ersten Folge eigentlich noch kein zweiter Handlungsstrang auszumachen, was schon auch etwas irritiert hat. Etwas mehr sollten die ganzen anderen Figuren in den restlichen 23 Stunden des Tages schon noch zu tun bekommen. Aber ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit.

Inszenierung und schauspielerische Leistungen sind auf dem gewohnt hohen Niveau, lediglich Sean Callery's Soundtrack gefällt mir ehrlich gesagt von Staffel zu Staffel weniger – ein Trend, der sich leider auch mit Tag 6 fortzusetzen scheint. Unangenehm fällt auch wieder mal der schnelle Tag-Nachtwechsel auf. Seit Tag 1 hat man es sich hier immer wieder sehr leicht gemacht, und auch wenn ich mir vorstellen kann dass es ein logistischer Alptraum ist, zumindest 2-3 Szenen während des Morgengrauens hätte man uns schon gönnen können. Das größte Problem an der ersten Folge ist allerdings, dass der Einstieg trotz Jacks Rückkehr recht gemächlich und ohne große Höhepunkte vonstatten geht. Auch was die Spannung betrifft haben wir schon besseres erlebt – es war einfach zu klar, dass Jack Bauer natürlich irgendwie überleben muss. Und last but not least: Die Story rund um den jungen Attentäter (dargestellt von Kal Penn) erinnert sehr stark an eine ähnliche Geschiche aus Tag 4. Zudem wird hier wirklich auf extremste die Angst vor Moslems geschürt, wenn sich der gute brave junge von Nebenan als Terrorist herausstellt – und das, nachdem die guten braven Nachbarn ihn sogar vor den bösen schlimmen Nachbarn gerettet haben. Und auch die Kritik an der Verhaftung von Verdächtigen erstickt durch diese Wendung im Keim – denn auch wenn sie mit seinem Vater den falschen erwischt haben, der Verdacht, dass diese Familie auf die eine oder andere Art mit dem Terror verbunden ist war so falsch ja nicht. Hier beißt sich die Katze leider schon ein wenig in den eigenen Schwanz...

Fazit: Wie schon in den letzten Staffeln ist der Einstieg in Tag 6 wieder einmal eher gemächlicherer Natur. Trotz guter Szenen mit Jack fehlt es noch an Spannung und Dramatik. Potential für eine gute Season scheint aber durchaus gegeben.
Wertung: 7/10


6x02: 07:00 – 08:00
Die zweite Stunde von Tag 6 hat mir etwas besser gefallen als der für meinen Geschmack einen Hauch zu undramatisch ausgefallene Einstieg. Natürlich ist es ein wenig lächerlich dass zum wiederholten Male niemand Jack glauben will und er daher erst recht wieder auf eigene Faust arbeiten muss; zudem war es ein glücklicher Zufall, dass Al-Assads. Aufenthaltsort nur wenige Autominuten vom Unterschlupf der Terroristen entfernt war. Und dadurch, dass von vornherein klar war dass es Jack gelingen würde, Al-Assad zu retten, waren diese Minuten auch nicht ganz so spannend, wie man das von "24" bei einem entsprechenden ticken der Uhr sonst gewohnt ist. Auch die Handlung rund um Ahmed Amar empfand ich wieder eher negativ. Er wäre nicht der erste Attentäter der 24-Geschichte, der jetzt doch noch Zweifel an seiner Mission bekommt, zudem fand ich seine Handlung bisher sehr vorhersehbar. Und wie schon in der letzten Folge halten sich die anderen Geschichten noch sehr im Hintergrund; lediglich jene rund um Wayne Palmers Schwester spielte noch eine etwas größere Rolle, und schlug auch angenehm regierungskritische Töne an.

Doch das allein wäre noch kein Grund, diese Folge stärker einzuschätzen als jene zuvor. Was diesmal einfach wieder besser und spannender gelungen ist, ist die Handlung rund um Jack. Die wohl beste Szene der Episode war eindeutig, wie Jack den Verräter in Al-Assad's Reihen foltert, dann jedoch – aufgrund seiner eigenen negativen Erfahrungen – aufhört und sich sicher ist, dass er ihnen nichts mehr sagen kann. Eine Einschätzung, die sich nur wenig später, als Al-Assad mit deutlich weniger Skrupel zur Sache geht, als falsch herausstellt. Man sieht in diesen Szenen – dank Kiefer Sutherlands großartiger schauspielerischer Leistung – wie er mit seinem "Versagen" in diesen Momenten zu kämpfen hat, sich aber andererseits auch nicht sicher ist, ob es nicht vielleicht sogar besser ist, es ihn nicht zu einem besseren Menschen macht. Jedenfalls hatte ich seinen Gesichtsausdruck, nachdem Al-Assad meint er würde sich davon schon wieder erholen, so interpretiert, als wüsste er gar nicht, ob er das überhaupt sollte. Spannend wurde es dann auch noch einmal mit dem Attentäter in der U-Bahn. Vor allem, wenn man so wie ich erst vor wenigen Wochen auch in der L.A. Metro unterwegs war, fährt einem hier unweigerlich ein kalter Schauer über den Rücken. Und auch wenn es nur ein verhältnismäßig kleiner Erfolg war, so ist es endlich Mal gelungen, zumindest einen Plan der Terroristen zu vereiteln...

Fazit: Auch wenn es schon etwas spannender wurde, kann ich mich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Handlung momentan noch etwas auf Sparflamme geköchelt wird, und man sich das Beste noch für den Rest des Tages aufhebt. Nichtsdestotrotz nahm die Spannung in dieser Folge schon wieder spürbar zu – mal sehen, wie es weitergeht!
Wertung: 8/10